Die Männer der Raumstation
an.
»Teilweise«, erwiderte er. »Es waren auch einige völlig unsinnige Dinge darunter und Zitate. Wo ist Ihr Schiff jetzt?«
»Dort.«
Die Hand, an der zwei rechteckige, große Ringe funkelten, wies auf das Fenster neben Ion im Boden des Büros. Ion neigte den Kopf und blickte hinaus durch das Quarzglas. Zuerst sah er nur die vertrauten Bilder der Sterne, dann schob sich von links ein dunkler Schatten ins Viereck, wurde gegenständlich und entpuppte sich als ein Körper, dessen Größe schlecht zu schätzen war, weil entsprechende Vergleichswerte fehlten.
»Wieviel Distanz, Peer?« fragte Ion schnell.
»Dreieinhalbtausend Meter«, sagte Peer.
»Das ist nicht gerade ein kleines Schiff«, sagte Ion mehr zu sich selbst und verbrannte sich beim Betrachten des Giganten die Finger an der Zigarette. Er drückte, mühsam einen Fluch hinunterschluckend, die qualmenden Reste aus und blickte wieder hinaus. Das Schiff war verschwunden; er mußte eine volle Umdrehung des Satelliten abwarten. Dann sah er es genau.
Es war etwa einen guten Kilometer lang.
Tropfenförmig, mehr gedrungen als schlank. Von dem Schiffsrumpf strebten zwei tragflächenähnliche, einem sehr spitzen Dreieck gleichende Formen weg, die an der Spitze eine silbern schimmernde, etwa fünfzig Meter durchmessende Kugel trugen. Die Kugeln bildeten zur Mittelachse des Schiffes einen Winkel von ungefähr hundertfünfzehn Grad zueinander. In dem runden Ende des Tropfens gähnte ein Loch, gespenstisch dunkel gegen das ohnehin schon schwarze Metall des Rumpfes, der nicht weniger als hundert Meter durchmaß. Fünf oder sechs kuppelförmige kleine Schalen waren von innen erleuchtet und schufen einen lebendigen Eindruck zu dieser ungeheuren stählernen Masse. Ion fröstelte, wenn er an die zwei Pinassen des Asteroiden dachte.
»Eine Frage«, sagte er und zündete sich eine zweite Zigarette an. »Ist es in Ihrem Sinn, daß Ihre Anwesenheit hier entdeckt wird?«
Yolay schüttelte energisch den Kopf. Das lange schwarze Haar flog hin und her.
»Nein. Zwar kann ohne weiteres unsere Anwesenheit vermutet werden, weil wir sehr offen operierten. Aber wir können uns nicht gestatten, daß man uns persönlich sieht.«
»Dann«, sagte Ion bedächtig, »gebe ich Ihnen den kameradschaftlichen Rat, das Schiff möglichst in den Schlagschatten des Pluto zu bugsieren und dort zu lassen. Unsere Station wird nämlich mehr oder weniger häufig von Schiffen angeflogen oder zumindest geortet. Wir würden uns sehr anstrengen müssen, um für diesen Koloß dort draußen eine Erklärung zu erfinden, die einigermaßen glaubwürdig ist. Vorausgesetzt natürlich, daß Sie beabsichtigen, noch einige Stunden mit uns zu diskutieren. Außerdem habe ich noch ungefähr zweieinhalb Millionen Fragen an Sie, falls Sie sie beantworten wollen – und können.«
»Das gleiche gilt für uns«, sagte Yolay verbindlich. »Wegen nichts anderem haben wir hier angelegt.«
»Angelegt, wie?« fragte Ion. »Was ist eigentlich passiert, während ich schlief, Peer?«
»Als dich der Schlaf übermannte, mein Freund, kamen vier Prospektoren. Sie hatten leere Tanks und volle Scheckbücher. Einem riß beim Start die Steuerung der Zentraldüse; es sind ziemlich robuste und anspruchslose Konstruktionen, diese Diggerschiffe. Ich schwang mich in die Triton und reparierte den Schaden. Als ich zurückkam, es waren nur dreieinhalbtausend Kilometer, parkte neben unserem alten Asteroiden dieses Schiffchen hier. Alles meisterhaft ausgeführt: Kurs angeglichen, Geschwindigkeit der Drift ausgerechnet, kinetischer Impuls ausgefeilt und eingesetzt. Die Damen glitten gerade in durchsichtigen Energieblasen auf die P-Schleuse zu. Ich klinkte die Triton ein und traf sie im Schleusenvorraum. Die Aktion war auf jeden Fall sehenswert. Ich begrüßte sie, vollkommen aufgeregt, in Englisch und erlebte die Überraschung meines Lebens.«
Peer hatte sich inzwischen gefangen, aber Ion kannte seinen Freund. Peer war und blieb kühl, abwartend und vor allem mißtrauisch. Die Tatsache, daß sich zwei raumfahrende Rassen begegneten und daß dies ausgerechnet in dem kleinen Büro des Reparaturasteroiden stattfand, berührte ihn nur am Rande.
»Das erscheint mir als die Untertreibung des Jahrhunderts.«
»Ja. Sie sprachen, wie unschwer zu hören ist, perfektes Englisch.«
Nachlässig bemerkte Shahi: »Unter anderem noch einige andere Sprachen. Wir bemühten uns, sie zu analysieren und lernten sie während unserer kleinen Einsätze und im
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