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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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weiteren Löffel zwischen die Lippen. »Er ist mein Sohn. Also werde ich mich um ihn kümmern.«
    Ferdinand umklammerte das Köpfchen mit seinen kräftigen Fingern. Der Kleine begann zu schreien. Als der Löffel tief in seinem Hals verschwand, würgte der Säugling.
    Ich entriss meinem Mann das Kind. Das war mein Fleisch und Blut, mein Sohn! Mit einem Mal wusste ich, was ich zu tun hatte, so klar und deutlich wie nie zuvor. Wie hatte ich bloß daran zweifeln können? Hatte ich tatsächlich geglaubt, ein Kind würde Ferdinand verändern? Ich war solch eine Närrin.
    Keuchend, meinen weinenden Sohn an meine Brust gedrückt, rannte ich in Richtung Straße. Doch die Strapazen der Geburt steckten mir noch in den Knochen. Ich war zu langsam. Bereits nach wenigen Metern holte mein Mann mich ein. Ich spürte, wie seine Hände in meine Haare griffen. Mit einem Ruck riss er mich zu Boden. Ich hielt meine Arme schützend vor das Baby. Mein Sohn weinte und zappelte, während Ferdinand mich an meinen Haaren ins Haus schleifte.
    »Ich weiß, was du vorhast!«, schrie er mich an. »Aber du kannst mir nicht entkommen, du nicht!«
    Sein Deodorant stieg mir in die Nase. Patras . Wie ich es hasste! Wie ich ihn hasste! Ich spuckte ihn an.
    Seine Faust schoss nach vorne und traf meine Nase. Infernalischer Schmerz raubte mir die Sicht. Als sich mein Blick wieder klärte, lag mein Sohn auf der Couch. Ich selbst kauerte auf den Fliesen, blutig und nackt.
    Mein Kleid und meine Unterwäsche waren nur noch Stofffetzen, die ein Ungeheuer in der ganzen Stube verteilt hatte. Ich wollte hinüber zu meinem Sohn, doch ich konnte mich nicht bewegen. Meine Arme waren mir über den Kopf gebogen, meine Hände mit Seilen an die gusseiserne Heizung gebunden.
    »Du«, sagte Ferdinand und beugte sich zähnefletschend über mich, »du wirst mir meinen Sohn nicht nehmen.«
    »Du bist irre!«
    Wie eine Peitsche klatschte seine Hand auf meine Wange, schleuderte meinen Kopf zur Seite.
    Die Finger meines Mannes legten sich um meinen Hals.
    »Nein«, keuchte ich.
    Dann drang Ferdinand in mich ein und würgte mich weiter. Mein Blick fand das Baby auf der Couch. Im nächsten Moment wurde mir schwarz vor Augen, und Dunkelheit umfing mich.
    Als ich erwachte, befand ich mich in einer schmucklosen Kammer ohne Fenster. Es dauerte einen Augenblick, bis ich begriff, wo ich war. Ich lag in einem der Kellerräume.
    »Du wirst mir meinen Sohn nicht nehmen«, drang Ferdinands Stimme von der Tür an mein Ohr. Er verriegelte das Schloss. »Eher bringe ich dich um.«
    Kapitel 44
    Alex hielt Ausschau nach unliebsamen Zeugen, konnte jedoch auf dem gepflasterten Innenhof niemanden entdecken. Er trat zu einer Glastür. Wie erwartet war sie nur angelehnt. Ohne weiteres Zögern schlüpfte er in den Flur der Berliner Gerichtsmedizin an der Charité. Die Wände warfen den Klang seiner Schritte zurück. Als Alex nur noch wenige Meter vom Obduktionssaal entfernt war, öffnete sich dessen schwere Metallpforte, und Dr. Wittpfuhl trat heraus. Ein dichter Haarkranz umgab sein solariumgebräuntes Gesicht, und der grüne Kittel schlackerte um seinen athletischen Körper. Passend zum Kittel trug er grüne Clogs. Der leitende Rechtsmediziner hob die Augenbrauen, als er Alex erblickte. »Hi, Alex.«
    »Hallo, Simon.«
    »Lange nicht gesehen.«
    »Stimmt.«
    »Wie ich hörte, bist du aus Berlin weggezogen?«
    »Schon vor einer ganzen Weile.«
    »Und wohin?«
    »Finkenwerda.«
    »Was?«
    »Ein kleines Örtchen im Spreewald«, erklärte Alex, »ruhig gelegen und …« Er verstummte. Ruhig gelegen und friedlich , hatte er sagen wollen, doch dann war ihm schlagartig bewusst geworden, dass dies nicht zutraf.
    Eine der Neonröhren gab einen zischenden Laut von sich und erlosch. In dem plötzlichen Schatten wirkte Wittpfuhls Gesicht noch dunkler. Der Arzt warf einen Blick in die Richtung, aus der Alex gekommen war. »Wie bist du hier reingekommen?«
    »Hintertür.«
    »Ach, diese verdammten Raucher. Ich habe ihnen schon tausendmal erklärt, sie sollen die Tür wieder schließen.«
    Der Mediziner trottete an Alex vorbei den Gang entlang. Seine Clogs quietschten auf den glatten Fliesen.
    Alex folgte dem Arzt.
    »Du weißt, dass du hier nichts zu suchen hast«, sagte Wittpfuhl, ohne sich umzudrehen.
    »Ich weiß, aber …«
    »Es ist wegen der Kleinen, oder?«
    Alex blieb abrupt stehen, dann fragte er: »Sind die Kriminaltechniker schon fertig mit ihr? Ist sie schon bei dir?«
    Der Rechtsmediziner

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