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Die Männer von Bravo Two Zero

Die Männer von Bravo Two Zero

Titel: Die Männer von Bravo Two Zero Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Gebäudeeinheit mit nur einem Ein- und Ausgang.
    Allem Anschein nach befanden wir uns zusammen mit
    den Wachen im Waschblock. Ihre Wäsche hing an
    Leinen. In einer Ecke stand ein großes Ölfaß, das mit Wasser gefüllt war. Es gab ein langes Waschbecken mit vier oder fünf Wasserhähnen und die typischen
    arabischen Toiletten, die wie üblich verstopft waren. Laut Stan stank es überall.

    Eine Woche verging. Manchmal kamen sie dreimal am
    Tag in unsere Zelle, manchmal zweimal, manchmal
    sechs- oder siebenmal. Wir hörten ständig Soldaten auf-und abgehen, sie wuschen ihre Wäsche oder lungerten einfach nur herum.
    Wir erhielten nur unregelmäßig zu essen. Manchmal
    kam der Eimer zur Frühstückszeit, manchmal am späten Nachmittag, manchmal bei Sonnenuntergang. Die
    Mahlzeiten bestanden stets aus Reissuppe oder
    gekochtem Reis, schlammiges Zeug mit Sand oder Dreck drin. Sie sagten uns ständig, daß wir von Glück sagen könnten, überhaupt etwas zu bekommen. Einmal gab es angenagte Knochen. Wir machten uns hungrig darüber her.
    Sie hatten anscheinend einen dieser klassischen
    Gefängnisfilme gesehen, wo die Gefangenen per Radio indoktriniert werden, denn jeden Morgen bei
    Sonnenaufgang machten sie das Radio an, das dann
    draußen vor unserem Fenster losplärrte, als ob wir in der 479
    Zelle von einem Lautsprecher beschallt würden. Meist waren es aggressive Tiraden, aus denen ab und zu die Worte »Bush« und »Amerika« herauszuhören waren.
    Dann kamen Gebete, und schließlich fing der
    Redeschwall wieder an. Es hörte erst bei
    Sonnenuntergang auf und trieb uns zum Wahnsinn.
    Unser Viertel wurde jede Nacht bombardiert. Überall in der Stadt hatte es die ganze Zeit über vereinzelt Luftabwehrfeuer gegeben; einige Geschütze standen auch bei uns im Hof. Wir spürten die Erschütterungen an unserem Dach und hörten, wie die Männer an den
    Geschützen stritten und schrien. Offenbar war ihnen nicht klar, daß ein Flugzeug schon wieder außer Reichweite ist, sobald man es hört.

    In der Nacht auf den 13. Februar fand in den Straßen rund um das Gefängnis eine heftige Schießerei mit
    Handfeuerwaffen statt, die 20 bis 30 Minuten andauerte.
    »Verdammt, was ist da los?« sagte Dinger.
    Er und Stan hoben mich an den Fensterschlitz, und ich schaffte es gerade, meinen Kopf so hoch zu strecken, daß ich Leuchtspurgeschosse sehen konnte.
    »Da muß so was wie eine Revolution oder ein
    Staatsstreich im Gang sein. Es geht ganz schön zur Sache.«
    Einige Nächte später beschlossen wir, daß wir
    versuchen wollten, mit den Männern in den anderen
    Zellen Kontakt aufzunehmen. Wir wußten, daß der
    Bursche nebenan David hieß und Amerikaner war. Bei Russell waren wir nicht sicher. Wenn man uns erwischte, 480
    mußten wir damit rechnen, geschlagen zu werden oder daß man noch Schlimmeres mit uns anstellte, aber wir fanden, das war es wert. Wenn einer von den ändern freigelassen wurde oder floh, konnte er unsere Namen nennen.
    Wenn die Wachen Feierabend machten, schlossen sie
    zuletzt das Haupttor am Ende des Ganges und gingen in den Hof. Wir konnten sicher sein, daß sie außer Hörweite waren, sobald wir mitbekamen, daß das letzte Tor
    geschlossen wurde. Ich ging sofort zu unserer mit dem Reissack verhängten Tür und rief um Hilfe. Wenn ein Wachmann kam, wollte ich einfach sagen, daß einer von uns ernsthaft krank war und Hilfe brauchte.
    Wir hörten nichts.
    Ich rief: »David! David!«
    Wir hörten Rascheln und dann: »Was? Was?«
    »Wie lange bist du hier?«
    »Ein paar Tage.«
    Er sagte, daß er und eine weitere Transporterfahrerin aus Versehen die Grenze passiert hatten und beschossen worden waren. Er war am Bauch verletzt worden, hatte aber keine Ahnung, was aus der Frau geworden war.
    »Wer ist in der Zelle weiter unten?« fragte Dinger.
    »Ein Pilot der Marines, der heißt Russell.«
    »Russell! Russell!«
    Er meldete sich, und wir nannten unsere Namen.
    »Was habt ihr gehört?« fragte ich.
    Russell Sanborn war in 3000 Meter Höhe über Kuwait abgeschossen worden. Er war noch nicht lange im
    Gefängnis. Offenbar waren wir die einzigen Gefangenen, 481
    und wir wollten bald wieder Kontakt aufnehmen.

    Eines Morgens, am 15. oder 16. kamen die Wachen
    herein, und wir standen wie gewöhnlich auf und lächelten sie an. Es lief mittlerweile ziemlich routinemäßig ab. Wir sagten »Guten Morgen«, und sie sagten »Guten
    Morgen«, und dann ging einer von uns raus und leerte den Eimer.
    An diesem Morgen wurde nicht

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