Die Männer von Bravo Two Zero
Patrouillenfunkgerät für die Verbindung zwischen dem FOB [forward operating base –
vorgeschobene Einsatzleitung] in Saudi-Arabien und unserem Stoßtrupp. Ein Ersatzgerät war vermutlich
wegen des Gewichts nicht möglich. Nur eines zu haben war auch kein Problem, da wir in einem Trupp arbeiteten.
Wir hatten dazu vier TACBEs; ideal wäre gewesen, jeder hätte eins gehabt, aber es gab einfach nicht genügend.
TACBEs sind Geräte mit doppelter Funktion. Wenn man einen Stift zieht, sendet es einen Funkleitstrahl aus, den jedes Flugzeug auffangen kann.
»Ich erinnere mich an eine Story von einer Einheit in Belize«, erzählte ich. »Sie waren nicht vom Regiment, sondern nur beim Dschungeltraining. Die bekamen
TACBEs für den Dschungel. Ein Offizier steckte seinen in den Spind, und als er es hineinschob, wurde der Stift bewegt und das Notsignal ausgelöst. Ein ziviles Flugzeug funkte uns zurück, und alle wurden furchtbar aufgeregt.
Es dauerte zwei Tage, bis sie das Gerät in seinem Spind orteten.«
»So ein Blödmann.«
Wenn man einen anderen Stift zieht, kann man es wie ein normales Funkgerät benutzen und innerhalb geringer Reichweite mit Flugzeugen, die einen direkt überfliegen, 71
kommunizieren. Man kann mit TACBEs auch am Boden
kommunizieren – wie ein Walkie-Talkie –, aber es muß in Sichtweite sein und hat nur begrenzte Reichweite.
Hauptfunktion ist der Kontakt zum AWACS, wenn man
in Schwierigkeiten gerät. Wir waren informiert worden, daß die AWACS uns rund um die Uhr überwachen und
unseren Ruf innerhalb von 15 Sekunden beantworten
würden. Es war tröstlich zu wissen, daß jemand mit dieser freundlichen, gelassenen, höflichen Stimme zu uns sprechen würde, die die AWACS-Besatzungen immer
auflegen, wenn sie mit einem abgeschossenen,
verzweifelten Piloten reden. Das Problem war nur, daß man TACBEs sehr leicht orten konnte. Wir würden es nur im Notfall einsetzen oder wenn etwas mit den
Luftangriffen nicht klappte.
Wir hatten noch ein weiteres Funkgerät, das auf
»Simplex«-Basis arbeitete, nach dem gleichen Prinzip wie die TACBEs, aber auf einer anderen Frequenz. Dies hatte eine Reichweite von etwa einem Kilometer. Damit konnten wir mit dem Hubschrauber in Kontakt treten, falls wir ein größeres Drama bei der Landung erlebten und wir ihn zurückrufen oder umleiten mußten. Weil das Gerät nur eine minimale Sendeleistung hatte, würde es kaum geortet werden, und wir konnten es relativ
gefahrlos anwenden.
Unser Tragegestell enthielt vor allem die Munition, Wasser, eine Notration, Überlebensausrüstung, (Not-
)Verbandspäckchen, ein Messer und einen
Prismatikkompaß zusätzlich zu dem Silvas-Kompaß, um Peilungen im Gelände vorzunehmen. Wasser und
72
Munition: Das ist immer das Wichtigste. Alles andere ist zweitrangig, daher standen Dinge für das persönliche Wohlergehen an letzter Stelle, und auch nur, wenn wir noch Platz hatten. Die Überlebensausrüstung wird immer dem Einsatzort und der Aufgabe angepaßt, daher flogen die Angelleinen raus. Aber wir behielten den
Heliographen, die Kurzsäge und das Brennglas zum
Feuermachen. Wir hatten zudem einen Verbandskasten dabei, mit einem Satz Nahtklammern, Schmerzmitteln, Rehydrierungstabletten, Antibiotika, Skalpellklingen, Plasma und einem intravenösen Tropf. Entsprechend der SOP [Standard Operation procedure – Dienstvorschrift]
trägt man an einer Schnur zwei Einwegspritzen mit
Morphium um den Hals, damit jeder weiß, wo es sich befindet. Wenn man Morphium verabreichen muß,
nimmt man immer das des Verwundeten, nicht das
eigene. Man braucht es vielleicht wenige Minuten später selbst.
Auf Schlafsäcke würden wir verzichten, weil sie zu dick und schwer waren. Außerdem würde das Wetter
nicht allzu schlecht sein. Ich nahm einen leichten Goretex-Anzug mit, die anderen Ponchos oder Isodecken.
Außerdem hatte ich meine alte Wollmütze dabei, da man durch die Schädeldecke die meiste Körperwärme verliert.
Wenn ich schlafe, ziehe ich sie mir immer übers Gesicht, was einem zusätzlich das angenehme Gefühl vermittelt, zugedeckt zu sein.
Der Rucksack enthielt Sprengstoff, Ersatzbatterien für das Funkgerät, weitere Flüssigkeit für intravenöse Injektionen und Tropfvorrichtungen, Wasser und Essen.
73
Bob wurde auserwählt, unsere Pißkanne zu tragen, einen Fünfliterkanister aus Plastik. Wenn er voll war, würde einer von uns ihn zwei Kilometer weit in die Wildnis tragen, ausleeren und dann Erde und Steine
Weitere Kostenlose Bücher