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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Öffentlichkeitsfahndung reden.«
    »Du sollst nicht reden.«
    »Ich kenne ein paar Leute.« Er ging zur Tür. »Ich werde sehen, was ich machen kann.«
    Laura zerdrückte den Zigarettenstummel im Aschenbecher. Ihr Blick fiel auf das Foto ihrer Tochter an der Wand. Lisa, wo bist du?
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte der dicke Mann, dem Haare aus Ohren und aus Nasenlöchern wuchsen. »Du glaubst, ich war das in deinem Garten.«
    »Das hat sich ja schnell rumgesprochen«, entgegnete Alex.
    »Hier spricht sich alles schnell herum, vor allem, wenn man eine Plaudertasche zum Freund hat.« Schulze bleckte die Zähne und beugte sich über die Theke. »Du weißt, ich heiße dein Bestreben mit Fielmeister’s nicht gut, denn du kannst nicht einfach daherkommen, als würdest du seit Jahren hier im Dorf leben …«
    »Ich habe meine Jugend hier verbracht!«
    »Trotzdem seid ihr Zugezogene! Ich aber lebe seit meiner Geburt hier. Und meine Eltern seit ihrer Geburt. Und deren …«
    Alex verlor die Geduld. »Meine Güte, Schulze! Es geht doch nur um ein läppisches Rezept für ein paar Gurken.«
    »Eben nicht.« Der Bauer stöhnte, als hätte er es mit einem begriffsstutzigen Jungen zu tun. »Falls du den Zuschlag von Fielmeister’s kriegst, was glaubst du, was das für meinen Betrieb bedeutet?«
    »Soweit man hört, läuft er gut, dein Betrieb.«
    »Die Leute haben keine Ahnung. Die Zeiten sind schwierig.«
    Alex hätte ihm gerne erklärt, dass auch er auf das Geld angewiesen war, weil die Kneipe und das Haus dringend einer Renovierung bedurften.
    Doch Schulze redete bereits weiter: »Eigentlich wollte ich dir nur sagen, so was wie mit deinem Garten mach’ ich nicht.«
    Nein , dachte Alex, wahrscheinlich lässt du das machen , doch er antwortete: »Okay, danke, ich habe es zur Kenntnis genommen.«
    Der Bauer knurrte. Offenbar war es nicht die Antwort, die er sich erhofft hatte.
    »Noch eine Runde für den Stammtisch?« Alex schob drei Gläser unter den Zapfhahn.
    Schulze ging zurück zum Stammtisch, blieb jedoch auf halbem Wege stehen. »Was ich gerade gesagt habe, das mit den Zugezogenen …«
    Alex hob den Blick, und Schaum lief über den Rand des Glases und Alex’ Hand.
    »Dein Vater hatte meinen Respekt. Damals, nach der Wende, war’s auch nicht einfach. Er hat die Kneipe gerettet. Dein Vater war ein feiner Kerl, ehrlich.«
    Plötzlich schoss das Bier über den Glasrand, tropfte auf die Anrichte und spritzte auf Alex’ Hemd und Hose. Rasch stellte Alex den Hahn ab und wischte mit dem Geschirrtuch seine Kleidung trocken. Dann zapfte er drei Gläser voll und brachte sie hinüber zum Stammtisch. Auf dem Weg zurück zur Theke hallten Schulzes Worte durch seinen Verstand: Dein Vater war ein feiner Kerl. Alex griff zum Telefon.
    Wo bin ich? , war ihr erster Gedanke, nachdem laute Musik sie aus dem Schlaf gerissen hatte. Als hätte jemand seine Stereoanlage ohne Vorwarnung direkt neben ihrem Ohr bis zum Anschlag aufgedreht, erklangen Geige, Klavier und eine übersteuerte Frauenstimme. Ihr Trommelfell drohte zu platzen, und sie hatte starke Kopfschmerzen.
    Scheiße, was ist hier los? , fragte sich Lisa. Sie spürte, dass sie auf einem kalten Steinboden lag.
    Nur vage konnte sie sich an die Nacht erinnern, die sie im Weekend verbracht hatte, einer Diskothek im sechzehnten Stockwerk eines Berliner Hochhauses. Berthold hatte ihr wiederholt Smirnoff Ice und Bacardi Breezer spendiert. Aber sie hatte sicherlich nicht genug getrunken, um auf dem Boden einzunicken. Oder vielleicht doch?
    Sie konnte sich nicht erinnern. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich befand. Vor ihren Augen war es stockfinster, und die schrecklich laute Musik nahm kein Ende.
    »Verdammte Scheiße«, schrie sie, was ihre Kopfschmerzen noch schlimmer machte. »Geht diese Scheißmucke nicht leiser? Und mach verdammt noch mal das Licht an.«
    Sie hob den Kopf. Erschrocken zuckte sie zurück. Ihre Nase war auf einen spröden Widerstand gestoßen.
    »Scheiße, Mann, das ist nicht witzig«, rief sie. »Hast du gehört?«
    Vorsichtig neigte sie ihren Kopf zur Seite. Sie spürte einen rauen Stoff an Nase und Kinn und wollte sich davon befreien. Doch ihre Arme folgten dem Befehl nicht. Sie begann zu strampeln. Ihr Atem ging stoßweise, und sie begriff, dass ihr ein Sack über den Kopf gestülpt worden war.
    Erneut wollte sie danach greifen, aber ihre Arme reagierten nicht. Als sie sich aufsetzte, bemerkte sie, dass ihre Hände zusammengebunden waren. Sie zerrte an den

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