Die Mädchenakademie
bleiben müssen, obwohl wir die Wahrheit unter allen Umständen verschweigen sollen.« Sie lächelte anzüglich. »Du hast mich danach sozusagen in der Hand. Ein Wort zu Humpty Dumpty …«
»Humpty Dumpty?«
»Direktor Hoodle. Genau wie die Figur aus Alice hinter den Spiegeln geht er davon aus, dass er immer Recht hat und alles weiß, einfach nur weil er die Macht am College besitzt.« Charlie verdrehte ihre Augen. »Ein Wort zu ihm und wir werden endgültig nicht zur Prüfung zugelassen.«
»Megan, Holly, Lauren und du?« Das versprach interessant zu werden. Charlotte hatte sie längst am Haken.
Als Charlie sich wieder aufrichtete und nickte, zögerte Emma noch kurz. Sie prüfte die Gegend ein zweites Mal, aber noch immer war keine Menschenseele zu sehen, daher fasste sie Mut, schob ihren Rock hoch und griff darunter. Aufgeregt verlagerte sie ihr Gewicht erst auf die rechte und dann auf die linke Pohälfte und zog ihr Höschen bis zu den Knien hinunter. Sie schlüpfte eilig heraus und stopfte es sofort in ihre Rocktasche.
Während sie den Saum wieder nach unten schob, rechtfertigte sie sich. »Es war nicht die Rede davon, dass ich so freizügig sitzen muss wie du.«
Charlie legte den Kopf in den Nacken und lachte. Auch sie zog ihren Rocksaum herunter. »Fühlst du dich jetzt besser?«
Emma war unsicher, ob Charlotte ihren entblößten Schoß meinte oder ihr Entgegenkommen, weil sie sich bedeckt hatte. Tatsächlich fühlte es sich sehr gut an, weniger Stoff am Körper zu tragen. Außerdem hatte es etwas Verruchtes, kein Höschen anzuhaben. Ihr Schoß prickelte.
Diese Rothaarige war verrückt. Das gefiel ihr! Sie würde ihrem Aufenthalt im Internat die richtige Würze geben. Und Christian natürlich. Emma lächelte in sich hinein.
»Ich muss den zweiten Prüfungstermin wahrnehmen, weil ich in der Upper Sixth zu schlecht geworden bin und das General Certificate of Education entweder nicht bekommen oder mies abgeschnitten hätte. Außerdem lag die Hochzeit meines Vaters ungünstig. So, jetzt bist du dran«, sagte Emma kess.
»Also gut.« Charlie senkte verschwörerisch ihre Stimme, obwohl niemand in der Nähe war. »Wir wurden bei einer Orgie erwischt.«
Emma traute ihren Ohren kaum. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Mit irgendeinem Streich vielleicht, aber nicht damit. »Einer Orgie?«
»Patrick Conway.«
»Mit einem Lehrer?« Emma staunte. »Englische Literatur und Kunstgeschichte.«
»Unter seiner konservativen Kleidung versteckte sich ein strammer Körper.« Konspirativ neigte Charlie sich zu ihr. »Wir haben ihm ganz schön eingeheizt. Wenn man ihn im Unterricht gesehen hat, meint man, er würde beim Sex immer das Licht ausschalten. Doch er war zu fast allem bereit. Aber das sind sie alle, wenn man sie nur genügend scharfmacht. Männer sind so leicht zu manipulieren.«
Frauen auch, dachte Emma und strich unauffällig über ihre Rocktasche, als wollte sie prüfen, ob ihr Höschen noch sicher verwahrt war.
Charlie strahlte sie an. Sie war Emma schon wieder so nah wie zuvor, als sie ihren Kopf auf ihre Schulter gelegt hatte. Das war Emma keineswegs unangenehm. Sie mochte Charlotte gut leiden, denn die Rothaarige war erfrischend, anders als ihre Freundinnen.
So lebensfreudig, abenteuerlustig und offenherzig!
Charlies Blick streifte ihre Lippen. Einen Moment lang blieb er an Emmas Mund hängen, dann richtete sie sich auf und zuckte mit den Achseln. »Hoodle hat uns erwischt. Das Theater war böse! Er hätte uns aus dem College rausgeworfen, wenn unsere Eltern ihn nicht mit einer wirklich großzügigen Spende in letzter Sekunde umgestimmt hätten. Wir wurden nur einige Wochen suspendiert, wodurch wir allerdings die Prüfungen verpassten. So musste nur Conway gehen. Er hat mir leidgetan.«
»O mein Gott, der Arme!«
»So arm ist er auch wieder nicht.« Charlotte kniff die Augen zusammen und lächelte maliziös. »Er hatte seinen Spaß. Verdammt viel Spaß sogar! Außerdem ist Sex mit Schutzbefohlenen strafbar, und er hat seine Frau betrogen. Das hätte er sich vorher überlegen sollen.«
Nun kam sie Emma doch wie eine kleine Hexe vor. Mitleidlos. Aber sie hatte Recht. Er war ein Erwachsener, der die Verantwortung für seine Entscheidungen übernehmen musste. Allerdings war es unfair, dass die Mädchen sich von jeglicher Schuld freigekauft hatten. Aber Geld regiert die Welt.
Plötzlich war ein Scheppern zu hören. Die beiden Mädchen drehten sich um und sahen zum Gebäude rüber.
Christian
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