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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Döhring
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Zeit für mich.“
    „Das weiß ich. Aber ich rede ja
auch nicht von jetzt. Warum hast du mir beispielsweise nichts von deiner
Nachbarin erzählt?“
    Er starrte sie an. „Bitte?“
    „Scheiße! Jetzt ist es raus. Dabei
hatte ich mir so fest vorgenommen, nichts zu sagen.“
    Sein Herz begann schneller zu
schlagen. „Wovon redest du?“
    „Das weißt du ganz genau.“
    Er merkte, wie er unter ihrem
herausfordernden Blick errötete. „Bitte, Luisa. Lass uns in Ruhe darüber
sprechen, wenn ich wieder da bin.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich will
eigentlich gar nichts davon hören. Es reicht, wenn du mir eine Frage
beantwortest.“
    Er wusste, was kommen würde.
    „Liebst du sie noch?“
     
    Rouven Müller war nervös und das
lag nicht an der Erdkundearbeit, die in der fünften Stunde auf ihn und die
Klasse wartete. Er war seit jeher gut in Geografie gewesen, auch bevor er die
Klasse wiederholte. Es war einfach ein Fach, das ihn interessierte, egal ob es
um Länder und ihre Hauptstädte oder um Winde und deren Entstehung ging. Er
wusste, dass er auch ohne großartige Vorbereitung eine gute Arbeit schreiben
würde.
    Was ihn vielmehr durcheinander
brachte, war die Tatsache, dass Merle nicht zur Schule gekommen war. Er hoffte,
dass er es sich nicht hatte anmerken lassen, aber seine Mutter hatte ihm am
Morgen einen gehörigen Schreck eingejagt. Er wollte sich zwar einreden, dass
mit Merle schon alles in Ordnung war und ihre Eltern wahrscheinlich nur übervorsichtig
waren, aber so ganz war ihm das nicht gelungen. Sie mussten schon ziemlichen
Druck gemacht haben, dass seine Mutter ihn wecken ging. Wieder einschlafen
konnte er nicht mehr. Er hatte erst überlegt, ob er gleich bei Daniel anrufen
sollte, sich dann aber dagegen entschieden. Er wollte keine schlafenden Hunde
wecken, schließlich konnte es ja sein, dass die ganze Aufregung umsonst war und
Merle wie gewohnt zur Schule kam. Aber jetzt, da ihr Platz in der Reihe vor ihm
leer war, wünschte er, er hätte doch mit Daniel gesprochen.
    „Rouven?“
    Scheiße. Worum ging es gerade? „Ja,
Frau Sonntag?“
    „Könntest du bitte weiter lesen?“
    „Natürlich.“ Wo zum Teufel waren
sie?
    „Dritter Absatz“, flüsterte sein
Nachbar ihm zu.
    Das war ja gut und schön, aber auf
welcher Seite?
    „Hast du geschlafen, oder was?“
    „Tut mir leid, Frau Sonntag.“
    Sie schüttelte nur missbilligend
den Kopf und nahm jemand anderen dran. Na toll! Jetzt hatte er mal wieder
verschissen. Dabei lief eigentlich alles ganz gut im Moment. Er musste sich
zusammenreißen, sonst hatte er gleich wieder den Ruf weg, den er im letzten
Jahr hatte. Und das musste nun echt nicht sein. Es war ganz schön mühsam
gewesen, die Lehrer davon zu überzeugen, dass sich seine Einstellung im
Vergleich zum Vorjahr geändert hatte. Da wollte er nicht riskieren, dass er
durch eine blöde Unachtsamkeit alles wieder zunichte machte. Fieberhaft blätterte
er in dem Buch, um die Stelle zu finden, an der sie gerade waren, als es an der
Tür klopfte. Rouven blickte auf und die Mitschülerin hörte mit dem Lesen auf.
    „Ja bitte“, rief Frau Sonntag,
merklich ungehalten.
    Die Tür ging auf und der Direktor,
Herr Gunsch, kam herein.
    „Entschuldigen Sie, Frau Sonntag“,
sagte er. „Hätten Sie einen kurzen Moment für mich?“
    Sie war aufgestanden, als sie ihn
gesehen hatte. „Natürlich“, sagte sie. Dann wandte sie sich an ihre Klasse.
„Ich bin gleich wieder da. Lest ihr bitte auf Seite 45 weiter.“
    Beide verließen den Klassenraum und
zogen die Tür hinter sich zu. Sofort fingen die Schüler an, miteinander zu
labern. Es dauerte keine zehn Sekunden, da hatte Daniel ihm von hinten sein Lineal
auf die Schulter gehauen.
    „Aua“, rief er und drehte sich zu
ihm herum.
    „Hast du gepennt vorhin?“
    „Lass mich.“
    Die Tür ging wieder auf und sofort
war alles ruhig. Mit Frau Sonntag wollte es sich niemand verderben und mit
Herrn Gunsch schon gar nicht. Alle Schüler hatten vor den beiden gehörigen Respekt.
Frau Sonntag war in Begleitung eines Mannes und einer Frau. Waren das Eltern
von einem Mitschüler? Sah eigentlich nicht so aus.
    „Jungs und Mädels, passt mal auf.
Das sind zwei Herrschaften von der Polizei und die möchten euch etwas fragen.“
    Polizei??? Rouven musste sich
zusammenreißen, um nicht einen Hustenanfall zu bekommen. Die waren wegen Merle
hier oder?
    Es war die Frau, die sprach. „Guten
Morgen. Das ist mein Kollege Herr Frohloff und ich bin Frau Siewers. Wie

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