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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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unmittelbar nach den Donnerschlägen einsetzende Regen konnte verhindern, daß die ganze Stadt in Flammen aufging. Dieses Ereignis wurde von Skallagrim dem Heulenden als Beweis dafür angeführt, daß der Donnerer immer noch mächtiger sei als der Christengott, und es brachte seiner Anhängerschaft vorübergehend einigen Zulauf, blieb jedoch ohne Wirkung auf die weiteren Geschehnisse.
    Am nächsten Tag zeigte sich, daß Gilli die letzte Möglichkeit zurFlucht genutzt hatte, denn die Nomaden hatten über Nacht einige mit Steinen beladene Schiffe zur Hafeneinfahrt geschleppt und dort versenkt. Auch auf dem der Stadt gegenüberliegenden Ufer waren jetzt die spitzen grauen Kegel der Nomadenzelte zu sehen. Der Ring um die Stadt hatte sich geschlossen.
    Nachdem sie ihre Vorräte aufgebraucht hatten, trieb der Hunger die Einwohner aus ihren Häusern hervor. Da ihr Vieh von den Nomaden geschlachtet worden war und der Wunsch, ein Stück Fleisch gegen eine Handvoll Silber einzutauschen, bei diesen nur verständnisloses Kopfschütteln auslöste, plünderten sie den Kornspeicher am Hafen. Als das Brot aufgezehrt war, begannen die ersten, ihre Hunde und Katzen zu essen. Einen von Bues Gefolgsleuten peinigte der Hunger so sehr, daß er sich mit dem Schwert den Weg zu einem der Lagerfeuer bahnte und den Nomaden einen Braten entriß. Was nun geschah, ließ alle, die es sahen, vor Schreck erstarren: Die Wilden warfen den Mann zu Boden, entkleideten ihn und schnitten ihn bei lebendigem Leibe in Stücke. Während der Mann noch schrie, schwammen Teile seines Körpers schon im brodelnden Wasser eines Kessels, und wenig später war von ihm nicht mehr übrig als seine Kleidung und sein Schwert.
    In Windeseile ging die Nachricht von Haus zu Haus. Manche der Einwohner wollten von Anfang an geahnt haben, daß die Wilden Menschenfresser seien, andere meinten, es handle sich um die bei diesem Volk übliche Art der Blutrache, denn immerhin habe Bues Gefolgsmann einige Nomaden erschlagen, bevor er an das Lagerfeuer gelangt sei.
    Als Bue der Dicke davon erfuhr, soll er, wie später erzählt wurde, Skallagrim das Amt des Bischofs von Schleswig angeboten haben, falls dieser die alten Götter dazu bringen könne, dem schrecklichen Treiben ein Ende zu setzen. Skallagrim jedoch, sei es, weil er Titel und Pfründe eines Bischofs nicht begehrte, sei es, weil er durch eine erfolglose Beschwörung der Götter seinem Ansehen zu schaden fürchtete, Skallagrim bat sich Bedenkzeit aus, nahm einige Pilze zu sich und versank in eine mehrere Tage währende Bewußtlosigkeit.Als nächstes befahl Bue dem Wikgrafen, mit einer Handvoll kampferprobter Männer einen Ausfall zu machen, einige Nomaden gefangenzunehmen und mit diesen in das Haus des Königs zurückzukehren. Bei allen Verhandlungen, die er geführt habe, sagte Bue, sei es nützlich gewesen, im Besitz von Geiseln zu sein. Der Wikgraf lehnte den Auftrag zunächst rundheraus ab, aber Bue wußte ihm derart anschaulich die Folgen seines Ungehorsams auszumalen, daß er sich nach längerem Zaudern entschloß, den Befehl auszuführen.
    Die Männer stellten sich mit gezückten Schwertern hinter der Tür auf und stürmten auf einen Wink des Wikgrafen auf den Platz hinaus. Anscheinend wurden die Wilden von dem Angriff überrascht, denn bevor sie zu den Waffen greifen konnten, waren der Wikgraf und seine Männer schon mit fünf Gefangenen in das Haus des Königs zurückgekehrt.
    Es waren zwei Männer und drei Frauen, und unter diesen befand sich auch die Alte, mit der Poppo gesprochen hatte. Da ihm der Priester als Übersetzer nicht zur Verfügung stand, beauftragte Bue Halldor, den Nomaden draußen auf dem Platz mitzuteilen, daß den Geiseln kein Haar gekrümmt werde, wenn man ihm selbst und seinen Gefolgsleuten freien Abzug gewähre. Falls sie diesen jedoch verweigerten, werde er von nun an jeden Tag eine der Geiseln hinrichten lassen.
    Halldors Vermutung, daß seine Worte unter den Wilden wiederum Heiterkeit auslösen würden, erwies sich als zutreffend: Kaum daß er Bues Botschaft übermittelt hatte, brachen nicht nur die Nomaden auf dem Platz, sondern auch die Gefangenen in schallendes Gelächter aus.
    Bue deutete zornbebend auf die alte Frau und schrie: »Sag ihr, daß ich sie als erste töten werde, wenn ihre Leute uns nicht aus der Stadt lassen!«
    Als Halldor seine Worte übersetzt hatte, begann sich die Alte aufreizend in den Hüften zu wiegen und entblößte ihre welken Brüste. Da geriet Bue der Dicke

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