Die Maetresse des Kaisers
Friedrich jeder Erwähnung von Bianca aus dem Weg gegangen, und doch flammte bei der erstbesten Gelegenheit die Eifersucht in ihm hoch.
»Da ist kein Geheimnis. Ich habe große Hochachtung vor der Gräfin Lancia, ich respektiere und verehre sie wie eine Freundin, und ich hoffe, dass sie diese Gefühle auch erwidert. Liebe, mein Kaiser, empfindet Bianca nur für einen Mann – und das seid Ihr. Und um Eure Frage zu beantworten: Ich bin nach Gioia del Colle geritten, um Bianca zu einer Versöhnung mit Euch zu bewegen. Da sie aber am Abend zuvor von der Treppe gestürzt …«
Der Kaiser schrak auf. »Was ist passiert? Warum weiß ich davon nichts?«
»Bianca war die Treppe hinuntergefallen. Aber seltsam war die ganze Sache schon.«
»Nun macht es nicht so spannend. Was war seltsam?«
»Die Hebamme war verschwunden. Und Bianca meinte später, sie sei sich nicht sicher, aber möglicherweise habe die Hebamme sie gestoßen.«
Friedrich war fassungslos. »Warum erfahre ich das erst jetzt?«
»Verzeiht, aber Ihr wolltet doch von Bianca nichts hören. Niemand durfte ihren Namen aussprechen. In Eurem Zorn wart Ihr gnadenlos. Ich dachte, vielleicht könnte Bianca den ersten Schritt machen, aber dann wurde das Kind geboren, und alles kam anders.«
»Wisst Ihr, wie es ihr geht?« Friedrichs Stimme war weich geworden, und ein zärtliches Timbre hatte sich hineingemischt.
»Nein. Sie hat Gioia del Colle verlassen.«
»Was? Wo ist sie?«
»Ich weiß es nicht, mein Kaiser. Sie hat einmal über die Ehrwürdigen Schwestern in Bari gesprochen. Die Äbtissin ist eine alte Freundin ihrer verstorbenen Mutter. Vielleicht ist sie dort.«
»Findet das heraus. Und wenn ich diesen Hoftag hinter mir habe, werde ich mich selbst um Bianca kümmern.« Friedrich beachtete Karims hochgezogene Augenbrauen nicht weiter, er hatte eben einer Sehnsucht nachgegeben, die ihn schon viel zu lange quälte. Höchste Zeit, dass dieser Zustand ein Ende nahm. »Ich will meine Tochter kennenlernen«, erklärte er, woraufhin ihm Karim ein vielsagendes Lächeln schenkte und nickte.
»Gut, mein Kaiser, ich freue mich, dass Ihr zur Vernunft kommt. Und noch eins, Federico, ein Mann muss nicht immer siegen.«
»Werdet nicht übermütig, sonst lasse ich Euch doch noch hinauswerfen«, warnte Friedrich, aber seine Augen lachten, und Karim kannte ihn gut genug, um seine Stimmungen richtig einzuschätzen. »Wir sehen uns beim Festbankett«, sagte der Kaiser, dessen Laune sich durch das Gespräch mit Karim deutlich gehoben hatte. Selbst der Unterredung mit seinem Sohn blickte er jetzt gelassener und nachsichtiger entgegen, ja, fast freute er sich sogar ein wenig, Heinrich nach langer Zeit wiederzusehen.
Doch als das Fest schon längst begonnen hatte, waren König Heinrich und sein Gefolge immer noch nicht in Ravenna eingetroffen. Um Aufsehen zu vermeiden, hatten die Dichter ihre Lobreden verlesen, die Schauspieler ein Stück über Ruhm und Ehre des Kaisers aufgeführt und die orientalischen Tänzerinnen die Bischöfe zum Erröten gebracht. Der Kaiser hatte ganz gegen seine Gewohnheit ein paar Worte zur Begrüßung seiner Gäste gesprochen und war dann in düsterem Schweigen versunken.
Endlich, als die meisten bereits vom Wein erhitzt waren, hatte ein Bote die Ankunft einer Delegation des deutschen Königs angekündigt – allerdings ohne den König selbst.
Friedrich spürte, wie sich alle Blicke auf ihn richteten, begierig darauf, die Reaktion des Kaisers zu sehen. Denn wenn es nicht einen triftigen Grund gab, der in etwa den Umfang eines Erdrutsches am Brennerpass haben musste, dann stellte das Verhalten des deutschen Königs eine Unverschämtheit dar. Und dass es sich bei dem Beleidigten um den Vater des Königs handelte, würzte das Ganze mit einer besonderen Schärfe. Daher bemühte er sich um Ruhe und eine undurchdringliche Miene, obwohl er im Inneren vor Wut kochte. Er würde Heinrichs Abordnung auf keinen Fall hier in aller Öffentlichkeit auf dem Bankett empfangen, und so erhob er sich und bat lediglich Karim, ihm zu folgen.
»Das wird er mir büßen«, zischte Friedrich durch die Zähne, als er mit großen Schritten, denen Karim kaum folgen konnte, durch die Gänge der Residenz zu seinem privaten Empfangsraum stürmte.
»Urteilt nicht jetzt schon«, riet Karim. »Wer weiß, vielleicht ist ihm etwas zugestoßen.«
»Für die Frechheiten, die Heinrich sich erlaubt, gibt es keine Entschuldigung.«
Der Kaiser stieß die Tür auf, wobei er eine der
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