Die Männer der Raumstation
Probleme – und du hast Probleme, sonst säßest du nicht hier –, fällt es mir sehr leicht, die persönliche Harmonie mit einer Unvollkommenen herzustellen. Das dürfte genug logische Deduktion gewesen sein, um auch deine Art des Denkens befriedigt zu haben.«
Yolay war zutiefst verwirrt.
»Es gibt in der terranischen Geschichte Beispiele«, sagte Ion und richtete sich auf, »die genau bezeugen, daß ganze Reiche zerstört worden sind, weil jemand zu lange gewartet hat.«
Er nahm das Gesicht des Mädchens in die Hände und küßte Yolay. Nach einer Weile sagte er:
»Verdammt. Liebe – Brot der Raumfahrer.«
Wieder nach einer Pause, in der sich nur die Sterne langsam um den Asteroiden drehten, sagte Ion mit milder Ironie:
»Sieh an ... ein vielversprechendes Talent verkümmert in der Stille des Weltraums.«
Irgendwann sagte Yolay flüsternd:
»Ich glaube, daß es nicht nur kluge Terraner gibt. Ferner weiß ich, daß du ein kluger Terraner bist.«
»Ja«, murmelte Ion schläfrig, »einst ein Pädagoge.«
»Ein kluger Terraner ist viel klüger als ein kluger Moodgeegaleen.«
»Sag das bitte nicht öffentlich«, bat Ion, »sonst wirst du entlassen.«
Yolay stand auf und ging einige Schritte in den Raum hinein. Dann kauerte sie sich auf die Fersen und sah hinaus in den Weltraum. Die Gürtelsterne des Orion zogen vorbei, Beteigeuze und Rigel, Prokyon und die anderen Sterne des Kleinen Hundes, die Zwillinge und der Sternhaufen Präsepe ... irgendwo dahinter lagen die hundert Welten und lag Moodgeegalee.
»Die Zellen, die aus uns wahre Wunderwesen machen, sind nicht ewig zu beeinflussen. Wir beide haben ein Schema der persönlichen Entwicklung bei uns. Ich habe heute jenes Schema abgelesen und nachgerechnet. Die Depotstoffe und die Farbstoffe unserer Zellverbände, die hochaktivierten Ströme unserer Nerven und einige andere Dinge, nämlich jene Parafähigkeiten, haben eine Wirkungsdauer von rund einhundertfünfzig Jahren. Diese Wirkung wird in fünfundachtzig Moodgeegalee-Tagen nachlassen und kurze Zeit darauf ganz verschwinden.«
Ion fragte:
»Wie lang ist ein Tag deines Planeten?«
»Achtundvierzig Stunden eurer Rechnung. Ich habe mit deinem Pultgerät nachgerechnet.«
Ion überlegte lange.
»Das wäre etwa ... um Jahresschluß«, sagte er dann. »Ungefähr dann, wenn wir diese Station verlassen müssen und uns ins Privatleben zurückziehen. Obwohl ich glaube, daß die Raumpolizei kaum etwas Besseres heraufschaffen kann. Aber das ist unwichtig.«
Yolay hockte sich auf den warmen Boden und verschränkte die Arme vor den Knien.
»Ich breche etwas, was du als Diensteid bezeichnen würdest«, sagte Yolay seltsam betont. »Die Scouts sollen die Planeten mit einer selbstentwickelten Raumfahrt genügend lange beobachten. Besonders wird die kulturelle Reife beachtet. Liegt sie unter dem Standard, dann warten wir weiter. Liegt sie aber über unserer Norm, dann melden wir es. Unsere Koordinatoren entscheiden dann, ob eine Abordnung Handelsbeziehungen, kulturellen und zivilisatorischen Kontakt und Austausch von Erfindungen anbieten soll. Es sieht so aus, als ob wir die Erde empfehlen müßten.«
Yolay setzte sich wieder neben ihn.
»Und genau auf dieses Geständnis«, sagte er behutsam, »habe ich seit geraumer Zeit gewartet. Es war naheliegend. Gehe ich richtig mit meiner Annahme, daß dieses geheime Projekt Laser-Ozma etwas mit der Sternenschiffahrt zu tun hat?«
Shahi setzte sich wieder neben ihn.
»Es war nicht gerade die beste Ausgangsposition, sagte mir Shahi, aber das Verfahren ist grundlegend richtig. In dem Moment, in dem Shahi als Meteor die Schleuse der Mondbasis durchschlug, war eigentlich alles klar. Shahi baute einige Überraschungen und einige neue Prinzipien ein und schockierte die Männer, die den eiligen Start beobachteten. Auf dem Umweg über den Hyperraumsprung ist theoretisch der Sternenmotor erfunden worden. Innerhalb von nicht mehr als zwanzig Jahren wird die Erde mit uns offizielle Kontakte aufnehmen können, wenn sie in unsere Richtung fliegt.«
»Schreibe mir gelegentlich die Daten auf, Yolay«, sagte Ion. »Ich werde Shahi dafür morgen auf beide Wangen küssen und ihr lange die Hand schütteln. Und diesem schneidigen Bondy Cuiper sagen wir keine Silbe.«
Sie stimmte zu.
»Frierst du nicht dort draußen, so nahe an den kalten Sternen des Alls?« fragte Ion und lehnte sich zurück.
»In deiner Nähe, Partner?« fragte Yolay ironisch.
7
Da das Bessere stets der
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