Die Männer von Bravo Two Zero
Straßendamm. Oben auf der Böschung, so stellten wir fest, war ein dreireihiger Stacheldrahtzaun, knapp einen Meter hoch. Über den mußten wir drüber, bevor wir zwischen den Fahrzeugen hindurchschlüpfen konnten.
Die Lücke befand sich zwischen zwei Lastwagen mit
Plane. In einem von ihnen plärrte laut ein Radio. Wir würden die Böschung hochklettern müssen, und von dem Augenblick an, wo wir uns in Bewegung setzten, gab es kein Zurück mehr.
Ich kletterte über den Zaun und ging in die Hocke, um Mark Deckung zu geben. Er stieg über den Zaun, doch als er mit seinem Gewicht runterging, schnellte der Draht surrend hoch. Ein Soldat sagte irgendwas und steckte den Kopf aus dem Lastwagenfenster. Ich feuerte auf ihn. Ich lief zum hinteren Teil des Lasters. Die Ladeklappe war geschlossen, aber in Bodenhöhe waren zwei Schlitze, wohl für die Füße gedacht, wenn die Klappe runter war.
Ich steckte die Mündung hindurch und feuerte eine Salve ins Innere. Mark lief über die Straße, warf sich auf der anderen Seite der Böschung auf den Boden und feuerte 242
auf die rechts von ihm liegende Seite des Konvois. Ich wußte nicht, ob in dem anderen Fahrzeug jemand war; deshalb warf ich eine Granate rein und sauste über die Straße zu Mark. Wir feuerten, bis wir keine Munition mehr hatten, was nach fünf Sekunden der Fall war. Wir ließen unsere Waffen fallen und rannten los. Sie konnten uns nicht mehr nutzen. Die Iraker verwendeten 7.62er-Munition für ihre kurzläufigen Waffen, und wir
brauchten 5.56er. Unsere einzige Waffe war jetzt die Dunkelheit.
Die Salven, die wir abgefeuert hatten, mußten sie in Panik versetzt haben, denn sie nahmen nicht sofort die Verfolgung auf. Wir rannten 300 Meter. Schreie drangen durch die Nacht.
An einem Wasserturm machten wir Halt. Es war nicht mehr viel Zeit bis zum Morgengrauen. Rechts von uns sahen wir die Straße, die wir gerade überquert hatten, den Flaggenmast auf irakischer Seite und eine weitere Straße, die wir würden überqueren müssen, um nach Westen zu gehen.
Wir sahen uns an, und ich sagte: »Okay, los geht’s.«
Wir liefen weiter querfeldein und blieben abrupt
stehen, als wir an eine, wie es aussah, große Bodensenke kamen. Auf der anderen Seite lag eine Siedlung,
unbeleuchtet. Knapp rechts davon sahen wir eine
Straßenkreuzung.
Die Bodensenke mußte als Müllhalde gedient haben.
Kleine Feuer schwelten in der Dunkelheit. Wir stiegen in die Mulde hinab und stolperten über alte Blechdosen und Autoreifen. Der Gestank von fauligem Abfall war
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unerträglich. Auf der anderen Seite wollten wir wieder hochklettern. Als wir fast die Hälfte geschafft hatten, wurden wir aus zwei Kalaschnikows beschossen, aus
unmittelbarer Nähe. Wir warfen uns zu Boden, dann lief ich nach rechts.
Ich rannte so weit, wie meiner Ansicht nach nötig war, um auf Höhe der Straßenkreuzung zu kommen, und bog dann nach links ab. Ich wollte über die Straße und dann weiter. Ich lief um einen Hügel herum und dachte, ich könnte auf der anderen Seite hoch, doch ich gelangte an ein ausgedehntes Wasserreservoir mit zwei großen öligen und verschmutzten Teichen. Ich lief panisch hin und her wie eine in die Enge getriebene Ratte, was ich ja auch war, und suchte nach einer Möglichkeit rauszukommen.
Die Hänge waren zu steil. Ich kam da nicht hoch. Ich mußte denselben Weg zurück. Blindlings lief ich nur noch drauflos. Falls sie hinter mir her waren, würde es auch nichts andern, wenn ich es wußte.
Ich kam aus dem Gelände heraus und blieb an der
Straße stehen. Keuchend rang ich nach Luft. Scheiß drauf, dachte ich, Augen zu und durch.
Ich schaffte es an den Gebäuden vorbei. Ein
Hochgefühl erfüllte mich. Ich dachte, ich hätte es geschafft. Jetzt nur noch die Grenze. Ich machte mir keine Gedanken um Mark. Ich hatte gesehen, wie er
getroffen wurde. Danach hatte ich nichts mehr gehört, und er war auch nicht hinter mir hergekommen. Er war tot. Zumindest war es schnell gegangen.
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Acht
Ich hatte das Gefühl, das Schlimmste überstanden zu haben. Jetzt war es nur noch ein strammer Marsch bis zur Grenze.
Ich sackte mit den Stiefeln tief im Schlamm ein und kam nur langsam voran. Meine Beine schmerzten.
Körperlich war ich am Ende. Ich hielt kurz an, um etwas Proviant runterzuwürgen. Es tat gut. Ich trank etwas Wasser und zwang mich, ein wenig auszuruhen und
meine Lage zu überdenken. Die Orientierung war kein Problem. Den Flaggenmast hatte ich direkt vor Augen.
Während
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