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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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an den Computer lässt sie mich bestimmt so
schnell nicht wieder. Sie meint sowieso immer, ich bin zuviel im Netz. Dann
kann ich für Monate das Chatten vergessen.“
    Ein gutes Argument, das Rouven
nicht von der Hand weisen konnte. Scharf war er auch nicht darauf, dass jemand
davon erfuhr. Nach dem Stress in den letzten Monaten würden seine Eltern
genauso reagieren und wahrscheinlich noch heftiger. Er hatte ja gerade erst ihr
Vertrauen wieder erlangt. Außerdem hatte er nicht vergessen, dass er nicht der
erste war, der an ihrem Computer die Seite aufgerufen hatte. Wer wusste, in was
für Schwierigkeiten er sich und seine Familie brachte, wenn er der Polizei
davon erzählte. Nein, es war sicher besser, es vorerst für sich zu behalten.
Und wenn Merle bald wieder auftauchte, war ohnehin alle Aufregung umsonst gewesen.
    „Na schön. Dann sag ich nichts.“
Seine Entscheidung war gefallen, und damit die Unsicherheit, was er tun sollte,
beseitigt, aber sein schlechtes Gewissen hatte er nicht beruhigt.
     
    Judith Keller war froh, dass ihre
Mutter endlich schlief. Nach dem Besuch der Polizei hatte sie ihr mit Zoes
Hilfe ein paar Valium verabreicht, die Zoe mitgebracht hatte, die Frau dachte
wirklich an alles, und sie dann ins Bett verfrachtet. Hatte ihre Mutter sich im
Beisein der Beamten auch noch so gut gehalten, danach war sie völlig
zusammengebrochen. Sie hatte geweint, geschrieen, um sich geschlagen und wie
von Sinnen nach Sina gerufen. Judith war geschockt, hatte sie ihre Mutter doch
noch niemals so außer sich erlebt und sie war erleichtert, dass sie nicht
allein mit ihr war, weil sie gar nicht gewusst hätte, was sie hätte tun sollen.
Sie fühlte sich komplett überfordert, aber Zoe schien die Ruhe selbst, beinahe
als ob sie solche Situationen ständig durchmachen musste. Mit ganz ruhiger
Stimme hatte sie auf ihre Mutter eingeredet, so leise und eindringlich, dass
selbst sie manchmal nicht verstanden hatte, was sie sagte.
    Sie kam sich nutzlos vor und war
froh über Zoes Auftrag, Wasser für Kamillentee aufzusetzen. So konnte sie
immerhin etwas tun. Als sie mit einem Becher Tee zurück ins Wohnzimmer kam,
hatte Zoe ihre Mutter zumindest insoweit beruhigt, dass man sich ihr wieder
nähern konnte, ohne fürchten zu müssen, von einer Faust getroffen zu werden.
Sie nahm bereitwillig den Becher entgegen und trank ein paar Schlucke. Dabei
war ihr Blick in weite Ferne gerichtet und Judith hatte den Eindruck, dass ihre
Mutter nicht wirklich wahrnahm, was in jenem Augenblick um sie herum geschah.
Wahrscheinlich weil sie zu fertig war, um überhaupt noch gegen etwas anzugehen,
gestaltete es sich danach dann fast als Kinderspiel, sie zu den Tabletten zu
überreden, obwohl sie anfänglich keine Mittel hatte nehmen wollen. Anschließend
hatten sie sie nach oben ins Schlafzimmer gebracht.
    Zoe hatte sich taktvoll
zurückgezogen und Mutter und Tochter sich selbst überlassen. Inzwischen war
ihre Mutter nur noch apathisch, sodass Judith Mühe hatte, ihr die Hose und die
Bluse auszuziehen, weil sie kaum mithalf.
    „Musst du nicht in die Schule?“
fragte sie plötzlich.
    Als ob das an diesem Tag eine Rolle
spielte. Die Matheklausur würde sie sicher auch noch nächste Woche schreiben
können. Wenn ihr Lehrer kein Verständnis dafür hatte, dass sie nicht zur Schule
ging, nachdem man ihre Schwester ermordet aufgefunden hatte, war da ein Fehler
im System.
    „Ist schon gut“, sagte sie nur und
ihre Mutter schien dadurch schon besänftigt. Sie ließ ihren Kopf auf das
Kopfkissen sinken und seufzte. „Ich mach nur einen Moment die Augen zu.“
    „Mach das. Ich zieh nur die
Vorhänge vor.“ Judith dunkelte das Zimmer ab und ging wieder zum Bett. Wie ein
Häufchen Elend sah ihre Mutter aus und um Jahre gealtert. Ihr Bett hatte sie
wohl bitter nötig. Jedenfalls war sie eingeschlafen, bevor Judith ihr die Decke
bis zu den Schultern ziehen konnte.
    Leise ging sie aus dem Zimmer und
schloss langsam die Tür. Sie atmete auf. Eine Sorge weniger. Jetzt musste nur
noch Zoe verschwinden. Nicht, dass sie die beste Freundin ihrer Mutter nicht
mochte, aber wie sollte Bent unbemerkt das Haus verlassen, wenn sie sich im
Haus aufhielt? Sie wusste, dass die meisten Leute sich fragten, was ihre Mutter
an dieser Frau fand, ihr Vater und ihre Tante zählten auch dazu, aber für sie
war das nie ein Thema gewesen. Auch wenn sie äußerlich nicht dem Idealbild der
meisten Menschen entsprach, hatte Zoe das Herz auf dem rechten Fleck und war
einfach

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