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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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betrachtete den Boden. »Das spielt doch keine Rolle.«
    »Doch, verdammt, das tut es. Und das weißt du.«
    Wittpfuhl hob den Blick. »Ich muss dir das alles nicht erzählen.«
    »Entschuldige, war nicht so gemeint.« Alex senkte seine Stimme, als er hinzufügte: »Aber ich muss es wissen.«
    Der Arzt zog eine Metallbahre heran und breitete Instrumente darauf aus. Einen Großteil der Geräte kannte Alex, er hatte sie während unzähliger Obduktionen erlebt. Auf manche Erfahrungen hätte ich gut und gerne auch verzichten können , dachte er.
    »Ich habe etliche Blutergüsse und Prellungen am ganzen Körper gefunden«, fuhr Wittpfuhl fort. »Zwei Rippen sind gequetscht, eine ist gebrochen. Das Ellenbogengelenk ist ausgekugelt. Ihre Füße wurden zertrümmert. Die Röntgenaufnahmen zeigen gebrochene Fußwurzelknochen, Mittelfußknochen und zerquetschte Zehenglieder, außerdem mehr als siebzig Knochensplitter im Fleisch.«
    »Hat man sie …« Alex schluckte. »… auch gebissen?«
    Wittpfuhl hob einen Bohrer auf die Bahre. »In die Brüste und in die Vagina. Die äußeren Geschlechtsteile sind fast zerfetzt.«
    »Und dann?«
    »Dann hat man sie missbraucht, sowohl vaginal als auch anal.« Wittpfuhl lehnte sich an die Bahre, direkt unter einer Neonröhre. Jetzt wirkte er erschöpft und ausgelaugt. »Wobei – missbraucht ist noch nett ausgedrückt bei der Brutalität, mit der der Täter vorgegangen ist. Aber in gewisser Weise ging es wohl um Sex.«
    »Aber das alles hat sie noch nicht umgebracht, oder?«
    »Nein, darauf wurde sorgsam geachtet. Sie sollte möglichst lange leiden. Gestorben ist sie schließlich, weil sie jemand erwürgt hat.«
    Schritte hallten durch den Gang. Wortfetzen drangen gedämpft durch die Mauer zu Alex und seinem ehemaligen Kollegen. Als kurz darauf eine Tür zuschlug, verstummten die Stimmen. Für einen Moment erfüllte Stille den Saal. Nur das Surren der Klimaanlage war zu hören. In Alex’ Ohren klang es, als würden viele Stimmen wispern: Hast du jetzt endlich Gewissheit? Alex fröstelte. Die Bestie ist zurück!
    Wittpfuhl stieß sich vom Tisch ab und öffnete die Tür. »Du gehst jetzt besser.«
    Alex folgte ihm und schritt Richtung Ausgang. Dabei musste er an das Profil der Bestie denken, das die Fallanalytiker der SOKO vor drei Jahren erstellt hatten. Demnach waren die brutale Folter, die Schläge und die Bisse Ausdruck der unbändigen Wut eines Psychopathen. Nachdem er diese abreagiert hatte, hatte er Lust verspürt und die Mädchen vergewaltigt, erwürgt und auf öffentlichen Wegen abgelegt, damit sie gefunden wurden.
    »Simon!« Alex’ Stimme hallte durch den Gang.
    Wittpfuhl, der sich bereits entfernt hatte, wirbelte herum. »Was?«
    »Da ist noch etwas, oder?«
    »Ja«, knurrte der Arzt.
    Alex sah ihn fragend an.
    Wittpfuhl seufzte. »Man hat ihr die Bauchhöhle aufgeschnitten, etwas oberhalb des Nabels, und die Organe entnommen. Danach wurden ihr Kopf und Hände abgetrennt.«
    Auch das entsprach dem Täterprofil der Bestie. Das Entnehmen der Organe und das Abtrennen von Kopf und Händen sollte zum einen die Identifikation der Opfer erschweren. Zum anderen werteten die Experten diese Grausamkeit aber auch als ein erstes Zeichen neuerlicher Wut und als Auslöser für die nächste Entführung, weitere Folter und einen erneuten Mord.
    Alex war sich sicher, dass die Bestie bereits ein neues Opfer gefunden hatte: Lisa Theis.
    Aus dem Spalt ragte ein Nagel. Lisa nahm ihn zwischen zwei Finger und zog, doch er bewegte sich nicht. Viel zu tief steckte er im Gemäuer.
    Lisa hörte Schritte und das Klirren von Schlüsseln.
    Mit ihren Fingernägeln kratzte sie den Mörtel rings um den Nagel fort. Sie ignorierte die Schmerzen in ihren Handgelenken. Als einer ihrer Fingernägel brach und das Nagelbett blutete, nahm sie sofort den nächsten Finger. Die Schritte kamen immer näher.
    Das Herz schlug ihr bis zum Hals. Schweiß rann über ihre Stirn.
    Im nächsten Moment wurde eine Gittertür geöffnet, doch es war nicht diejenige zu Lisas Zelle.
    »Warum hast du das …?«, erklang Ninas Stimme, bevor ein Schlag sie zum Schweigen brachte. Sosehr Lisa das Mädchen bedauerte, sie war dankbar für die Zeit, die ihr gewährt wurde. Sie kratzte weiter an der Wand und zerrte an dem Nagel. Ihre blutigen Finger glitten immer wieder ab. Plötzlich verlor sie den Halt und fiel auf die Matratze. Doch in der Hand hielt sie den Nagel.
    So schnell sie konnte, fegte sie den Mörtel unter die Matratze. Scherbe

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