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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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und beachtete die Wasserpfütze auf seinem Tisch nicht weiter. Er lauschte den Worten des Grafen, ohne diesen zu unterbrechen, und warf nur hier und da einen Blick in Richtung Karim.
    Als Manfred geendet hatte, ergriff der Kaiser erneut das Wort. »So hat Wolfelin wieder einmal die kaiserlichen Einnahmen vermehrt. Wir werden ihm diesbezüglich selbst schreiben. Habt Ihr sonst noch ein Anliegen, das Unserer Aufmerksamkeit bedarf? Dann ist jetzt die beste Gelegenheit.«
    Graf Lancia machte einen Schritt auf den Kaiser zu und reichte ihm ein Schreiben.
    »Dies ist ein Brief von Wolfelin an Euch. Es betrifft unter anderem meine Person.«
    Der Kaiser zog die Augenbrauen hoch. »Interessant. Und warum hält es Wolfelin für notwendig, Uns dieses Schreiben zu senden?«
    »Es ist eine Empfehlung, mein Kaiser. Ich würde gerne in meine Heimat zurückkehren und in Eure Dienste treten.«
    »Gut«, sagte der Kaiser. »Das müssen Wir nicht heute Abend entscheiden, oder? Mischt Euch unter die Festgäste, Ihr müsst hungrig und durstig sein.«
    Manfred legte das Schreiben auf eine trockene Ecke des Tisches und wandte sich zusammen mit den beiden anderen zum Gehen.
    »Ach, Graf Lancia«, rief der Kaiser, als Manfred bereits an der Tür war. »Bleibt noch einen Moment. Uns ist da noch etwas eingefallen.«
    Manfred drehte sich erstaunt um und blieb mit Friedrich und Karim allein im Zimmer.
    »Wie geht es Eurer Schwester?«, fragte Friedrich und beobachtete mit Genugtuung, dass der eben noch so selbstsichere Graf erbleichte. »Ihr seid doch der Bruder von Bianca Lancia«, bohrte Friedrich nach.
    Sein Gegenüber nickte sprachlos.
    »Und, wie geht es ihr?«
    Manfred hatte Mühe, zu sprechen. »Ich weiß es nicht. Ich habe seit Jahren nichts von ihr gehört. Aber warum fragt Ihr nach Bianca. Kennt Ihr meine Schwester?«
    »Ich liebe sie«, murmelte Friedrich, und im Raum war es so still, dass die drei Männer ihren Atem hören konnten.
    »Aber«, stammelte Manfred, »wie ist das möglich? Wo ist Bianca? Wie habt Ihr sie kennengelernt?«
    »Das ist eine lange Geschichte, und Wir werden heute nicht die Zeit haben, sie Euch zu erzählen. Für den Anfang nur so viel: Ihr habt Euch gegenüber Eurer Schwester wie ein ehrloser Schuft verhalten. Und Wir sind Uns immer noch nicht sicher, ob Ihr nicht eine harte Strafe verdient. Aber da Bianca eine Frau mit scharfem Verstand ist, soll sie selbst entscheiden.«
    »Bianca wird mich hassen.«
    »Vermutlich hat sie dazu allen Grund.«
    »O Gott«, flüsterte Manfred, »es war alles meine Schuld. Ich wollte unbedingt, dass Bianca den Grafen von Tuszien zum Ehemann nimmt. Und ich habe gewusst, dass Enzio Pucci ein Mann ist, der Frauen verachtet.«
    »Spart Euch Eure Worte. Bianca hat Uns alles erzählt.«
    »Und was geschieht nun mit mir?«
    »Vorerst nichts. Eurer Schwester zuliebe bekommt Ihr eine zweite Chance. Wenn Ihr Euch bewährt, verzeiht sie Euch – vielleicht. Bis dahin, denken Wir, ist es besser, wenn Ihr Uns begleitet.« Friedrich sah sich fragend nach Karim um. »Oder seid Ihr anderer Ansicht?«
    »Ich gebe Graf Lancia insofern recht, dass er jede Menge Schuld auf sich geladen hat. Seiner Schwester ist bitteres Unrecht geschehen, und es grenzt an ein Wunder, dass sie alle Gefahren überstanden hat. Es wäre sehr großmütig von ihr, ihm zu verzeihen. Also ist seine beste Option, auf Euer Angebot einzugehen. Das ich persönlich übrigens sehr nobel finde.«
    »Ihr habt gehört, was Unser Leibarzt gesagt hat. Schlagt Ihr ein?«
    Manfred nickte, und es war ihm nach wie vor anzusehen, dass er die Situation nicht vollends einschätzen konnte.
    »Eine Frage noch«, sagte er im Gehen, und Friedrich bedeutete ihm, fortzufahren. »Wenn Ihr sagt, dass Ihr meine Schwester liebt, warum ist sie dann nicht hier?«
    »Weil auch ein Kaiser manchmal ein Idiot ist und seine wertvollsten Schätze nicht erkennt.«
    Manfred Lancia verließ den Raum ohne ein weiteres Wort, und Friedrich wandte sich Karim zu.
    »Heute ist ein denkwürdiger Tag. Ich habe einen Sohn verloren und eine Tochter gewonnen. Es wird Zeit, dass ich mich um die kleine Konstanze kümmere.«

G iovannas Füße waren zu Klumpen angeschwollen, voller Blasen und übersät mit offenen, blutigen Stellen. Schon bald nach ihrem Aufbruch am frühen Morgen hatte sie zu hinken begonnen, und am Nachmittag befand sie sich dicht vor der völligen Lahmheit. Aber je südlicher sie kamen, umso vorsichtiger mussten sie sein. Der Kaiser hatte in seinem

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