Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Männer der Raumstation

Die Männer der Raumstation

Titel: Die Männer der Raumstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
dessen Lautsprecher und Schirme ebenfalls blind waren. Aus den Kästen am Boden leuchteten die Sterne herein und drehten sich schwach. Es war eine Szene, die unwiederholbar bleiben würde.
    »Ich bin etwa einhundertsechzig Jahre eurer Zeitrechnung alt«, sagte Yolay. »Ich gehöre zur Kategorie Zwei unserer Gesellschaftsform. Nur noch die Wesen mit koordinatorischen Fähigkeiten stehen eine Stufe höher. Ich bin, was du übertragen als ›weiblich‹ bezeichnen würdest. Aber, wie die Vestalinnen, habe ich nur für meine Aufgabe zu leben. Ich muß diese Aufgabe rund hundert Jahre – wieder eure Rechnung – wahrnehmen, dann kommt die Belohnung und gleichzeitig etwas, das uns unseren Beruf nicht mehr ausüben läßt. Das ist weiter nicht schlimm, denn wir können uns dann aussuchen, was wir tun wollen.
    Wir wurden schon nach der Geburt, wir sind Säugetiere wie ihr, dafür vorbereitet ...«
    Was sie berichtete, ergänzte die Bilder, die Ion gesehen hatte.
    Es war eine phantastische Geschichte, die er hier hörte. Ions Verstand weigerte sich bald, die Folgerungen zu begreifen, die eine derartige Perfektion hervorrief.
    Das Kind wurde auf seine Erbanlagen getestet.
    War es für den Raum geeignet und versprach es, intelligent zu werden, ging man an die Arbeit. Man schuf mit den Mitteln einer Biotechnik, die unvorstellbar weit von den Erfahrungen und Aspekten der irdischen entfernt war, eine moderne Kreuzung zwischen Vestalin, Amazone, Wissenschaftlerin und Geheimagentin, Raumfahrer, Kulturpsychologin und Maschine. Etwas Ähnliches wie ein Hypercyborg wurde erschaffen.
    Zuerst die Zellen.
    Da sich bis zur Geschlechtsreife sämtliche Zellen duplizieren und teilen, wurden sie beeinflußt. Sie erhielten einen Kern, der die absolute Herrschaft über die Zelle übernehmen konnte. Zusätzliche Farbstoffe, Reizmittel und Depotstoffe in unvorstellbar mikroskopisch kleinen Mengen wurden eingelagert. Ein jeder Zellverband konnte sich innerhalb gewisser Grenzen verändern. Knochen schmolzen, Fleisch und Muskeln verwandelten sich in steinharte Knochen oder in aufgeschwemmtes wasserreiches Gewebe aller Farben und aller Strukturen. Nerven konnten überempfindlich werden oder empfindungslos – alles gesteuert durch relativ einfache Hirnbefehle. Im Alter von fünf Jahren übte man bereits die Verwandlung des Ganzen oder von Teilen.
    Der Kehlkopf sandte Schwingungen aus, die auf beiden Seiten der Skala jenseits der Möglichkeiten einer irdischen Kehle lagen. Hier brauchte nicht viel verändert zu werden. Nur die Muskeln der Stimmritze. Die Ohren und hauptsächlich das innere Ohr empfingen Signale und Informationen, die Radar heißen konnten, Funkwellen oder Schwingungen unterhalb fünfzig Hertz. Das alles konnten die zukünftigen Scouts schon als Kinder.
    Dann lernten sie, die Möglichkeiten des Gehirns voll auszunutzen.
    Sie waren vollendete Telesender in Symbolen, Worten und Stimmungen. Sie konnten, von einigen Ausnahmen abgesehen, jedes lebende Wesen beeinflussen, sobald sie die Schemata der Gefühlswelt erkannt hatten.
    Projekt Laser-Ozma ... Hamilkar Freydoun und seine Männer ... die Stimme, die Peer gehört hatte ...
    Ion streckte im Dunkel seine Hand aus und ergriff die Finger des »Mädchens«. Sie waren kalt und irgendwie ohne Willen; Ion hatte Yolay fingerdicke Stahlverbindungen geradebiegen sehen, als er mit ihr einen Reparaturflug unternommen hatte. Sie überließ ihm die Hand und schien etwas zu brauchen, woran sie sich festhalten konnte.
    Nicht weiter schwierig war es für die Ausbilder, die perfekte Art zu lehren. Die Wesen des zentralen Planeten Moodgeegalee waren so weit von der natürlichen Art organisierter Säugetiere entfernt, daß sie teilweise in steriler Perfektion dachten. Es gab nur Spezialisten, deren Können von Koordinatoren zusammengefügt werden mußte.
    Die Anlagen blieben vorhanden, wie einige Rückfälle gezeigt hatten, aber sie waren sehr verkümmert.
    »Du erzählst mir alles, als wärest du traurig darüber, Yolay«, sagte Ion. »Du solltest dich freuen, denn du stellst alles in den Schatten, was ich kenne. Und – verglichen mit deinen Möglichkeiten, Fremdes und Neues zu sehen und zu analysieren – was kenne ich schon? Nur die Erde, die Planeten und jetzt dich.«
    Sie schwieg einige Sekunden, dann antwortete sie leise:
    »Aus einem bestimmten Grund bin ich nicht stolz auf diese Begabungen.«
    »Darf ich ihn erfahren?«
    Ion fühlte, wie sich das perfekte Wesen von Moodgeegalee in etwas zu

Weitere Kostenlose Bücher