Die Männer von Bravo Two Zero
mit uns
führen und behaupten, er sei zu unserer eigenen
Verteidigung, weil wir manchmal RV-Punkte bewachen müßten, während die AWACS eine Verbindung
zwischen uns und den abgeschossenen Piloten herstellte.
»Sie haben uns dieses Zeugs gegeben«, würden wir
behaupten, »aber eigentlich haben wir keine Ahnung, wie man es benutzt.«
Alle im Regiment hatten eine Sanitäter-Grundausbildung von ziemlich hohem Standard. Chris hatte seine entsprechenden Prüfungen teilweise beim staatlichen Gesundheitsamt abgelegt, Stan war fertiger Arzt und hatte ein Jahr Krankenhauserfahrung. Die Such- und Rettungstrupps führen vorwiegend Schock- und
Notfallbehandlung durch, daher nahmen auch Leute von unserem Ausbildungsstand daran teil.
Die TACBEs paßten auch zu unserer Geschichte, aber tief in mir drin wußte ich, daß wir das nicht lange durchhalten könnten, besonders, wenn wir mit der
gesamten Ausrüstung geschnappt würden. Wir wußten, mehr als zwei, drei Tage konnte man aus der Geschichte nicht herausholen, aber das wäre lange genug für die Großkopfeten, den Schaden für die OPSEC
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einzuschätzen. Was wissen sie? – würde unser
Vorgesetzter fragen – und wie beeinflußt das künftige Operationen? Sie würden davon ausgehen, wir hätten alle Informationen weitergegeben. Daher erfahren wir immer nur soviel, wie wir unbedingt müssen – zu unserem
eigenen Vorteil wie auch dem aller anderen. Wir konnten ihnen also bestenfalls nur mehr Zeit geben.
Es war fast sechs Uhr abends und Gelegenheit für eine weitere Pause. Der Raum stank nun wirklich, und man konnte an den Gesichtern der Leute die Anspannung
ablesen. Wir gingen zum Essen und saßen zur
Abwechslung mal alle zusammen. Normalerweise ißt
man nur mit seinen Kumpels und macht seine eigenen Sachen. Wir sprachen darüber, wie aufregend die
Aufgabe war und wie wir uns darauf freuten, damit
anzufangen, aber die Euphorie wurde ein wenig durch den Gedanken gebremst, wie isoliert wir operieren
würden. Wir wußten, wie riskant das war, aber es war nicht das erste Mal und würde auch nicht das letzte Mal sein. Immerhin wurden wir dafür bezahlt.
Dann füllten wir unsere Thermosflaschen für die
nächste Sitzung.
Die Stimmung wurde ein wenig lockerer, als ich die ersten zwölf Stunden Planung zusammenfaßte.
»Also: Wir fliegen mit einem Chinook zum DP [drop-off point – Absetzpunkt] 20 Kilometer südlich der MSR.
Dann marschieren wir eine, vielleicht zwei Nächte, je nach Gelände und Bevölkerung, zu einem Stützpunkt mit Waffendepot. Von dort aus unternehmen wir
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Erkundungsgänge, um das Kabel zu orten. Diese Suche kann zwei oder drei Nächte dauern; das sehen wir erst an Ort und Stelle. Anfangs werden wir ausschließlich mit der Suche nach diesem Kabel beschäftigt sein, aber gleichzeitig setzen wir einen Beobachtungsposten auf die MSR an, um Scud-Bewegungen zu registrieren. Wenn
wir eine Riesenschlange von Scud-Transportern auf der MSR sehen, schätzen wir das ein und fordern einen
Luftangriff an. Wenn wir einen Scud-Abschuß sehen, stellen wir die Position fest, erkunden sie und nehmen eine Zielattacke vor. Dann ziehen wir uns auf den LUP
zurück und setzen unsere Aufgabe dort fort. All das sehr flexibel, bis wir an Ort und Stelle sind. Wir könnten schon in der ersten Nacht einen Scud-Abschuß erleben.
Aber das würden wir ignorieren, bis wir unseren
Stützpunkt eingerichtet haben. Es hat keinen Sinn, Vorwärts! zu schreien und dann nur wegen dem bißchen Nervenkitzel und einer einsamen Scud-Rakete einen Tritt in den Arsch zu bekommen. Es ist besser, sich Zeit zu nehmen und dafür mehr Schaden anzurichten. Wir
werden uns also erst einrichten und dann losziehen und ihnen kräftig eins überbraten. Nach 14 Tagen setzen wir uns zu einem Abholpunkt ab, den wir vor dem Abflug mit der Fliegercrew verabreden. Oder wir geben ihnen zusammen mit unserem Report einen RV an. Dann
bringen sie uns entweder Nachschub und setzen uns neu ein, oder sie bringen uns für neue Aufgaben zurück. Alles eigentlich ganz klar.«
Und so war es auch. Man muß immer versuchen, alles einfach zu halten, damit man nichts vergißt und nicht viel 70
schieflaufen kann. Wenn ein Plan kompliziert ist und von sekundenbruchteilgenauer Planung abhängt – und
manchmal ist das so –, geht er viel eher in die Binsen.
Viele Pläne müssen natürlich so sein, aber man muß immer versuchen, sie einfach zu machen. Einfach
bedeutet hier auch sicher.
Wir hatten ein
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