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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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Wachen achtlos beiseiteschob, und stellte sich hinter den Tisch, an dem er seine ganz persönliche Korrespondenz zu erledigen pflegte. Er hielt sich kerzengerade, seine Augen waren schmal vor Zorn, und seine ganze Haltung strotzte vor kaiserlichem Selbst- und Machtbewusstsein.
    Drei Männer kamen herein. Einer von ihnen, Abt Konrad von St. Gallen, war dem Kaiser bekannt, die beiden anderen hatte er noch nie gesehen und war auch nicht bereit, sie weiter zu beachten.
    Bevor einer der Männer zu Wort kommen konnte, hob Friedrich die rechte Hand und verschaffte sich durch diese kleine Geste atemlose Aufmerksamkeit.
    »Wir erwarten den König. Wo ist er?«
    Abt Konrad war der Einzige, der den Mut aufbrachte, dem Kaiser zu antworten.
    »König Heinrich entbietet Euch seinen untertänigsten Gehorsam und bittet um Verständnis, dass er heute nicht hier sein kann.«
    Der Kaiser sagte kein Wort, sondern starrte den Abt mit einem undurchdringlichen Blick an, und es entstand eine unbehagliche Stille.
    Er schaute in die Gesichter der drei Boten seines Sohnes, doch jeder von ihnen versuchte dem Blick des Kaisers zu entgehen. Zwei sahen beiläufig auf den Steinboden unter ihren Füßen, der Abt betrachtete seine Hände, als sähe er sie das erste Mal.
    Endlich brach Friedrich das Schweigen.
    »Wo ist er?« Der Abt öffnete den Mund, doch Friedrich kam ihm zuvor. »Wir wollen eine Antwort und keine lahme Entschuldigung.«
    »Der König ist im Elsass, auf der Festung Haguenau.«
    »Was tut er dort?«
    »Er …, dringende Regierungsgeschäfte haben ihn aufgehalten. Verzeiht, aber er konnte nicht kommen.«
    »Er konnte nicht kommen«, sagte der Kaiser leise. »Lasst es Uns wiederholen, möglicherweise haben Wir nicht richtig verstanden: Heinrich, König von Deutschland, kann der Aufforderung des Kaisers nicht Folge leisten, weil er regieren muss. Versucht Ihr Uns das zu sagen?«
    »So, wie Ihr es ausdrückt …«
    »Nun?«
    »So, wie Ihr es ausdrückt, klingt es allerdings unglaubwürdig.«
    »Was Ihr nicht sagt. Und genau so empfinden Wir es auch – unglaubwürdig.« Friedrichs Stimme wurde lauter, und die beiden Begleiter des Abts zuckten zusammen. »Und Wir, der Kaiser, lassen Uns nicht belügen. So wie die Sache aussieht, hat Heinrich gar nicht die Absicht gehabt, zu Unserem Hoftag zu erscheinen. Aber wenn er glaubt, er könne Uns gegenüber ungehorsam sein, dann irrt er sich.«
    Der Abt schien etwas sagen zu wollen, überlegte es sich dann aber doch anders und schwieg.
    »Übermittelt Unserem Sohn Folgendes: Wir weisen seine Entschuldigung zurück und befehlen ihm, so schnell wie möglich zu Uns zu kommen. Sollte er diesem Befehl nicht Folge leisten, werden Wir dafür sorgen, dass seine Regentschaft in Deutschland zu Ende ist. Haben Wir Uns verständlich ausgedrückt?«
    Die drei Boten nickten, und der Kaiser drehte ihnen unhöflich den Rücken zu, seine Art, jemandem mitzuteilen, dass er ihn nicht länger zu sehen wünsche.
    Es war Karim, der den Mut aufbrachte, Friedrich daran zu erinnern, dass die Abordnung aus Deutschland mehr mit dem Kaiser zu besprechen habe, als seinen ungehorsamen Sohn zu entschuldigen.
    Friedrich seufzte und setzte sich.
    »Gut, bringen Wir es hinter Uns. Wenn Ihr noch weitere Nachrichten habt, dann hoffentlich angenehmere.«
    Abt Konrad lächelte. »Wolfelin von Haguenau, Euer treuester Diener, schickt Euch die Aufstellung der Finanzen aus dem Elsass, darunter auch die Einnahmen der Münzprägungen. Mein Begleiter, Wolfelins rechte Hand, wird darüber berichten. Manfred Lancia, Graf aus dem Piemont.«
    Nichts hatte die deutsche Delegation auf die Reaktion des Kaisers und seines Leibarztes vorbereitet. Friedrich sprang auf und stieß dabei einen Krug Wasser um, dessen Inhalt sich über die Pergamente auf dem Tisch ergoss. Karim stand wie angewurzelt da und schien sich in eine Statue verwandelt zu haben. Beide wechselten einen fassungslosen Blick und starrten dann besagten Manfred Lancia an, als wäre er ein Wesen aus den Tiefen der Hölle.
    Der Abt räusperte sich und sah von Friedrich zu Karim und wieder zurück.
    Der Kaiser fasste sich als Erster. »Bitte, Abt Konrad, Wir haben den Namen Eures Begleiters nicht recht wahrgenommen.«
    Manfred Lancia übernahm es diesmal, sich selbst vorzustellen.
    »Graf Lancia«, sagte der Kaiser nun, als wäre nichts geschehen, »bitte seid so freundlich und berichtet Uns von den erfreulichen Fortschritten auf Unserer Lieblingspfalz.«
    Friedrich setzte sich wieder

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