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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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in der Gesellschaft deiner Barhocker, die nicht wissen, wann sie ihr Limit erreicht haben, gerade du mit deinen …«
    »Mit meinen was?«
    »Du weißt genau, was ich meine«, murrte Paul.
    »Also ich meine, dass wir zur Abwechslung mal über deine Probleme reden sollten.« Alex nahm einen Schluck von der Cola.
    »Ich hab’ keine Probleme.«
    »Ha!«, rief Ben aus, der ebenfalls am Heck saß. »Ich sag’ nur – fünf Jahre!«
    »Hey, Jungs, das versteht ihr falsch, die Scheidung ist kein Problem mehr für mich …«
    »Ha!«
    »… sondern nur ein Beweis … Norman, sag’ du auch mal was.«
    »Mich darfst du nicht fragen«, antwortete Norman.
    »Wen, wenn nicht dich? Du bist doch Scheidungsanwalt.«
    »Ich bin glücklich verheiratet«, erwiderte Norman lächelnd.
    Paul grummelte, weil es nicht die Antwort war, die er hatte hören wollen. »Trotzdem, ich bin überzeugt, ohne Frauen …«
    »… ginge es uns Männern besser«, sagten Alex und Ben im Chor und verdrehten die Augen. »Weshalb wir, wenn es nach dir ginge, fortan alle in Keuschheit leben würden, ja, das haben wir mittlerweile begriffen.«
    »Gut, denn das bewahrt euch vor Fehlern, wie ich sie gemacht habe.«
    »Glaubst du nicht, dass man einige Erfahrungen selber machen muss?« Ben stand auf, weil seine Angelrute verdächtig zuckte.
    Paul rümpfte die Nase. »Das ist jetzt der Sozialarbeiter, der aus dir spricht!«
    »Aber habe ich recht oder nicht?« Ben sah über das Kajütendach hinweg erwartungsvoll Alex und Norman an.
    »Na ja.« Alex führte die Cola light an den Mund, seine Stimme klang hohl. »Auf manche Erfahrungen hätte ich gut und gerne verzichten können.«
    »Siehste«, sagte Paul, »das ist es, was ich vorhin meinte, Alex. Diesen ganzen Scheiß vor drei Jahren hast du noch gar nicht …«
    »Doch«, unterbrach ihn Alex schroff, »doch, das ist endgültig vorbei.«
    Laura warf einen hoffnungsvollen Blick auf ihr Handy. Aber der Anrufer war nicht Lisa.
    »Rolf, was willst du schon wieder?«
    »Hören, ob du dich beruhigt hast«, antwortete ihr Mann. »Klingt nicht danach.«
    »Na und?«
    »Ich möchte das Gespräch fortführen, das du vorhin unterbrochen hast.«
    »Ich hab’ alles gesagt, was ich zu sagen habe.«
    »Nein, Laura, so einfach kannst du dir …«
    »Einfach?« Fast hätte sie gelacht. Ihr fielen ein Dutzend Antworten ein, die sie ihm gerne ins Ohr geschrien hätte. Zum Beispiel, wie wenig sie noch immer damit klarkam, dass er sie hintergangen und verlassen hatte. Oder wie sie um das Haus kämpfte und gegen die Schulden, wie sie sich täglich zur Arbeit nach Berlin quälen musste, weil er keinen Unterhalt zahlte. Dass die Einkünfte aus dem Callcenter-Job trotzdem nur knapp für den täglichen Bedarf reichten. Oder dass die Kinder ihr immer mehr Sorgen bereiteten, nicht nur Sam, sondern seit neuestem auch Lisa.
    Doch stattdessen fragte sie ihn: »Rolf, war Lisa am Wochenende bei dir?«
    »Ob Lisa bei uns war?«, echote ihr Mann überrascht.
    »War sie oder nicht?«
    »Nein, wie ich dir vorhin bereits sagen wollte, waren wir …«
    »Ja, und ich hab’ dir gesagt, dass mich das nicht interessiert.«
    »Dann frag doch nicht danach.«
    »Ich hab’ nicht danach gefragt, was du am Wochenende unternommen hast, sondern ob Lisa bei dir war.«
    »Nein, war sie nicht.«
    »Hat sie sich bei dir gemeldet?«
    »Was soll die Fragerei?«
    »Ja oder nein?«
    »Nein, hat sie nicht. Was soll das alles?«
    »Nichts.«
    »Wenn nichts wäre, würdest du nicht fragen.«
    Laura schwieg.
    »Hey, Laura, ich bin immer noch ihr Vater, der …«
    »Ja, der sie hat sitzenlassen, oder sehe ich das falsch?«
    Rolf knurrte. »Ich habe die Kinder nicht sitzenlassen.«
    »Richtig, du hast mich sitzenlassen, wie konnte ich das nur verwechseln?«
    »Sorry, aber das bringt uns jetzt nicht weiter.« Einen Moment lang war nur sein schweres Atmen zu hören, mit dem er seine Verärgerung zu zähmen versuchte. »Also, was ist mit Lisa?«
    »Nichts, das sagte ich doch schon.«
    »Laura, verdammt!«
    Laura schwieg einige Sekunden, ehe sie sagte: »Ihre Lehrerin hat mich vorhin angerufen. Lisa ist nicht in der Schule. Und sie fehlt nicht zum ersten Mal.«
    »Was sollte die Frage nach dem Wochenende?«
    Nach kurzem Zögern erwiderte sie: »Lisa hat mir am Freitagabend erklärt, dass sie das Wochenende bei ihrer Freundin verbringen will. Doch die weiß von nichts.«
    »Das heißt, Lisa ist schon das ganze Wochenende verschwunden? Verdammt, wie oft soll ich dir

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