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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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sah sie Alex durch die Rauchwolke an.
    »Doch, doch«, beteuerte er, »alles in Ordnung. Weißt du, ich mag Kinder, aber es hat sich … eben wirklich noch nicht ergeben.«
    »Höre ich da ein … schlechtes Gewissen heraus?«
    Die Wendung, die ihre Unterhaltung nahm, behagte ihm nicht.
    »Engagierst du dich deshalb im Jugendclub?«, fragte Laura.
    »Engagieren ist wahrscheinlich zu viel gesagt.«
    »Sam ist gerne im Club. Er mag den Betreuer. Ben.«
    »Ben Jäger, ja, ein guter Freund von mir.« Alex fuhr hoch. »Da fällt mir ein, dass ich einen wichtigen Anruf vergessen habe. Es ging um, na ja, im weitesten Sinne auch um den Club.«
    »Willst du kurz …?«
    »Nein, jetzt ist es sowieso zu spät. Morgen früh.«
    Die CD war an ihr Ende gelangt. Alex wollte aufstehen und sie von neuem starten. Doch er blieb sitzen, als er Laura fragen hörte: »Warum geht dir das eigentlich alles so nahe? Das mit der … Bestie? «
    Alex hielt die Luft an. Ich habe eine … Dummheit gemacht. Eine kleine Wolke aus Staub und Gizmos Haaren schaute unter dem Tisch hervor. Alex’ Herz krampfte sich zusammen. »Warte einen Moment!«
    Er ging zur Stereoanlage und tauschte Nirvana gegen die erstbeste CD , die seine Finger auf dem Stapel zu fassen bekamen. Massive Attack. Alex öffnete das Gefrierfach, holte den Absolut hervor, füllte zwei Wodka-Gläser zu einem Drittel und stellte sie auf den Tisch.
    Laura zog die Stirn in Falten. »Ich dachte, du trinkst keinen Alkohol?«
    Als der Wind die Wolkenfelder auseinandertrieb und der Mond erneut zum Vorschein kam, blickte Lisa über die Schulter. Zwischen Bäumen erhob sich ein mit Gras und Büschen überwachsener Hügel – mit einem finsteren Loch, das wie ein Schlund in die Tiefe führte. Ihr Peiniger hatte sie in einen Bunker mitten im Wald gesperrt.
    »Wo bin ich?«, flüsterte sie.
    Da entdeckte sie vor sich einen steinigen Pfad, der von dem Bunker wegführte. Sie stolperte ihn einige Meter entlang, bevor sie in das schützende Dickicht des Waldes geriet. Kurz darauf waren Mond und Sterne wieder hinter Wolken versteckt, und Dunkelheit umgab Lisa. Es fing an zu regnen, aber wenigstens wurden dadurch die Blutspuren verwischt, die sie hinterließ.
    Sie schleppte sich weiter und kam immer wieder ins Straucheln. Nach und nach gewöhnten sich ihre Augen an die Finsternis, doch der Regen raubte ihr die Sicht. Zudem zerrte der eisige Wind an ihr. Immer wieder schnitten ihr Steine in die nackten Fußsohlen, und ihre übrigen Verletzungen brannten so schlimm wie nie zuvor. Jeder neue Schritt kostete sie Kraft, über die sie eigentlich nicht mehr verfügte.
    »Bleib bloß nicht stehen«, stöhnte sie, während sie sich vorwärts zwang, tiefer in den Wald hinein.
    Laura sah erstaunt, wie der Dorfwirt sein Glas an die Lippen führte und den Wodka hinunterstürzte. Er verzog das Gesicht. »Damals hatte die Bestie bereits fünf junge Mädchen getötet.«
    Die grausamen Bilder vom Nachmittag, von dem verstümmelten Leichnam auf der Lichtung, tauchten vor Lauras Augen auf. Sie griff nach ihrem Wasserglas. Es war leer. Den Wodka wollte sie nicht trinken.
    »Damals«, fuhr Alex fort, »hatte die SOKO , die ich leitete, bereits unzählige Informationen zusammengetragen, einschließlich Dutzenden von Berichten angeblicher Augenzeugen, die gesehen haben wollten, wie die Mädchen entführt worden waren.« Sein Blick fand ihr leeres Glas. »Willst du noch etwas Wasser?«
    Obwohl sich Laura danach verzehrte, um ihren Durst zu löschen, verneinte sie. Sie wollte ihn nicht unterbrechen.
    »Keiner dieser Hinweise führte zu etwas«, erklärte er, »ebenso wenig wie die Unmengen von Zeitungsausschnitten, Fernsehberichten oder die Hilfsangebote von Leuten mit übernatürlichen Fähigkeiten – es gab einfach keine Spur zu der Person, die die jungen Frauen entführte und umbrachte.«
    Laura hatte eine ungefähre Vorstellung davon, wie er sich gefühlt haben musste. Ähnlich frustriert und verzweifelt war sie seit Tagen.
    »Bis es mir gelang, eine Verbindung zwischen den Opfern herzustellen«, hörte sie Alex sagen. »Alle Frauen hatten ihren Peiniger in Clubs kennengelernt. Doch was konnte ich mit diesem Wissen tun?«
    »Was hast du getan?«, flüsterte Laura.
    »Ich schlug vor, die Bestie mit einem Lockvogel herauszufordern. Der Vorschlag wurde von meinem Dezernatsleiter abgelehnt. Natürlich. Kein Chef würde sich auf so eine Sache einlassen. Wenn es schiefgeht, wenn die Presse davon erfährt – das kann

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