Die Männer von Bravo Two Zero
berücksichtigt oder vergessen? Aber irgendwann gelangt man an einen Punkt, von dem aus man einfach weitermachen muß. Sonst verbringt man den Rest seines Lebens damit, über verschiedene Alternativen
nachzudenken.
Ich stand auf und machte mir einen Tee. Legs war
gerade mit der Funkausrüstung fertig geworden und trank einen Becher mit. Keine Reaktion von Stan und Dinger.
Die beiden konnten sogar im Stehen schlafen.
»Die Funkleitung hat mir unser Rufsignal gegeben«, sagte Legs. »Es lautet Bravo Two Zero. Klingt gut, nicht?«
Dann unterhielten wir uns noch ein bißchen über
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mögliche Engpässe. Ich verstand, daß er wieder ins Bett ging, und fragte mich, ob er an zu Hause dachte. Er war ein guter Familienvater. Sein zweites Kind war erst fünf Monate alt. Meine Gedanken wanderten zu Jilly.
Hoffentlich ließ sie sich durch die Zeitungsberichte nicht allzusehr aus der Fassung bringen.
Man hörte ständig Geräusche. Gegenstände wurden
hin und her geschleppt; irgendwelche anderen Jungs machten sich für andere Einsätze fertig. Ich setzte meinen Walkman auf und legte Madness ein. Genau hinhören tat ich allerdings nicht, denn meine Gedanken schwirrten in viele verschiedene Richtungen. Ich mußte aber so um drei Uhr eingenickt sein, denn um sechs, als ich wach wurde, sang die Rockband zwei Oktaven tiefer und war kurz vor dem völligen Verstummen. Es wurde ziemlich hektisch an diesem Morgen. Wir testeten, ob wir die Notsignale der kleinen TACBE-Funkgeräte aktivieren und sie wie Walkie-Talkies benutzen konnten, damit wir uns in Sichtweite voneinander damit verständigen
konnten.
Vince hatte die 5.56-Munition für die Armalites und so viele 40-mm-Granaten für die Granatwerfer abgeholt, wie er nur kriegen konnte. Es gab nie genug von diesen Granaten, denn der Granatwerfer ist eine nützliche und beliebte Waffe. Die Granaten werden gehortet wie ein Schatz, wenn man welche erwischt. Ich erklärte unser Problem einem Kumpel in der Abteilung A, er machte einen Rundgang und besorgte uns noch ein paar.
Alle 5.56er mußten in Magazine gesteckt und diese
wiederum überprüft werden, ob sie funktionierten. Die 78
Magazine sind genauso wichtig wie die Waffe selbst, denn wenn die Federn die Patronen nicht in Position drücken, können die beweglichen Teile sie nicht vor den Verschluß schieben. Daher überprüften wir alle Mags nicht nur einmal, sondern doppelt und dreifach. Das Armalite -Magazin faßt normalerweise 30 Patronen, aber viele stecken nur 29 hinein, damit die Federn etwas mehr Druck ausüben. Es ist leichter und schneller, ein neues Magazin einzusetzen, als eine Blockierung zu beheben.
Wir prüften auch die 203er Granaten und den
Sprengstoff. Plastiksprengstoff ist geruchsneutral und fühlt sich an wie Knete. Es ist überraschend neutral. Man kann sogar eine Stange davon anzünden und wie eine außer Kontrolle geratene Kerze abbrennen. Das einzige Problem mit PE4 ist die Temperatur. Wenn es zu kalt wird, ist es sehr bröckelig und schwer zu formen. Man muß es dann mit den Händen wieder weich kneten.
Dann überprüften wir alle Sprengkapseln mehrfach.
Die mechanischen, die wir als Kurzzeitzünder benutzen würden, werden mit einer Sicherheitszündschnur
ausgelöst. Man kann sie nicht prüfen. Elektrische
Zündkapseln kann man an ein Schaltkreis-Testgerät
anschließen. Wenn der Strom durch die Kapsel läuft, kann man sicher sein, daß der Impuls den Sprengstoff entzündet und die Ladung hochgehen läßt.
Glücklicherweise sind Fehlzündungen sehr selten.
Es dauert eine ganze Weile, die Timer zu prüfen. Man stellt die Zeitvorgabe ein und untersucht erst mal diese.
Wenn das eine Stunde lang funktioniert, tut es das auch 48 Stunden lang. Dann stellt man die Zeit ein und checkt, 79
ob das Gerät korrekt geht. Theoretisch tauscht man es aus, wenn es fünf Sekunden zu früh oder zu spät losgeht.
Ich werfe praktisch jeden Timer weg, an dessen Funktion ich Zweifel habe.
Als letztes überprüften wir die Kabel der Claymore -
Minen, auch das wird mit einem Schaltkreis-Testgerät vorgenommen.
Dann gingen wir das Scharfmachen und Entschärfen
der kleinen Elsie -Minen für lebende Ziele durch. Für viele von uns war es eine ganze Zeit her, daß wir so etwas in den Fingern gehabt hatten. Wir prägten uns genau ein, wie man sie scharfmacht und – noch wichtiger
– wie man sie wieder entschärft. Es konnte sein, daß wir die Sprengstoffladung und die Elsie -Mine an Ort und Stelle plaziert
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