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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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blieb jedoch überrascht stehen, als er den Dolch sah, den sie schützend vor sich hielt.
    »Gebt auf, Bianca«, keuchte er. »Was soll dieses Messer? Habt Ihr es in der Küche der Schwestern gestohlen?«
    Bianca sagte kein Wort, und statt auszuweichen, ging sie ihm entgegen. Nun machte er einen Schritt zurück und kam dem Rand der Plattform gefährlich nahe.
    Heinrich von Passau warf einen Blick über die Schulter. Tief unter ihm lag der Hof des Klosters.
    »Das ist lächerlich. Mit Eurem Dolch könnt Ihr nicht mal ein Huhn umbringen, geschweige denn einen kräftigen Mann.«
    »Ich lasse es auf einen Versuch ankommen«, erwiderte Bianca mit eisiger Stimme.
    Im selben Moment bewegte sich das Seil vor ihr, und wie durch ein Wunder begann eine der Glocken zu läuten.
    Es erklang ein markerschütternder Schrei, fast wie von einem Tier in höchster Todesangst. Bianca erschrak und drehte sich in einer hastigen Bewegung von dem Glockenstrang weg. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass Heinrich von Passau ähnlich reagiert hatte wie sie selbst und in einer instinktiven Drehung dem Seil ausgewichen war. Doch dabei hatte er das Gleichgewicht verloren, und Bianca beobachtete entsetzt, wie er mit rudernden Armen nach Halt suchte und dann mit einem heiseren Schrei nach hinten kippte. Sie hörte ihn schreien, aber sie sah ihn nicht mehr, und als sie aus ihrer Starre erwachte und vorsichtig an die Kante der Plattform trat, entdeckte sie im Licht des Mondes Heinrichs Körper grotesk verrenkt auf dem Klosterhof.
    Und ohne dass es einer weiteren Erklärung bedurfte, wusste sie, dass ihr Verfolger tot war.

S eit er im Schlaf von Dämonen verfolgt wurde, hatte sich Lorenzo angewöhnt, möglichst wenig Zeit im Bett zu verbringen. Seine Nächte waren kürzer und kürzer geworden, und einige von Konstanzes Holzspielzeugen waren bei schummrigem Kerzenlicht in den Stunden vor Morgengrauen entstanden. Manchmal aber streifte er ziellos durch das Kloster und saß stundenlang in der dunklen Kirche, wo er versuchte Frieden zu finden und dem Schicksal zu vergeben.
    Biancas Versicherung, niemand wisse, wo sie sich aufhalte, hatte ihm nicht genügt. Er war, als die Männer ihr Abendessen einnahmen, zu ihren Pferden geschlichen und hatte nach Anhaltspunkten gesucht, um wen es sich bei den Reisenden handeln könnte, doch weder einen Reisesack noch sonst einen Hinweis gefunden, dass die beiden Biancas wegen hier sein könnten.
    Dank seiner Schlaflosigkeit fiel es ihm leicht, Wache zu halten und in der Nähe der Gästezimmer Posten zu beziehen. Er wollte sehen, ob die Männer etwas, und wenn ja, was sie vorhatten, und bewaffnete sich vorsichtshalber mit einer der scharfen Krallen aus Eisen, die er zum Harken der Gartenbeete benutzte.
    Lange geschah nichts, was sein Misstrauen gerechtfertigt hätte. Die Männer waren nach dem Essen auf ihre Zimmer gegangen. Sie trugen Umhänge mit Kapuzen, wie er sie von den Ordensrittern aus dem Heiligen Land kannte, und es war ihm nicht gelungen, ihre Gesichter zu sehen. Fast dachte er, dass Bianca mit ihrer Verfolgungsangst auch seinen sonst klaren Verstand getrübt hatte, als sich die Türen der Gästekammern lautlos öffneten. Lorenzo stand gut verborgen, und das Mondlicht zeigte ihm, wie die beiden Männer miteinander flüsterten und dann in zwei verschiedene Richtungen auseinandergingen.
    Da er nicht beiden folgen konnte, entschied er sich nach kurzem Zögern für den, der den Weg auf die andere Seite des Klosters einschlug. Lorenzo achtete darauf, weit genug hinter dem Mann zu bleiben, um ihn nicht durch ein Geräusch aufmerksam zu machen. Er schlich gerade an den Küchengebäuden vorbei, als er eine Hand auf seinem Arm spürte, die versuchte ihn festzuhalten.
    »Ich bin es, Lorenzo«, flüsterte eine Frau. »Die Mutter Oberin.«
    Lorenzo starrte die Äbtissin sprachlos an.
    »Du bist nicht der Einzige, der nicht schlafen kann. Ich weiß nicht, was die beiden im Schilde führen, aber es kann nichts Gutes sein. Ich habe die Köchin geweckt. Sie soll Wasser zum Sieden bringen.«
    Er fragte nicht weiter nach, sondern legte den Zeigefinger auf die Lippen zum Zeichen, dass sie schweigen sollte.
    Beide gingen dem Mann in großem Abstand nach. Ihr Weg führte sie zu dem Teil des Klosters, in dem Bianca mit ihrem Kind wohnte. Doch der Mann machte keinerlei Anstalten, in das Gebäude einzudringen, sondern blieb vor der Tür, als wollte er sicherstellen, dass niemand diesen Ausgang zur Flucht nutzen konnte.
    »Wo ist der

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