Die Männer von Bravo Two Zero
auf, nach innen oder außen? War es eine Falttür? Schwang sie nach oben auf? Hatte sie ein Vorhängeschloß wie so viele gepanzerte Fahrzeuge? Was kam danach? Niemand
wußte es, daher studierten wir Fotos und versuchten dahinterzukommen. Details, Details, Details. Die sind extrem wichtig. Man drückt vielleicht gegen eine Tür, wenn man eigentlich ziehen sollte. Einzelheiten, die man nicht berücksichtigt hat, bedeuten garantiert das Chaos.
Anschließend überlegten wir, welche Ausrüstung wir brauchten, um unsere Pläne durchzuführen.
Man kann ein ganzes Kraftwerk mit einer Hohlladung aus zwei Pfund Sprengstoff am richtigen Platz außer Funktion setzen; man braucht ja nicht gleich die ganze Anlage hochzujagen. Es geht auch mit einer kleinen, ganz genau abgestimmten Ladung, wenn man die
empfindlichen Stellen kennt, die man treffen will. Wir kannten diese ungeschützten Stellen bei den Scuds, waren aber nicht sicher, wie wir drankommen konnten.
Ich wollte nur PE-Ladungen mitnehmen, von denen jede etwa zwei Pfund wiegt, statt Spezialsprengstoff, weil wir 62
den bei nichts anderem einsetzen konnten. Auch hier brauchten wir Informationen, die wir erst vor Ort
bekommen würden.
Wir benötigten PE-Sprengstoff,
Sicherheitszündschnur, Zündschalter, elektrische und mechanische Sprengkapseln, Zündzeitgeber und
Sprengkapselzündschnur. Man steckt die Zünder nicht direkt in den Plastiksprengstoff, wie man es in Filmen immer sieht. Man legt eine Zündschnur zwischen den Zünder und den Sprengstoff. Wir machen diese
Ladungen vorab fertig und setzen erst kurz vor der Attacke Zünder und Zeitschalter ein.
Vince und Bob verschwanden, um diese Dinge zu
organisieren, und kamen eine Viertelstunde später
wieder.
»Alles klar«, sagte Vince. »Steht alles unter deinem Bett.«
Alle Hauptpunkte waren besprochen.
Wir würden zu Fuß unterwegs sein und alles tragen
müssen, daher brauchten wir ein Versteck, das unser LUP
[lying-up point – Wartepunkt] sein würde. Am besten wäre es, wenn dieses LUP Feuer- und Sichtschutz bieten würde, weil wir es die ganze Zeit über besetzt halten mußten. Es ist sehr gefährlich, Ausrüstung irgendwo zu deponieren und dorthin zurückzugehen – auch wenn das manchmal unvermeidlich ist –, weil der Platz entdeckt und besetzt oder mit einer Sprengfalle bestückt worden sein könnte. Wir würden daher die Operation von einer mobilen Basis aus erledigen. Vielleicht fanden wir bei einem Erkundungsgang einen besseren Platz für unser 63
LUP. In diesem Fall würden wir im Schutz der
Dunkelheit unsere Ausrüstung dorthin verlegen.
Nun arbeiteten wir einen E & E-Plan [escape & eva-sion – Flucht und Absetzen] aus. Wir würden 300
Kilometer von Saudi-Arabien entfernt sein, aber nur 120
Kilometer von anderen Nachbarländern. Einige davon gehörten zur Allianz, daher waren das theoretisch gute Zielorte.
»Wie sehen die Grenzen da aus?« fragte Vince Bert.
»Ich bin nicht ganz sicher. Vielleicht wie die Grenze zu Saudi-Arabien, nichts weiter als ein Panzergraben.
Aber sie können stark bewacht sein. Doch wie auch
immer, wenn ihr eine Grenze überquert, sorgt um
Himmels willen dafür, daß man euch nicht für Israelis hält – das liegt nicht weit weg.«
»Wie sieht es denn da oben aus?« fragte Mark.
»Kaum anders. Grundsätzlich ist alles flach, aber wenn man in die Gegend um Krabilah kommt, ins Grenzgebiet also, gibt es einige Erhebungen. Je weiter westlich man geht, um so bergiger wird es.«
»Wie steht’s mit dem Euphrat?« fragte Dinger. »Kann man den durchschwimmen?«
»Er ist an manchen Stellen fast einen Kilometer breit, hat aber kleine Inseln. Um diese Jahreszeit wird er stark angeschwollen sein. Ringsum ist Vegetation, und wo es Vegetation gibt, gibt es auch Wasser, und wo Wasser ist, da sind auch Menschen. Am Fluß trifft man daher immer auf Menschen. Es ist sehr grün und üppig – Adam- und-Eva-Land sozusagen, wenn ihr noch was aus der Bibel wißt.«
64
Wir überlegten die verschiedenen Möglichkeiten.
Wenn etwas schieflief, sollten wir die ganze Strecke nach Süden marschieren oder uns nach Nordwesten wenden?
Vermutlich wäre es ziemlich schwierig, eine Grenze zu überqueren, aber auch im Süden müßten wir das tun.
Man würde uns in dieser Richtung vermuten, und es wäre eine höllisch lange Strecke.
Dinger flötete mit seiner besten Kinostimme: »Nach Westen, junger Mann, nach Westen.«
»Ne«, meinte Chris, »wenn wir fliehen müssen, dann dahin,
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