Die Maetresse des Kaisers
stieß sie ihm in den Rücken. Jetzt wisst Ihr, was geschehen ist.«
»Ihr seid eine ganz und gar ungewöhnliche Frau«, sagte Friedrich bewundernd. »Mutig wie ein Mann und schön wie ein Engel. Wir werden Sultan al-Kamil für sein Geschenk ewig dankbar sein. Wie kamt Ihr eigentlich in seinen Harem?«
»Nach dieser schrecklichen Nacht«, begann Bianca, »sind Giovanna, ihr Neffe Lorenzo und ich geflohen. Lorenzo sollte mich nach Apulien begleiten, zur Äbtissin der Ehrwürdigen Schwestern in Bari. Ab dann ist alles anders gekommen.«
»Erzählt«, forderte sie Friedrich auf, der gebannt an ihren Lippen hing.
»Mein Bruder ließ uns verfolgen. Wir sind ein paarmal mit knapper Not entkommen. Von dem Vorfall in Brindisi wisst Ihr ja bereits. Und dann habe ich …« Bianca stockte abrupt, denn der Kaiser musste nicht wissen, wie sehr sein Auftreten in Brindisi sie fasziniert hatte.
»Und dann habt Ihr was?«
»Das ist unwichtig.«
»Nein, Bianca, Wir wollen die ganze Geschichte hören.«
»Dann habe ich die Idee gehabt, ins Heilige Land zu reisen, und Lorenzo und ich sind mit einem Schiff namens Clara nach Famagusta gesegelt.«
Bianca spürte, dass der Kaiser sie nicht aus den Augen ließ, und wurde nervös. Sie fand es an der Zeit, ihre Erzählung zu beenden. Außerdem hatte sie nicht vor, dem Kaiser von ihrem unrühmlichen Plan, die englischen Ritter zu bestehlen, zu berichten.
»Eine weite Reise für eine Frau«, murmelte Friedrich. »Ihr habt viel Glück gehabt.«
Bianca nickte schuldbewusst. Eine kleine Weile schwiegen alle drei und hingen ihren Gedanken nach. Bianca sah den nachdenklichen Ausdruck in Karims Gesicht und den sehnsüchtigen in dem des Kaisers. Sie selbst hatte das vergangene Jahr noch einmal wie in einem schnellen Traum durchlebt, ihre Gefühle waren aufgewühlt, ihre Nerven gespannt.
»Und von Famagusta seid Ihr nach Akkon gesegelt?«, fuhr der Kaiser fragend fort. »Aber wie seid Ihr zu al-Kamil gekommen?«
»Lorenzo und ich wurden in Damiette getrennt. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist.«
»In Damiette?«
»Drei englische Ritter haben uns an Sklavenhändler verkauft. So kamen wir nach Damiette.«
»Was meint Ihr, Karim, sollen Wir England den Krieg erklären?« Der Kaiser quittierte Biancas entsetzten Blick mit einem Lächeln. »Würdet Ihr die Ritter wiedererkennen?«
»Kann sein«, antwortete Bianca. »Einer nannte sich Robert, die beiden anderen hießen John und Richard.«
»So heißen alle Engländer«, murmelte Karim.
»Merkt Euch trotzdem die Namen«, wies Friedrich ihn an. »Vielleicht ergibt sich die Gelegenheit zur Vergeltung.« Er erhob sich, ging um den Tisch herum auf Bianca zu, nahm ihre Hand und küsste sie. »Viele Gefahren liegen hinter Euch, Bianca. Aber ab jetzt steht Ihr unter Unserem persönlichen Schutz.«
Er sah ihr in die Augen, dann drehte er ihre Rechte zart in seiner und berührte mit seinen Lippen die Lebenslinie in ihrer Handfläche. Bianca empfand ein warmes Prickeln in ihrem Bauch, und ihre Knie fühlten sich an, als wären sie aus weichem Wachs. Sein Kuss brannte in ihrer rechten Hand, und von diesem Moment an wusste sie, dass sie den Kaiser liebte.
E r hörte den Klang der Jagdhörner und warf missmutig seinen Federkiel auf den Tisch. Es gab einen unschönen Klecks, der ihn aber nicht weiter störte. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt. Den ganzen Nachmittag schon saß er hier in dieser langweiligen Schreibstube und arbeitete sich durch immer neue Zahlenkolonnen. Draußen herrschte das herrlichste Wetter, und liebend gern hätte er sich der Jagdgesellschaft des Königs angeschlossen.
Manfred Lancia schwirrte der Kopf vor immer neuen Berechnungen von Schankeinnahmen, Zöllen, Steuern, Fischereirechten und Abgaben der Lehnsherren. Wolfelin hatte schnell die Fähigkeiten des Piemontesers entdeckt und Manfred mehr und mehr Aufgaben zugedacht. So verbrachte er die meiste Zeit des Tages in den Verwaltungsräumen der Pfalz Haguenau und sehnte sich nach einem schnellen Ritt durch den schattigen Wald.
Die Bücher waren sauber geführt, bislang hatte Manfred nicht den kleinsten Fehler entdecken können. Und doch kam ihm zuweilen der Verdacht, dass nicht alles mit rechten Dingen zuging. Das Geld, das sie einnahmen, wurde zu einem großen Teil in die Bewirtschaftung der Pfalz gesteckt. Einen anderen Teil verschlangen Verpflegung und Besoldung der Ritter, die zu König Heinrichs persönlicher Eskorte gehörten.
Dass die Männer für ihre Dienste in
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