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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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rötete.
    »Lorenzo sei sein Name. Erinnern Wir Uns recht?«
    Wieder nickte sie und schaute betreten zu Boden.
    Der Kaiser schwieg einen Moment und sagte dann in einem freundlichen Ton, der nicht ganz zu seinen Worten passen wollte: »Kann es sein, Bianca, dass Ihr meinen Leibarzt belogen habt?«
    Bianca holte tief Luft. »Ja«, gab sie zu.
    »Und wie lautet die Wahrheit?«
    »Das ist eine lange Geschichte und eine traurige dazu.«
    »Ihr habt alle Zeit der Welt, sie Uns zu erzählen.«
    »Sie verursacht böse Träume.«
    Karim und der Kaiser wechselten einen Blick.
    »Ihr seid überaus erfinderisch, Ausflüchte zu ersinnen. Aber seid ohne Sorge, die meisten Dinge, mit denen Wir Uns zurzeit befassen, verursachen schlimme Träume«, sagte Friedrich und lächelte ihr aufmunternd zu. »Also?«
    »Ich kann nicht, mein Kaiser.«
    Friedrich kniff die Augen zusammen, und Bianca konnte spüren, wie er seine aufkeimende Ungeduld mühsam beherrschte.
    »Bitte«, sagte sie und suchte jetzt in Karims Augen einen Funken Verständnis. »Mein Leben hängt davon ab, dass niemand weiß, woher ich komme.«
    »Bianca«, erwiderte der Kaiser mit einem zärtlichen Unterton, »hier seid Ihr in Sicherheit.«
    »Gebt mir Euer Wort«, forderte Bianca.
    Karim zuckte zusammen. »Ihr nehmt Euch eine Menge Freiheiten heraus«, wies er Bianca zurecht.
    »Lasst nur, Karim. Es ist die Angst, die Bianca solche Worte in den Mund legt. Aber den Wunsch einer schönen Frau wollen Wir nicht abschlagen. Ihr habt also Unser Wort.«
    Nervös knetete Bianca ihre Finger. Ihr war klar, dass sie die beiden Männer nicht länger hinhalten konnte. Streng genommen blieb ihr sowieso nichts anderes übrig, als endlich mit der Wahrheit herauszurücken und zu hoffen, im Kaiser einen Verbündeten zu finden. Den Weg zurück in ihre Heimat würde auch Friedrich ihr nicht ebnen können, aber vielleicht gab es an seinem Hof irgendeine sinnvolle Aufgabe für die Gräfin Lancia.
    »Bianca, vertraut Ihr Uns nicht?«, fragte der Kaiser mit leiser Stimme.
    Da sie keinen anderen Ausweg mehr sah, nahm sie ihren ganzen Mut zusammen und sagte: »Ich bin Bianca Lancia aus dem Piemont. Graf Manfred ist mein Bruder.«
    Mit welcher phantasiereichen Beichte die beiden Männer auch immer gerechnet hatten, Biancas Enthüllung wischte das nachsichtige Lächeln von ihren Gesichtern.
    Karim fasste sich als Erster. »Also doch. Ihr stammt aus einer vornehmen Familie. Ich habe es gleich geahnt.«
    Der Kaiser sah sie prüfend an. »Eine Lancia. Ist es möglich, dass Euer Bruder Uns einmal begegnet ist?«
    »Ja«, bestätigte Bianca. »Manfred hat an einem Eurer Hoftage teilgenommen.«
    Friedrichs feines Ohr hatte den abwehrenden Ton in Biancas Stimme herausgehört. Er wollte mehr wissen.
    »Und Euer Bruder Manfred erlaubt Euch als Pilgerin ins Heilige Land zu ziehen? In Begleitung eines Mannes namens Lorenzo? Ist das wieder eine Eurer Lügen, Bianca? Gebt zu, Lorenzo ist Euer Liebhaber.«
    Bianca riss vor Überraschung die Augen auf und musste lachen.
    »Lorenzo? Aber nein. Lorenzo ist mein Falkner, und ohne seinen Schutz wäre ich längst tot. Übrigens«, fügte sie ernst hinzu, »er ist der beste Falkner, den man finden kann.«
    »Wir danken für den Hinweis«, sagte der Kaiser belustigt. »Aber noch dankbarer wären Wir, wenn Wir endlich den Grund für Eure wagemutige Reise ins Heilige Land erfahren würden.«
    »Ich habe meinen Verlobten erstochen.«
    So, nun war es heraus. Sie hatte ausgesprochen, was seit über einem Jahr schwer auf ihrer Seele lastete.
    »Ihr habt was?«, fragte der Kaiser ungläubig.
    »Meinen Verlobten, den Grafen Enzio Pucci, erstochen.«
    »Jetzt wird es interessant, Karim. Glaubt Ihr, dass die schöne Bianca hier eine gemeine Mörderin ist?«
    »Nein«, antwortete der Sarazene pfeilschnell. »Ich glaube, dass es einen Grund gegeben haben muss, der ihr ein anderes Handeln unmöglich machte.«
    »Hat Unser Leibarzt recht?«, wandte sich Friedrich wieder an Bianca, die sich entschlossen hatte, die unangenehme Befragung wenigstens mit geradem Rücken zu überstehen.
    »Ja«, erwiderte sie. »Ich wollte Enzio nicht töten, aber ich bereue es auch nicht.«
    »Was ist passiert?«, hakte der Kaiser nach.
    »Er hat mich überfallen. In der Nacht nach der Feier, als mein Bruder mich ihm versprochen hatte. Er kam in mein Zimmer, schlug Giovanna, meine alte Amme, nieder und versuchte mir Gewalt anzutun. Um es kurz zu machen, meine Finger ertasteten eine spitze Schere, und ich

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