Die Mädchen (German Edition)
Möglichkeit, ein neues Leben anzufangen. Vielleicht
lernt er ja wieder ein junges Mädchen kennen. Hoffen wir, dass dem dann nichts
passiert.
„Übel“, entfuhr es Siewers.
„Wo stand der Artikel?“ fragte
Roman.
„LN.“
„Komisch, hab ich gar nicht
gelesen.“
„Und dann das Foto. Wie kann man so
was nur drucken?“ Siewers war fassungslos. „Das ist ja absolutes
Bildzeitungsniveau.“
„Steht ein Name dabei?" fragte
Behrend.
„Nein."
„Manchmal ist auch nur ein Zeichen
abgedruckt. Guck mal am Ende vom Text. Steht da vielleicht mh?“
„Mh für Mirco Hachmeister?“ fragte
Funke.
„Würde doch passen.“
„Hachmeister?“ rief Siewers
aufgeregt und sah von dem Bericht auf. „Das ist doch der Typ von heute Morgen.“
Dann stutzte sie. „Woher kennt ihr den?“
Funke erzählte von seiner Begegnung
mit ihm, woraufhin sie ihrerseits berichtete.
„Und was hat das jetzt zu
bedeuten?“ Behrend wirkte ratlos.
„Dieser Hachmeister scheint uns
weismachen zu wollen, dass Tuchel das Mädchen ermordet hat.“
„Ihr könnt euch wieder einkriegen“,
sagte Roman, der Siewers den Zettel aus der Hand genommen hatte. „Scheinbar hat
er den Artikel nicht verfasst. Das Kürzel ist ald."
„Trotzdem wollte der uns mit Gewalt
drauf stoßen."
„Und gehen wir darauf ein?“
Funke legte die Stirn in Falten.
„Ich kann es nicht ausstehen, wenn mich jemand manipulieren will und das hatte
dieser Typ garantiert im Sinn. Am liebsten würde ich es ignorieren, aber das
geht wohl nicht. Immerhin haben wir ein totes Mädchen. Da können wir uns Fehler
nicht erlauben, sonst würde sich die Presse wieder darauf stürzen. Was meint
ihr, was dieser ald dann erst schreibt?“
„Also reden wir mit Tuchel“,
schloss Behrend.
„Ja. Roman, das macht ihr. Aber
schön vorsichtig. Ihr dürft ihm nicht das Gefühl geben, dass der Artikel
irgendetwas mit eurem Auftauchen bei ihm zu tun hat.“
„Ob sich das vermeiden
lässt..." Roman schien skeptisch. „Und Hachmeister?“
„Den knöpfen wir uns ganz bestimmt
noch vor“, sagte Funke grimmig. „Irgendetwas stimmt mit dem nicht. Aber das hat
noch keine Priorität. Im Moment gibt es wichtigere Dinge, um die wir uns
kümmern müssen. Ich will mir nachher nicht nachsagen lassen, dass wir wertvolle
Zeit verplempert haben. Vielleicht könnt ihr ja mal den Namen bei Tuchel fallen
lassen und sehen, wie er reagiert. Ich sag der Thaler schon mal Bescheid, dass
sie etwas über ihn rausfinden soll. Und wenn wir uns dann mit ihm beschäftigen,
nehmen wir diesen ald dann auch gleich mal unter die Lupe."
„Ja. Es ist schon merkwürdig, dass
er genau wusste, wann Tuchel entlassen wird. Anscheinend hat ihn da jemand ganz
genau im Auge behalten."
„Fragt sich nur warum.“
Das Telefon auf Funkes Schreibtisch
klingelte und er nahm eilig den Hörer ab. „Ja?“
„Funke? Hier Braun. Den Bericht
kriegen Sie wohl erst morgen, aber ich dachte, ich gebe Ihnen schon mal ein
paar Informationen, die Ihnen vielleicht weiterhelfen.“
„Ich höre“, sagte Funke gespannt
und seine Hand verkrampfte sich. Er kannte Professor Braun von der
Gerichtsmedizin sehr gut und wenn der sich meldete, bevor er seinen
abschließenden Bericht fertig hatte, musste es schon etwas sehr Wichtiges sein.
„Das Mädchen ist mit zwei
Messerstichen getötet worden. Die Waffe ist schätzungsweise ein ganz normales
Küchenmesser mit nur einer schneidenden Seite. Sie ist nicht vergewaltigt worden,
soviel steht fest. Es gibt keine Spuren von Gewalt im Genitalbereich, im Anus
oder im Gesicht. Es deutet nichts auf ein Sexualdelikt hin.“
„Nicht?“ Funke war überrascht. „Und
haben Sie Abstriche gemacht, wegen möglicher DNA-Spuren?“
„Halten Sie mich für einen
Anfänger?“ Ups! Er hatte nicht vor gehabt, ihn gegen sich aufzubringen.
„Natürlich haben wir das. Aber ich denke, das können Sie abhaken. Das Mädchen
war noch Jungfrau.“
„Was?“ Ihm wäre fast der Hörer aus
der Hand gefallen. Wenn seine Kollegen dem Gespräch vorher keine Aufmerksamkeit
geschenkt hatten, hingen sie spätestens jetzt an seinen Lippen.
„Sie haben richtig gehört. Ihr
Hymen ist vollständig intakt. Und auch sonst deutet nichts darauf hin, dass sie
sexuell aktiv war. Ich dachte, dass Ihnen das bei Ihren Ermittlungen heute
helfen kann.“
„Das tut es sicher. Vielen Dank.
Eine Frage noch, können Sie schon etwas mehr über den Todeszeitpunkt sagen?“
„Gestern Nachmittag zwischen zwei
und fünf
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