Die Maetresse des Kaisers
an der üblichen Völlerei solcher Veranstaltungen, und Wein trank er sowieso nur in Maßen.
Er wusste, dass zu einer bestimmten Stunde die meisten Gäste betrunken sein und behaglich rülpsend auf ihren Stühlen lümmeln würden. Spätestens dann würde er sich zurückziehen und vielleicht mit Karim noch eine Partie Schach spielen.
Aber da er ja seinen Sohn erwartete, dürfte auch dieses bescheidene Vergnügen ausfallen, und Friedrich hoffte inständig, dass das Zerwürfnis zwischen ihm und Heinrich an diesem Abend ein Ende finden würde. Vielleicht hatte er ihn doch zu lange allein in Deutschland gelassen, vielleicht lastete die Bürde des Königtums doch zu schwer auf seinem Sohn. Ihm fehlte die Begabung zur politischen Weitsicht, was Friedrich ihm nicht vorwarf, denn Talente und Begabungen waren nun mal von Gott geschenkt und konnten nicht einfach erlernt werden, selbst wenn die Erzieher noch so klug waren.
Die Fehler, die er seinem Sohn ankreidete, lagen anderswo, waren aber nicht weniger schwerwiegend. Heinrich hatte mehrfach bewiesen, dass er auf seine erfahrenen Ratgeber nicht hören wollte, und er hatte sich ungehorsam gegenüber seinem Vater gezeigt, ein Vergehen, das dieser nicht ohne weiteres verzeihen konnte. Eine Aussprache zwischen ihm und Heinrich war dringend erforderlich, um die politische Lage in Deutschland nicht noch prekärer werden zu lassen.
Es klopfte an der Tür, und Karim, der die privaten Räume des Kaisers jederzeit betreten durfte, kam ins Zimmer.
»Bin ich eigentlich ein schlechter Vater?«, begrüßte ihn Friedrich und überraschte seinen Freund und Leibarzt mit einer Frage, die dieser nicht erwartet und auf die er auch keine Antwort hatte.
»Auf jeden Fall seid Ihr ein abwesender Vater, mein Kaiser«, sagte Karim diplomatisch. »Und manche Kinder brauchen eben eine stärkere Führung als andere.«
»Vermutlich habt Ihr recht, aber hätte ich voraussehen können, dass mein Erstgeborener so aus der Art schlägt?«
»Federico«, beschwichtigte Karim, »nun wartet erst einmal ab, was der Hoftag und vor allem dieser Abend bringen. So wie ich Euren Sohn einschätze, wird er sich dem Urteil, vor allem aber dem Wunsch des Kaisers beugen. Bedenkt auch, dass Ihr Heinrich viele Jahre nicht gesehen habt und der Junge schon im Alter von neun König wurde. Welches Kind trägt diese Last ohne Schaden?«
»Ist es wirklich schon zehn Jahre her, dass ich Heinrich in der Obhut fremder Erzieher zurückgelassen habe?«, sinnierte Friedrich. »Eine lange Zeit. Andererseits hatte er alle Chancen dieser Welt. Er hätte sie besser nutzen müssen.«
Die Härte, die aus Friedrichs Stimme sprach, ließ Karim schweigen. Der Kaiser stützte die Stirn in seine linke Hand und sah zu Boden. Alles an ihm drückte die Sorgen über das unkluge und unbeherrschte Verhalten seines Sohnes aus, und in diesem Moment war er weniger der Kaiser, sondern ein Vater, der den Zugang zu seinem Kind verloren hatte und nicht wusste, wie er diesen jungen Mann, den er als Kind auf seinen Knien geschaukelt hatte, in seinem Inneren erreichen konnte.
»Ihr schweigt, Karim. Soll ich daraus eine leise Kritik an meinem Verhalten lesen?«
»Federico, Menschen sind komplizierte Wesen und keine dressierten Tiere. Sie tun nicht immer das, was man ihnen sagt. Und sie machen Fehler, die man ihnen hier und da verzeihen sollte.«
»Sprecht Ihr über meinen Sohn oder über Bianca?«
»Ihr seid weise genug, das zu entscheiden.«
»Ach, Karim, seit Bianca nicht mehr bei mir ist, scheint mich auch die Weisheit verlassen zu haben.«
Karims Stimme wurde weich. »Ihr vermisst sie also doch.«
»Habt Ihr Neuigkeiten von ihr«, lenkte Friedrich geschickt ab.
»Nein. Nicht seit der Geburt ihrer Tochter. Verzeiht, Eurer Tochter.«
»Wie ist sie, die Kleine?«
Es war das erste Mal, dass Friedrich sich bei Karim nach dem Mädchen erkundigte.
»Sie ist süß, und sie ist gesund. Jedenfalls war sie das, als sie auf die Welt kam.«
»Und Bianca?«
»Nun«, antwortete Karim ausweichend, »es war keine leichte Geburt. Aber zum Glück war ich zufällig auf Gioia del Colle.«
»Übrigens, das wollte ich Euch schon die ganze Zeit fragen. Was hat Euch eigentlich nach Gioia del Colle geführt?«
»Es ist inzwischen viel Zeit vergangen. Ist das jetzt noch wichtig?«
Friedrich nahm die Hand von der Stirn und sah Karim prüfend an. »Wollt Ihr es mir nicht sagen? Gibt es irgendein Geheimnis zwischen Euch und Bianca?«
Karim seufzte. Seit Monaten war
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