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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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ihn den Kopf kosten.«
    Laura wollte nicht glauben, was der Wirt erzählte. Aber nach der Unterredung mit Bauer Schulze war ihr die bittere Wahrheit nur allzu vertraut. Draußen heulte der Wind. Regen prasselte gegen die Fensterscheiben. Sam murmelte im Schlaf und wälzte sich unruhig herum. Sein Kopf rutschte von ihrem Schoß, fiel auf die Bank, aber er schlief weiter. Laura sah Alex an. Sein Gesicht bekam einen gequälten Ausdruck. Plötzlich glaubte sie zu verstehen. »Du hast es trotzdem gemacht.«
    »Der Fall hatte mir inzwischen mehr als eine schlaflose Nacht bereitet, ich war verzweifelt, ich hatte Angst, ich konnte nicht anders. Zusammen mit einer Kollegin, die die Rolle des Lockvogels übernahm, observierte ich die Diskotheken der Stadt. Tage und Nächte vergingen, nichts geschah.«
    »Gar nichts?«
    »Doch, eines Abends bekam ich einen Anruf. Von einer guten Freundin.«
    »Tanja«, sagte Laura zaghaft, die sich an das Gespräch vom Vortag erinnerte. »Eine gute Freundin?«
    »Unser Verhältnis war, sagen wir, sehr eng.« Er atmete tief durch. »Wir haben auch an … Kinder gedacht. Aber wir konnten die Beziehung nicht vertiefen. Die ganze Sache hat mich damals sehr mitgenommen, und mir fehlte die Zeit, der Kopf und … Ach, ich weiß nicht. Es passte einfach nicht.«
    »Was hat sie gewollt, als sie dich anrief?«
    »Klare Verhältnisse. Sie wollte mit mir reden.«
    »Und du hast mit ihr geredet?«
    »Ich war erschöpft und verzweifelt, ich wusste nicht mehr ein noch aus, und ich sehnte mich nach jemandem, mit dem ich reden konnte. Verstehst du das?«
    »Ja«, sagte Laura, und sie verstand es tatsächlich. Hatte sie vorhin nicht ähnlich empfunden, als sie ihm ihr Herz ausgeschüttet hatte? Sie begegnete seinem Blick und spürte, dass es ihm in diesem Augenblick ähnlich erging: Er war froh, dass er darüber reden konnte.
    »Es war der letzte Abend, an dem ich die Überwachung hatte aufrechterhalten wollen«, erzählte er. »Ich hatte keinerlei Hoffnung mehr, dass noch etwas passieren würde. Zu viel Zeit war verstrichen, zu viele Nächte in den Diskotheken nutzlos vertan. Und Tanja, na ja, sie wollte mit mir reden. Ich wollte es doch auch.«
    »Also hast du dich mit ihr getroffen.«
    »Ich ließ mich auf ein kurzes Treffen mit ihr ein, nur für einen Augenblick und …« Seine Augen glänzten feucht. »Die Bestie schlug zu. Meine Kollegin, die den Lockvogel gab, verschwand. Spurlos. Erst Tage später fand ich ihre Leiche – und die drei weiterer Frauen. Frauen, die seit Tagen und Wochen vermisst wurden.«
    »O mein Gott.«
    »Die Bestie hatte mich zu den Leichen gelockt. Es war, als wollte sie ihr Spiel mit mir treiben. Als wollte sie mich verhöhnen.«
    »Das tut mir …« Laura steckte den Arm nach ihm aus, berührte ihn an der Hand. »… so leid.«
    Er hob den Blick. »Der Rest ist schnell erzählt: Ich wurde suspendiert. Ich fing an zu trinken. Tanja hat mich verlassen. Aber das war mir egal. Nein, ich war sogar fest davon überzeugt, dass es die gerechte Strafe war für das, was ich getan hatte. Ich konnte mir nicht verzeihen, dass ich … dass ich die Bestie nicht habe aufhalten können. Dass ich die Schuld am Tod der Frauen trug.«
    »Und seitdem …«
    »… fehlte von der Bestie jede Spur. Sie hat nie mehr zugeschlagen.«
    »Bis jetzt«, sagte Laura leise.
    »Bis jetzt«, wiederholte er.
    Laura hielt immer noch seine Hand. Sie hielt sich an ihm fest.
    »Aber ich werde sie aufhalten«, presste er hervor. »Diesmal werde ich sie stoppen. Ich werde alles daransetzen, dass sie deiner Tochter kein Haar krümmt. Das verspreche ich dir!«
    Laura wollte ihm glauben. Ja, er hatte eine Dummheit begangen, einen verhängnisvollen Fehler, und sie konnte seine Verzweiflung und seinen Zorn verstehen. Außerdem hatte er den Mörder schon einmal fast geschnappt. Er streichelte ihre Hand. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter und ließ sich fallen.
    Abrupt fuhr sie hoch. Sie griff nach dem Schnapsglas und kippte den Wodka hinunter. Der Alkohol brannte in ihrer Kehle. »Tut mir leid.«
    Er rückte von ihr ab. »Ist schon okay.«
    »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.«
    »Kein Problem.«
    »Natürlich ist das ein Problem. Meine Tochter ist … ist …« Laura konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie schämte sich. »Man denkt immer, so was passiert nur den anderen … in der Stadt … in Berlin … Man denkt, nicht hier auf dem Lande. Nicht in einem Dorf. Nicht in Finkenwerda. Man

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