Die Maetresse des Kaisers
Bauern oder im nächsten Dorf in den Händen des Barbiers zu lassen. Da er weder aus Nächstenliebe noch aus Pflichtgefühl handelte, hoffte er auf ein Zusammentreffen mit den beiden anderen. In diesem Fall war er fest entschlossen, über einen Lohn für seine Bemühungen zu verhandeln.
Mit Heinrichs Hilfe stand der Mann auf und stützte sich schwer auf dessen Schulter. Gemeinsam mühten sie sich zu den Pferden, und nach mehreren Fehlversuchen gelang es Heinrich, den Verletzten in den Sattel zu hieven.
»Wird es gehen?«, fragte er barsch, und der Engländer nickte.
Sie ritten den ganzen Nachmittag, ohne eine Spur von den beiden anderen zu entdecken. Die Straße war trocken und so hart, dass sich die Pferdehufe kaum abzeichneten. Gelegentlich überholten sie einen Bauern, der sich zu Fuß durch die Hitze quälte. Ansonsten war die Straße menschenleer.
Der Engländer schwankte in seinem Sattel, doch sein Pferd balancierte das Gewicht des Reiters perfekt aus, und Heinrich sah, dass er sich keine Sorgen über einen Sturz machten musste. Auch war der Ritter bei klarem Verstand, obwohl er vor Erschöpfung kaum die Augen offen halten konnte.
Als sie in der Ferne eine Ansammlung der typischen Steinhäuser mit flachem Dach sahen, entschied Heinrich, dort Rast zu machen. Nicht nur er selbst und der verletzte Ritter brauchten dringend eine Pause im Schatten, auch die Pferde mussten getränkt und gefüttert werden.
Sie hielten an einem der ersten Häuser, und Heinrich traf die Entscheidung, wo er um Hilfe bat, eher zufällig. Eine Tür stand offen, und so ging er zum Eingang des Hauses und machte sich durch Klopfen und Rufen bemerkbar. Eine Frau erschien, gekleidet in ein einfaches Gewand, das sie bis zu den Knien hochgebunden hatte. Offenbar kam sie aus einem Stall, denn ihre nackten Füße waren schwarz vor Schmutz und Tierdung.
Heftig gestikulierend machte Heinrich ihr klar, dass sie Wasser und Brot brauchten und auch die Pferde versorgt werden müssten. Er hielt seinen Münzbeutel hoch zum Zeichen, dass er gewillt war, für die Hilfe angemessen zu zahlen.
Die Frau nickte, ging mit schnellen Schritten um das Haus herum und kam mit einem Wasserkübel für die Tiere zurück. Den beiden Männern bedeutete sie, ihr zu folgen. Sie half Heinrich, die Wunde des Ritters zu säubern und neu zu verbinden, und tischte dann für beide kühles Wasser, Brot, Oliven und einen würzigen Käse aus Ziegenmilch auf. Der Engländer war zu schwach, um viel zu essen, aber bei Heinrich machten sich die Anstrengungen des Tages in einem knurrenden Magen bemerkbar.
Er beschloss, heute nicht mehr weiterzureiten, sondern dem überfallenen Ritter eine längere Ruhe zu gönnen. Zwar hielt er den Mann nicht für lebensgefährlich verletzt, war sich aber nicht sicher, ob sich die Wunde nicht entzünden würde.
»Wir bleiben hier«, sagte er zu dem dösenden Engländer. »Im Haus ist nicht genügend Platz, aber wir können im Hof unser Lager aufschlagen.«
Gemeinsam mit der Bäuerin brachte er den Ritter nach draußen und begann mit den Vorbereitungen für die Übernachtung. Er breitete die Decken aus und ließ sich Holz bringen, um später ein Feuer anzünden zu können. Als es dunkel wurde, lag der Engländer in tiefem Schlaf, doch Heinrich starrte in die knisternden Flammen und dachte über sein weiteres Vorgehen nach.
Er hatte wenig Lust, den verletzten Ritter tagelang zu betreuen. Der Mann würde ihn aufhalten, und die Aussicht, auf die beiden Landsleute des Ritters zu treffen, kam ihm inzwischen mehr als vage vor. Schließlich entschied er, den nächsten Tag noch abzuwarten und darauf zu hoffen, dass der Verletzte aus eigener Kraft weiterziehen konnte.
Der Engländer schlief unruhig, stöhnte und drehte seinen Kopf unablässig von einer Seite auf die andere.
»Also doch«, murmelte Heinrich. »Der Kerl bekommt Fieber.«
In diesem Fall würde er wenig bis nichts für den Ritter tun können. Eine entzündete Wunde führte in den meisten Fällen zum Tod. Ein Medicus würde die Wunde ausbrennen, doch Heinrich schauderte bei dem Gedanken an glühende Eisen, die sich in offenes Fleisch fraßen, und konnte nur hoffen, dass die Selbstheilungskräfte des Engländers stark genug sein würden, um zu überleben.
Der Mann stammelte Worte in seiner Muttersprache, unverständliches Gebrabbel, hervorgerufen durch einen Fiebertraum. Heinrich hatte sich gerade auf seiner Decke ausgestreckt, als er glaubte einen Namen gehört zu haben, der ihm nur allzu
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