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Die Mädchenwiese

Die Mädchenwiese

Titel: Die Mädchenwiese Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Chatnachricht.
    »Du glaubst, Lisa ist abgehauen?«, fragte er. »Mit ihrem Freund?«
    Ich weiß nicht, was ich glauben soll , hätte sie am liebsten geantwortet, doch stattdessen sagte sie: »Nein, über ihren Freund hat sie nichts geschrieben. Was ist mit dir? Hast du mit jemandem gesprochen …«
    »Von ihren Freundinnen weiß keine etwas von einem neuen Freund. Außerdem habe ich im Dorf rumgefragt, aber niemand hat Lisa am Wochenende gesehen. Auch nicht in den Tagen zuvor.« Rolf machte eine kurze Pause. »Ich fahr jetzt erst einmal heim zu …«
    Laura beendete das Gespräch. Fahr du nur heim zu deiner neuen Flamme! Sie bemerkte, dass sie eine SMS erhalten hatte: Falls ich dir helfen kann, gib Bescheid. Ich bin für dich da. Hab dich lieb. Patrick.
    Sie hätte Patrick gerne geantwortet, aber ihr fehlten nicht nur die Worte, sondern auch die Kraft. Erschöpft sank sie auf die Couch und hielt das Telefon fest umklammert.
    Ihr kamen wieder Lisas Worte in den Sinn: Ich halte das hier echt nicht mehr lange aus. Das traf auch auf Laura zu. Sie war erschöpft vom ständigen Kampf – gegen ihren Mann, um das Haus, gegen die Schulden, für die Arbeit, gegen die Kinder. Viel zu oft glaubte auch sie: Ich kann nicht mehr!
    Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, rieb sich die Augen. »Frank, du musst was unternehmen!«
    »Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, aber …«
    »Ihr habt doch Leute, die dafür ausgebildet sind. Um Menschen zu suchen. Eine Hundertschaft, oder wie nennt ihr das?«
    »Ja, aber sie kommt erst zum Einsatz, wenn …« Er hielt inne und zupfte an seiner Augenbraue. »Weißt du, Laura, es gibt keinen Hinweis darauf, dass Lisa entführt wurde oder dass ihr …« Abermals stockte er. »Also dass ihr Gewalt angetan wurde. Alles deutet nur auf eines hin: Sie ist von zu Hause ausgerissen.«
    Laura ließ sich seine Worte durch den Kopf gehen. Sie streckte die Hand nach der Zigarettenschachtel aus und steckte sich noch eine Marlboro an. Dann schüttelte sie den Kopf. »Nein, sie ist nicht ausgerissen!«
    Frank sah sie zweifelnd an. »Sondern?«
    »Machst du uns noch ein Helles und einen Kurzen?«
    Alex rieb sich die Augen. Aus den Kneipenlautsprechern erklang Nirvanas Come As You Are .
    »Sag mal, was tust’n da eigentlich?«, fragte einer der Kneipengäste.
    Alex hielt in der einen Hand den Brief von Arthur Steinmann, in der anderen den Telefonhörer. Schnell schob er das Schreiben in seine Gesäßtasche und tauschte den Telefonhörer gegen den Zapfhahn.
    »Jetzt hattest du zum fünften Mal das Telefon in der Hand, ohne dass du jemanden anrufst.«
    Alex beschloss, seinen Anruf zu verschieben. Auch wenn die Elster an diesem Abend kaum Gäste hatte – auf den Barhockern saßen zwei ältere Männer, und am Stammtisch spielten drei beleibte Herren Skat –, war sie nicht der richtige Ort für ein Telefonat wie dieses.
    Alex füllte die Schnapspins.
    »Else hat dich heute Morgen gesehen«, sagte Anton Krause und beugte sich über den Tresen.
    »Ja, ich weiß, im Supermarkt. Wie geht es ihr?«
    Krause brummte missfällig. »Du weißt schon, ihr Bein.«
    »Dann soll sie sich halt ’nen neuen Arzt suchen«, entgegnete sein Sitznachbar, Friedel Hartmann.
    Krause fiel fast vom Barhocker. »Etwa den alten Föhringer, der den linken Daumen nicht mehr vom rechten unterscheiden kann?«
    »Besser als der Kurpfuscher, der ihr den Gehwagen verpasst hat.«
    »Wenigstens kann sie damit laufen!«
    »Föhringer hätt’ ihr ’nen Rollstuhl verschrieben.«
    »Und wer hätt’ sie dann schieben müssen? Ich!« Krause schnaubte wie ein Pferd, bevor er sich wieder an Alex wandte. »Wird das jetzt noch was mit unserem Bier, oder ist gleich Feierabend?«
    Alex stellte die vollen Gläser vor den beiden Männern ab.
    »Machste mir noch ’ne Gurke dazu?«, bat Hartmann.
    »Und mir zwei.« Krause rülpste.
    Mit einer Küchenzange holte Alex die letzten beiden Gewürzgurken aus dem Glas. Die Lauge tropfte auf den Tresen, während er die Gurken auf einen Teller legte und ihn mitsamt Servietten vor die Barhocker schob. »Für jeden nur noch eine.«
    »Wie?«, brummte Krause.
    »Was?«, murrte Hartmann.
    »Nur noch begrenzter Vorrat«, erwiderte Alex, »und den benötige ich morgen. Ihr wisst schon, da hab’ ich die Verköstigung, die …«
    Ein Lachen aus der Ecke übertönte seine Worte. Im nächsten Moment endete die Musik, und Stille erfüllte die Kneipe. Auch die drei Männer am Stammtisch waren verstummt. Einer

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