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Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Schiff. Ebenso wie die Mode und unzählige andere Einzelheiten, die wir sahen, hörten und erkannten – es ist schließlich unser Beruf.«
    »Vierundzwanzighundert Lichtjahre!« sagte Ion dumpf.
    Shahi nickte.
    »Wir nennen uns in Ihrer Sprache Pfadfinderinnen. Wir sind speziell auf diesen Beruf vorbereitet worden; unsere gesamte Psyche und die Physis arbeiten nur dafür. Wir fliegen von Sonne zu Sonne und von Planet zu Planet und versuchen, die gefundenen Rassen kennenzulernen. Manchmal gibt es Schwierigkeiten, gegen die wir hervorragend ausgerüstet sind.«
    »Das kann ich begreifen«, sagte Peer und fühlte erleichtert, wie die Überraschung langsam abklang und einer gefaßten Haltung Platz machte. Da der Verstand beider Männer elastisch genug war, um den Raum, die Sterne und die Einsamkeit zu verarbeiten und keinen Schaden zu erleiden, verarbeitete er auch diese historische Begegnung und die merkwürdige Form, in der sie stattfand. Peer stand auf, ging einigemal unruhig im Raum hin und her und hatte sich dann genügend konzentriert. Er sagte, laut und gut verständlich:
    »Wir vier Individuen treffen also hier in dem Büro zusammen. Wir vertreten zwei verschiedene Rassen, die sich kennenlernen werden. Irgendwann gibt es immer ein erstesmal; es ist ohnehin müßig, über die Form zu diskutieren. Mir persönlich fehlen die Fanfaren und die Trommeln nicht, auch nicht die blödsinnigen Reden der Politiker – anderes ist wichtig. Aber ... was soll weiter geschehen?«
    »Wie meinst du das? Spezifiziere dich ein wenig«, bat Ion halblaut.
    »Ich frage mich, was die netten Pfadfinderinnen von uns wollen. Wie lange sie ihren Besuch in der Kugel ausdehnen wollen, was sie von uns zu erfahren wünschen, wie wir ihnen helfen können. Was also sind Ihre Pläne?«
    »Ich bin die Spezialistin für Fremdkulturen«, sagte Yolay, das schwarzhaarige Mädchen. »Ich bin gleichzeitig die Leiterin unserer Expedition, die schon etwa fünfzig Jahre Ihrer Zeitrechnung dauert. Ich würde etwa noch ein Jahr brauchen, um ohne jede Hilfe die Kultur Ihres Heimatplaneten zu erforschen. Dieselbe Zeit braucht, wobei ihr die Maschinen mehr helfen können als mir, Shahi für die Erforschung der Technik. Von diesem Jahr würden wir gern zwei Drittel hier bei Ihnen verbringen, weil Teamarbeit die beste Art der Erforschung ist; es wirkt der Zersplitterung entgegen. Können wir Sie hier acht Monate lang belästigen?«
    Ions Blick weilte auf der zweidimensionalen Fläche des rothaarigen Mädchens neben Dürers Häschen und kehrte dann zu Yolay zurück.
    »Ich bitte Sie«, sagte er höflich, »von Belästigung kann keine Rede sein. Es wird nur manchmal schwierig werden, Ihre Anwesenheit zu verbergen.«
    »Deswegen brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Wir verstecken uns schon. Sie hätten sehen sollen, wie die Männer des Projektes Laser-Ozma staunten. Unsere Möglichkeiten sind, verglichen mit den entsprechenden Ihrer Rasse, umwerfend. Wir verpflichten uns auch, etwas zu tun, damit die entgegenkommende Haltung nicht einseitig ist. Darf ich Sie also bitten, uns acht Monate lang Asyl zu geben?«
    »Sie dürfen!« sagte Peer. »Holen Sie Ihre Zahnbürste und schaffen Sie dann das Schiff weg, ja?«
    »Gut, danke.«
    Das war einfacher, als ich dachte, überlegte Ion. Laut sagte er:
    »Herzlich willkommen im Reparatursatelliten der Raumpolizei. Schade, daß wir mit dem Aufräumen schon fertig sind. Ich schließe mich der Bitte meines Partners an und bitte Sie, zu holen, was Sie brauchen und das Schiff wegzubringen.«
    Yolay stand auf und blickte Ion an. Sie war nur eine Handbreit kleiner als er.
    »Wollen Sie sich unser Reich ansehen?« fragte sie Ion.
    Ion nickte.
     
    *
     
    Yolay und Shahi schienen sich ohne Worte verständigen zu können; während Yolay mit Ion zur Tür des Büros ging, blieb Shahi sitzen.
    »Ich werde hinüberschicken, was wir brauchen«, sagte das Mädchen. »Du könntest es in der Schleuse auffangen.«
    Shahi nickte nur.
    »Keinen Raumanzug?« fragte Ion verwundert.
    »Nein. Sie brauchen auch keinen. Wir haben unsere technischen Spielereien bei uns. Waren Sie schon einmal in einem Sternenschiff?«
    Ion bückte sich gerade unter dem oberen Bogen der Schottdichtung und warf einen verzweifelten Blick zurück zu Peer. Sein Freund hatte ein mehr als impertinentes Grinsen im Gesicht, als wollte er sagen: Schließlich bist du stets auf die Gabe der Ironie stolz gewesen, jetzt wehre dich erfolgreich gegen einen Verstand, der in einer

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