Die Maetresse bis Martini
Missmutig ritt er nach der langweiligen Ratssitzung aus, besiegte Franz und Otto im Fechten und ärgerte den zweiten koch, als er in der Küche lauter Extras bestellte und bei der Zubereitung zusah. Doch Katharina war nicht zu erweichen, obwohl er sich bei ihr mit Schokolade, Kaffe und leckeren Obstkuchen einschmeicheln wollte. Nicht einmal die Aussicht auf neues Parfüm und Seife änderten ihre schlechte Stimmung. Er ahnte, dass sie große Schmerzen hatte, aber wie sollte er wissen, dass Katharina seinetwegen weinte? Seitdem er sie als seine Frau bezeichnete, fuhr jedes Mal ein scharfer Dolch in ihr Herz, weil er im November eine andere heiraten würde. Sie hatte ihm seine unabsichtliche Erklärung längst verziehen.
Obwohl seine Katharina wirklich unleidig war und ihn völlig ignorierte, blieb er in ihrem Zimmer und versuchte, sie mit Vorlesen, Diskussionen und neuestem Hofklatsch abzulenken. Jedes Mal, wenn sie vor Schmerzen zusammenzuckte, fühlte er sich schlecht und setzte sich an die Bettkante. Dann bot er ihr Tee an, den sie ab und zu trank, schenkte ihr eine Tasse Schokolade ein oder strich ihr über den Rücken, bis sie ruhiger war. Was konnte er noch tun, damit sie wenige leiden musste? Endlich schlief sie ein, nachdem er Reinhard ein Schlafmittel hatte besorgen lassen. Wie ein Engel lag sie in ihren weißen Kissen, die langen Haare wie ein Wasserfall ausgebreitet, die roten Lippen entspannt im Schlaf geöffnet. Er hauchte einen Kuss auf ihre sorgenfreie Stirn und verließ auf Zehenspitzen das Zimmer. Es gab einen Menschen, der Katharina wie kein Zweiter kannte und bei dem er sich Rat holen konnte: ihre Mutter.
Obwohl sie ihm jeden Besuch untersagt hatte, ritt er so schnell es ging zum Stift und ließ sich zu Kunigunde führen. Da saß ein älteres Abbild seiner Katharina, mit etlichen Falten im Gesicht und weißem Haar, aber einem umwerfenden Lächeln, das sie ihrer Tochter vererbt hatte. Wer Kunigunde sah, wusste, woher Katharina ihre Schönheit hatte. Nur Marie, die bucklige Dienerin, war über seinen Besuch verärgert. Karl sah ihr an der Nasenspitze an, dass sie höflich war, aber um ihren Schützling fürchtete. Über die mitgebrachten Lebensmittel, die er sich vom dritten Koch Bartholomäus hatte einpacken lassen, freuten sich beide sehr. Trotzdem war Marie wachsam und schien ihn zu durchleuchten.
Dafür plauderte Kunigunde aus alten Zeiten, als ihrer jungen Tochter die Welt offen gestanden war. Karl spürte den mütterlichen Stolz und erfuhr, wie schlimm Katharinas Ehe gewesen war. Zwar ging Marie ab und zu mit treffenden Bemerkungen dazwischen, aber Kunigunde fuhr fort, von Katharina zu erzählen. Schließlich reichte es Marie: „Verzeiht Herrin, aber wisst ihr, wer vor Euch sitzt?“
„Natürlich, Marie, mein Engel. Das ist der Mann, der unsere Katharina ein Zuhause bietet und sie vor allem Übel der Welt beschützt.“ Die Blinde lächelte.
Doch Marie schäumte: „Herrin Kunigunde, es ist der junge Fürst, bei dem Katharina jetzt lebt, ein Leben in“
„Schluss!“, unterbrach Kunigunde ihre Dienerin, „ich dulde nicht, dass schlecht über meine Tochter geredet wird. Ich weiß, wer unser Besucher ist, und ich freue mich, von Katharina zu hören. Entweder bist du höflich, dann bleibe hier und plaudere mit. Oder du gehst, wenn du nur Gift und Galle spucken willst.“
Marie grummelte vor sich hin, aber Kunigunde blieb hart: „Ich kenne die Menschen und die Gerüchte, ich weiß, wem alles mit Hölle gedroht wird. Aber wo Liebe ist, da kann keine Hölle sein. Außerdem lüge ich nicht, wenn ich beichte, dass ich niemanden gesehen habe.“ Da tanzte wie bei Katharina der Schalk in den Augen.
Karl grinste Marie an, die sich in seiner Gegenwart entspannte. Er konnte ihre Besorgnis so gut nachfühlen! Von Kunigunde erfuhr er auch, dass Katharinas Schmerzen schon immer so stark gewesen waren und dass ihr bisher niemand hatte helfen können. „Eine alte Hebamme hat einmal gesagt, dass Katharina nach dem ersten Kind keine Schmerzen mehr hätte.“ Kunigunde strich sich mit ihrer müden Hand über die Stirn. “Aber Hans konnte keine Kinder zeugen. Deswegen leidet sie heute noch. Hilft ihr denn ein spezieller Tee gegen ihr Frauenleiden?“
Dann diskutierten alle drei die Vorzüge und Schwachpunkte der verschiedenen Kräuter, bis sich Karl von den beiden alten Damen verabschiedete. Es war Zeit zu gehen, denn Katharina brauchte seine Pflege. Marie brachte ihn an die Pforte und versprach ihm,
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