Die Männer der Raumstation
anderen kulturellen und zivilisatorischen Umgebung aufgewachsen ist.
Das Schott schloß sich.
»Diesen Korridor hinunter, dann links«, sagte Ion und ging schräg hinter Yolay hinunter zum Schacht, der in Form einer Wendeltreppe eine glatte, stufenlose Spirale barg. Sie führte wieder auf einen Korridor, der sich an den Schleusenvorraum anschloß. Der Schleusenvorraum auf Deck III war besonders groß und zur Aufnahme von Lasten geeignet.
»Ich weiß«, antwortete Yolay. »Wir kennen den Plan der Station genau.«
»Woher, wenn ich fragen darf?« fragte Ion einigermaßen entgeistert; er konnte sich nicht daran erinnern, daß die Pläne jedermann zugänglich waren.
»Diese Kugel ist die Variation eines Themas aus der grauen Vorzeit unserer eigenen Raumfahrt. Natürlich kennen wir nicht jeden Schalter, aber wir wissen, daß nach gewissen logischen Gesichtspunkten keine andere Bauweise möglich sein kann. Aber – ihr Menschen, wie ihr euch nennt, bereitet uns eine Menge Kopfzerbrechen.«
»Danke, ebenfalls«, gab Ion zurück. »Ihre Anwesenheit gibt uns auch jede Menge Rätsel auf. Was suchen Sie eigentlich hier. Oder an anderen Plätzen des Alls?«
»Ganz einfach«, erklärte Yolay knapp. »Partner. Freunde. Bekannte. Wesen, die an den Dingen interessiert sind wie wir.«
Sie hatten den Schleusenvorraum erreicht, und Ion öffnete die innere Schleusentür, vielmehr einen kleineren Ausschnitt in ihr, durch den nur Personen oder wenig sperrige Güter passieren konnten. Nachdem in der eigentlichen Schleuse die Lichter sich eingeschaltet hatten, glitt die Tür wieder zu. Photozellen und wärmeempfindliche Rezeptoren besorgten die Arbeit. Ion blieb neben dem Hebel stehen, der die äußere Luke öffnete.
»Und sollten jene Wesen an anderen Dingen interessiert sein, was dann?«
»Das ergibt sich von Fall zu Fall. Im Moment haben wir eines der interessantesten Studienobjekte, die wir jemals trafen. Das irdische Sonnensystem. Schalten Sie bitte?«
»Ich bin kein Selbstmörder«, beharrte Ion, der nicht plante, im Vakuum zu sterben.
»Halten Sie mich für derartig naiv?« fragte Yolay.
»Nein. Aber vielleicht funktionieren Ihre Schleusen anders.«
»Lediglich schneller und stets automatisch.«
»Das mag gut sein für Wesen von Moodgeegalee, aber nicht richtig für Terraner«, erwiderte Ion. Yolay hob ihre schmale, schlanke Hand und streckte den Mittelfinger aus.
»Vorsicht«, sagte sie, »nicht erschrecken.«
Ion blieb dicht neben ihr stehen. Etwas fauchte wie eine Peitschenschnur durch die Luft, dann berührten die elastischen Wandungen einer Kugel mit zwei Metern Durchmesser die Ellenbogen des Mannes. Sie schwebte nur einige Millimeter über dem federnden Kunststoffboden der Schleuse und hatte sich unbemerkt und blitzschnell unter den Sohlen der vier Stiefel durchgeschoben. Yolay lächelte Ion wieder an und tat etwas an einem ihrer vier Ringe, die Kugel verschwand augenblicklich.
»Nett«, sagte Ion. »Ich verstehe. Ich öffne die Schleuse – jetzt!«
Die Kugel schloß sich augenblicklich um das fremde Wesen und den Terraner.
»Wir schweben jetzt hinüber zum Schiff, durch die Öffnung im Heck und in die kleine Personenschleuse. Sie waren wirklich noch niemals in einem Sternenschiff? Wirklich nicht?«
Ions Gesicht war keine fünfzehn Zentimeter von dem Yolays entfernt. Er grinste sie an, ohne daß seine Augen mitlachten.
»Wenn ich wüßte, wie Sie wirklich aussehen und wie Sie denken, würde ich Ihnen eine entsprechende Antwort geben. Da ich aber nicht glaube, daß diese im Moment vorzügliche Form Ihre eigentliche ist, erspare ich mir die Arbeit und Ihnen die Befremdung, Yolay.«
»Auch darüber können wir später diskutieren«, sagte sie. »Hier – das All ohne Schiff.«
Fast schroff sagte Ion:
»Ich bin im allgemeinen gewohnt, nur mit einem Schutzanzug bekleidet an fremden Schiffen zu kleben und zu reparieren. Das ist für mich nichts Neues, aber es ist jedesmal schön und faszinierend.«
Die Energieblase schwebte behutsam aus dem Schleusenraum und bewegte sich absolut lautlos auf das riesige Schiff zu. Durch eine unsichtbare chemische Reaktion schien ständig frischer Sauerstoff erzeugt zu werden, während das Kohlendioxyd abgesaugt wurde.
»Wir kennen viele Rassen. Von ihnen haben viele die Raumfahrt, aber sie fürchten sich noch immer vor dem All. Wie kommt es, daß Sie Vergnügen dabei empfinden, sich ohne schützende Schiffshülle zu bewegen?«
»Ganz einfach«, sagte Ion, während vor
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