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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Fernseher und sah Alex an. »Das haben wir doch schon alles gesagt.«
    »Natürlich, ich weiß, entschuldigen Sie, aber wir müssen jeder Spur nachgehen, alles noch einmal überprüfen. Es ist wirklich wichtig.« Alex’ Handy klingelte, doch er drückte den Anrufer weg und fragte: »Darf ich mir Silkes Zimmer ansehen?«
    Der Mann starrte wieder auf den Fernseher. Die Mutter stemmte sich in die Höhe, dann führte sie Alex in das obere Stockwerk. Sie blieben vor einer geschlossenen Tür stehen, an der ein Zettel klebte. Darauf stand mit geschwungenen Buchstaben Silkes Name.
    Alex öffnete die Tür und betrat ein Zimmer mit roten Wänden. Vor dem Fenster stand ein Bauernbett. In einem Bilderrahmen hing ein Poster der Chippendales, signiert und mit dem verblassten Abdruck eines Lippenstifts. Auf dem Schreibtisch türmten sich neben Heftern und Schulmappen eine Vielzahl Packungen mit Parfüms, Eyelinern, Lipgloss und anderen Schminkutensilien.
    Alex wusste nicht, wonach er Ausschau halten sollte, aber er hoffte, einen Hinweis zu finden, irgendetwas, das übersehen worden war. Der schrille Ton der Türklingel beendete seine Suche, noch bevor er richtig damit begonnen hatte.
    »Das werden meine Kollegen sein«, sagte er.
    Silkes Mutter, die bis dahin unbewegt in der Diele gestanden hatte, ging die Treppe hinab. Wieder läutete Alex’ Handy. Diesmal nahm er den Anruf entgegen.
    »Kannst du mir sagen, was das soll?«, fragte Norman wütend.
    Stimmen drangen aus dem Erdgeschoss nach oben. Alex öffnete das Fenster, das in den Garten zeigte. »Ich erklär’s dir später.«
    »Herrgott, nein, nicht später! Jetzt! Hast du unser Abendessen schon wieder vergessen?«
    »Norman, ich muss auflegen.« Alex kappte das Gespräch, schwang sich übers Fensterbrett und hangelte sich am Sims zu einer Mülltonne. Von dort sprang er auf den Rasen. Er sah undeutlich, wie sich jemand zum Fenster hinausbeugte, tauchte zwischen den Rhododendronbüschen ab und lief durch den Garten zu seinem Wagen.
    »Ein paar Stunden«, hörte Lisa das andere Mädchen sagen, »oder einen halben Tag. Ich weiß nicht. Ich glaube, er hat mich betäubt, als ich in seinen Wagen gestiegen bin.«
    Mit einem Mal konnte Lisa sich erinnern. Kurz nachdem sie sich am Wochenende von Berthold verabschiedet hatte, war sie in seinen Wagen gestiegen. Sie war gerade auf dem Weg zur Bushaltestelle gewesen, als er neben ihr hielt und ihr vorschlug, sie heimzufahren. Unterwegs hatte er ihr einen Drink angeboten.
    »Warum?«, fragte Nina. »Warum willst du das wissen?«
    »Vergiss es.«
    »Ich hör’ dir doch an, dass da was ist! Was? «
    Lisa antwortete nicht. Es war noch nicht lange her, da hatte sie ihren Tod herbeigesehnt. Er schien die einzige Rettung aus diesem Alptraum. Doch da sie ihn nun unmittelbar vor Augen hatte, klammerte sie sich an ihr Leben. Weil sie nicht sterben wollte. Weil sie noch so viele Pläne hatte: Bungeespringen, Reiten, Tanzen. Und weil sie Sam versprochen hatte, wieder heimzukommen. Aber dir bleibt nur noch ein Tag. Ein einziger beschissener Tag. Wenn überhaupt! , wisperte eine Stimme in ihrem Kopf.
    Sie erinnerte sich an die Glasscherbe, die sie unter ihrer Matratze versteckt hatte. Sie nahm den Sack vom Kopf, glitt von der Unterlage. Ihr Körper protestierte unter entsetzlichen Schmerzen. Erst beim dritten Mal gelang es ihr, die Matratze in die Höhe zu stemmen.
    »Bitte«, flüsterte sie.
    Die Scherbe lag noch dort. Lisa hatte Mühe, sie zwischen den Fingern zu halten. Selbst dafür war sie zu schwach. Und überhaupt, was willst du damit anfangen, mit einer blöden Scherbe? Sie blendete die spöttische Frage aus und schob die Scherbe zurück unter die Matratze. Ihr Blick fiel auf das Tablett. Diesmal bestand das Mahl aus klarer Brühe, einem harten Stück Brot, einem spärlichen Häufchen Reis und einem Glas Wasser. Lisa zwang sich zu essen, sie durfte nicht noch schwächer werden. Die Brühe schmeckte so versalzen, dass Lisa gegen den Brechreiz ankämpfen musste, und die Reiskörner waren halb gar. Doch sie würgte alles hinunter.
    Kapitel 43
    »Ferdinand!«, wiederholte ich ungläubig. »Was tust du da?«
    Langsam drehte mein Mann sich zu mir um. »Ihn füttern, das siehst du doch.«
    Ich sah nur, wie er dem Jungen mit einem Löffel Brei tief in den Mund stopfte. Der Kleine wehrte sich strampelnd dagegen. »Aber doch nicht so! Er ist erst einen Tag alt. Ich muss ihn stillen und …«
    »Du musst gar nichts!« Ferdinand schob dem Baby einen

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