Die Männer von Bravo Two Zero
Vorschrift, Gefangene lebend abzuliefern, oder aber es gab eine Belohnung dafür.
Dinger wurde in einen Wagen verfrachtet, und dann ging es im Konvoi zurück über den Fluß in ein Camp. Es herrschte große Aufregung; Dinger war der erste Europäer, den sie gefangengenommen hatten.
Er wurde in einem Raum, in dem viele Offiziere waren, mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt. Sie sprachen gut Englisch und fragten ihn nach den Großen Vier.
Dann sagten sie: »Wie lautet dein Auftrag?«, und Dinger entgegnete: »Die Frage kann ich nicht beantworten.«
Sie sagten, es würde sehr schlimm für ihn werden, wenn er die Fragen nicht beantwortete, schließlich sei Krieg. Sie wiederholten die Frage, und als er gerade
»Die Frage kann ich nicht …« ausgesprochen hatte, gingen sie auf ihn los. Sie traten ihn zu Boden und schlugen auf ihn ein, als ob ein Wettkampf im Gange wäre; sie waren bester Stimmung und amüsierten sich.
Das Prügeln dauerte etwa eine halbe Stunde. Es 411
wurden keine Fragen gestellt. Dann sprang einer der Offiziere auf und verließ den Raum, und ein anderer sagte: »Gleich wird es dir leid tun.«
Der Mann kam mit einem Holzstab von zirka 1,20
Meter Länge und acht Zentimeter Durchmesser wieder und ging direkt auf Dinger los.
Es dauerte nur knapp 90 Sekunden, aber Dinger war sich sicher, daß er sterben würde. Er erzählte seine Tarngeschichte.
Sie fragten, wie viele im dem Such- und Rettungsteam gewesen seien, und als Dinger antwortete: »Die Frage kann ich nicht beantworten«, griffen sie wieder zum Holzknüppel.
Sie brachten ein leeres 66er-Rohr und eine 203er und wollten von ihm wissen, wie die Waffen funktionierten.
Dinger weigerte sich, es ihnen zu zeigen, was ihm weitere Schläge mit dem Stab eintrug. Dann dachte Dinger: Das ist eine Waffe, verdammt noch mal, kein Staatsgeheimnis.
Sie können in jedem Militärlehrbuch nachlesen, wie sie funktioniert.
Er erzählte ihnen, daß wir Piloten retten sollten, und es schien ganz gut zu laufen, aber das war eine frühe Phase des Verhörs. Er wußte, es würde noch sehr viel schlimmer kommen.
Wir erzählten uns, was wir über den Rest unseres Trupps wußten. Das letzte, was Dinger von Legs gesehen hatte, war, daß er auf einer Trage lag, völlig reglos. Dinger meinte, Legs sei tot. Wir hatten keine Ahnung, was mit Bob war. Dinger hatte gedacht, er wäre bei Mark und 412
mir, und wir hatten gedacht, er wäre bei den anderen.
Dinger hatte einen Teil von Bobs Ausrüstung gesehen, als wir nach Bagdad gebracht worden waren; ein Stück von seinem Tarnnetz war verkohlt. Das ließ nichts Gutes ahnen. Als ich unmittelbar nach meiner Gefangennahme verhört worden war, befand Dinger sich in einem anderen Raum zusammen mit unserer gesamten erbeuteten
Ausrüstung.
»Sie hatten ein paar Waffen da. Die Burschen spielten mit einer 203er herum, und ich habe geschrien, sie sollten sie nicht anrühren, weil noch eine Granate drin war. Zum Dank für meine Warnung bekam ich eins aufs Maul. Die Trottel drückten ab, und sie ging los.«
Zu Dingers Glück wird bei einer 40-mm-Granate erst nach etwa 20 Meter die Zündung aktiviert. Die Granate schlug gegen die Decke und fiel wieder zu Boden. Allah meinte es an dem Tag gut mit ihm: Wenn die Granate detoniert wäre, hätte es alle im Raum erwischt.
»Die sind völlig hysterisch geworden und haben ihre Wut natürlich an mir ausgelassen«, sagte er.
Wir amüsierten uns köstlich über die Sache mit der 203er, zwangen uns aber, nicht laut loszulachen. Es tat so gut, wieder Dingers Stimme zu hören. Meine ganzen
Probleme schienen von mir abzufallen.
»Der Hauptfeldwebel nahm einen Kompaß in die
Hand, und der Trottel hatte keinen Schimmer, wie er damit umgehen sollte«, fuhr Dinger fort. »Er wußte, daß es ein Kompaß war, aber er wußte überhaupt nicht, wie man ihn benutzt. Er wollte sich vor seinen Leuten nicht blamieren, also hat er so getan, als wüßte er es. Ich fand 413
es richtig lustig. Er hat das verdammte Ding falsch herum gehalten und versucht, es aufzumachen, und ich saß da, den Kopf gesenkt, und hab’ gegrinst und hatte Mühe, nicht loszuprusten. Sie haben irgendwelchen Kleinkram aus dem Gepäck geholt, Batterien zum Beispiel, und alles für Sprengstoff gehalten. Die haben anscheinend gedacht, ihnen würde alles um die Ohren fliegen.«
Dann wurden wir ernst und fragten uns, ob Stan und Vince noch am Leben waren. Ich hielt es für
wahrscheinlich, daß Stan tot war. In der ersten Nacht
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