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Die Maenner vom Meer - Roman

Titel: Die Maenner vom Meer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Konrad Hansen
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dem Haus traute und mit geschürzter Kutte durch die Straßen watete, schlug Bue dem Dicken vor, die vier Geiseln zum Zeichen seines guten Willens freizulassen. Bue, entkräftet und vor Hunger nur noch halb bei Sinnen, machte eine Handbewegung, die Poppo als Zustimmung verstand. Die Nomaden zeigten jedoch weder Freude noch Dankbarkeit, als sie das Haus des Königs verließen; sie setzten sich wortlos zu den anderen in den unablässig strömenden Regen.
    Am nächsten Morgen waren die Nomaden verschwunden. Es war, als habe der Erdboden sie verschluckt; ihre Spuren hatte der Regen getilgt, und wenn jemand behauptet hätte, daß alles nur ein böser Traum gewesen sei, wäre es schwergefallen, ihn zu widerlegen.
    Die Bewohner kamen aus ihren Häusern hervor und stapften, einer am anderen Halt suchend, durch den Schlamm. Einige krochen auf den Wall, aber sie sahen nichts außer der weiten Heide und den dunklen Wolken, die über sie dahinjagten.
    Als man Poppo fragte, wie er es sich erkläre, daß die Wilden so plötzlich verschwunden seien, verwies er nicht, wie allgemein erwartet wurde, auf die Allmacht seines Gottes, sondern sagte, das Nomadenvolk gehöre zu den ältesten Völkern der Erde, und daß es bis heute überlebt habe, verdanke es vor allem seinem untrüglichen Gespür für drohende Gefahr sowie der Gewohnheit, dieser auszuweichen, sofern es sich ihr nicht gewachsen fühle.
    Den Bewohnern der Stadt erschien seine Antwort nicht weniger rätselhaft als das Verschwinden der Nomaden. Aber schon am folgenden Tag fanden sie Grund, Poppos Klugheit zu rühmen: Vor der Landenge tauchten bunte Segel aus den Regenschleiern auf, und über die Heide rollte das Donnern unzähliger Pferdehufe.
    König Harald kam mit seinem Heer.

8
    ES WAR EIN JAMMERVOLLER ANBLICK, den die Bewohner der Stadt ihrem König boten. Teilnahmslos vor Entkräftung, die Gesichter von Not und Schrecken gezeichnet, säumten sie schweigend die Straßen, als Harald in die Stadt einzog. Aber auch ihm selbst und seinem Gefolge mangelte es an der gewohnten Pracht, denn alle waren bis auf die Haut durchnäßt und mit Schlamm bespritzt. Obwohl man ihn darauf vorbereitet hatte, daß ihm diesmal ein vergleichsweise dürftiger Empfang zuteil werden würde, machte der König aus seiner Enttäuschung kein Hehl: Er versetzte seinem Pferd einen Peitschenhieb und sprengte verdrossen zu seinem Haus, um es für die nächsten Tage nicht wieder zu verlassen.
    Nun rafften sich einige der Stadtbewohner auf, zumindest seinem Gefolge einen schwachen Willkommensgruß zu entbieten. Man sah Haralds Mutter Thyra, die Witwe Gorms des Alten, seine Frau Hallgerd mit ihrem Sohn Sven, Haralds füllige Schwester Gunhild, die Bischöfe Reginbrand von Aarhus und Liafdag von Ribe, man sah die Brüder Sigurd und Harek von den Schafsinseln, Wichmann, den Brudersohn des Billungers, den Skalden Egil von Island, man sah die halbwüchsigen Söhne und Töchter fremder Fürsten, die mit ihrem Leben dafür bürgten, daß ihre Väter nicht vertragsbrüchig wurden, man sah, durch Nässe und Schmutz ihrer Schönheit beraubt, des Königs Gespielinnen und nach diesen dieschier endlose Reihe großer Männer, deren Namen man einander ehrfurchtsvoll zuflüsterte.
    Um Haralds Mißmut besser zu verstehen, muß man wissen, daß er mit seinem Heer bereits nach Norwegen übergesetzt und alle Vorkehrungen für die entscheidende Schlacht mit König Harald Graumantel getroffen hatte, als ihn die Nachricht erreichte, daß sein wichtigster Handelsplatz von Nomaden überfallen worden sei. Er kehrte sogleich mit seinem gesamten Heer nach Jütland zurück und durchquerte die Halbinsel in wenigen Tagen, während seine Flotte durch den Öresund nach Süden segelte. Indem er also auf einen Sieg verzichtete, der ihn vermutlich zum Herrn Norwegens gemacht hätte, rettete der König die Stadt vor ihrem Untergang. Statt nun aber, was ihm als das mindeste erschien, mit fröhlichen und dankbaren Mienen belohnt zu werden, glotzte ihn das stumme Elend an. Und dies verstimmte König Harald sehr.
    Während der Regen sich weiter über die Stadt ergoß, blieb der König zwar unsichtbar, aber nicht untätig. Er ließ die versenkten Schiffe aus der Einfahrt schaffen, damit seine Flotte in den Hafen einlaufen konnte, er versorgte die Einwohner mit Getreide und frischem Fleisch und schickte eine Hundertschaft unter dem Befehl der Brüder Sigurd und Harek aus, um die Nomaden aufzuspüren und gnadenlos niederzumetzeln. Aber es gelang

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