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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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stellte den Korb ab und nahm das stinkende Kleidungsstück von den Schultern. »Du solltest deiner Mutter beibringen, dass sie die Nachttöpfe nicht aus dem Fenster entleert, wenn Leute in der Gasse sind.«
    »Das war nicht meine Mutter. Mein Haus ist dort drüben.« Iven deutete auf die andere Seite der Gasse.
    »Ach so.« Änni blickte noch einmal an der Fassade hinauf, deren Holzplanken bereits von Moosen bewachsen waren. »Hat’s wohl mit der Angst zu tun bekommen, die alte Vettel.«
    »Was ist so schlimm daran, wenn die Nachttöpfe aus dem Fenster entleert werden?« Iven ließ die Schultern hängen und trat gegen einen Stein, der vor seinen Füßen lag.
    »Das siehst du doch! Bei uns wandert der Inhalt der Nachttöpfe in die Latrine, und die wird vom Schissemeister geleert. Nur Brauereipferde stehen am Treppenabsatz und schütten Nachttöpfe aus lauter Boshaftigkeit auf den Stiegen aus.« Änni wollte sich in Rage reden, doch Iven hielt sie davon ab. »Das Brauereipferd gibt es nicht mehr.«
    »Ich weiß. Und soll ich dir etwas sagen? Es tut mir überhaupt nicht leid.« Sie stemmte die Hände in die Hüften und spuckte auf den Boden. »Das widerliche Weibsstück hat uns das Leben zur Hölle gemacht. Aber deswegen bin ich nicht gekommen. Hast du einen Schluck Wasser für mich? Meine Kehle ist wie ausgedörrt.« Änni blickte zu dem Haus hinüber, vor dem ein windschiefer Schuppen stand, der den nächsten Herbststurm kaum überstehen würde. Auch das Wohnhaus sah wenig behaglich aus. Durch die Ritzen pfiff sicher immer der Wind.
    »Ja, komm nur!« Iven wandte sich um.
    Änni folgte ihm in die armselige Behausung. An dem Tisch vor der Feuerstelle saßen seine Eltern und starrten sie an, als wäre sie eine Ratte, die in das Haus eingedrungen war.
    Die Frau kniff die Augen zusammen. »Was bringst du diese Frau hierher? Sie ist nicht unser Engel. Schaff sie fort!«
    »Ach, Mutter …« Iven winkte müde ab, trat an den Kessel über der Feuerstelle und schöpfte etwas Wasser in einen hölzernen Becher.
    Aus dem oberen Geschoss ertönte ein schiefer Gesang, der eine Beleidigung für jedes menschliche Ohr war.
    Iven verdrehte die Augen und reichte Änni den Becher. »Lass uns in den Schuppen gehen. Dort können wir ungestört reden.«
    Fratzen, eine hässlicher als die andere, reihten sich an den Wänden des Schuppens aneinander. Wie konnte Iven Freude daran haben, solch abscheuliche Figuren zu schaffen? Änni trat näher an eines der Teufelsabbilder und fuhr mit den Fingern über ein Ohr, das spitz wie ein Pfeil war. »Wer soll an so etwas Gefallen finden? Kein Wunder, dass du sie nicht loswirst.«
    »Das sind Wasserspeier. Sie sollen Dämonen aus Kirchen und Häusern fernhalten.« Iven griff nach dem Meißel und legte ihn sorgfältig neben den Hammer.
    »Das weiß ich. Aber sehen sie immer so abstoßend aus? Das ist mir noch nie aufgefallen.«
    Iven neigte den Kopf zur Seite. »Aus der Nähe betrachtet ja. Alle sehen so aus.«
    Ännis Blick fiel in eine dunkle Ecke in dem Schuppen. Zwischen mannshohen Steinbrocken kniete ein Engel, dem der Flügel fehlte. Es sah aus, als wartete er darauf, erneut behauen zu werden. »Was ist mit ihm geschehen?« Änni wusste von Alena, warum dem Engel der Flügel fehlte, aber sie hoffte, so Iven für einen Augenblick ablenken zu können.
    »Ich werde den Stein für etwas anderes verwerten.« Wie erwartet starrte Iven auf die Figur, ohne auf Ännis Frage zu antworten.
    Schnell griff sie in den Korb, holte die Geldkatze hervor und ließ sie unauffällig zu Boden gleiten.
    »Vielleicht wird’s ein Grinkopf, was weiß ich.« Iven zuckte mit den Schultern.
    Änni schob die Geldkatze mit dem Fuß etwas weiter von sich und legte die Hand auf Ivens Schulter. »Leni liebt dich, das weißt du doch.«
    Iven wandte sich zu ihr um. Seine Augen funkelten wie Smaragde, die zu lange im Feuer gelegen hatten. »Liebe nennst du das? Nein, Änni! Unter Liebe stelle ich mir etwas anderes vor.«
    »Hast du zu viel Steinstaub in die Nase bekommen? Begreifst du es nicht? Was, glaubst du, treibt mich hierher? Nein, sie hat mich nicht geschickt. Das wagt sie nicht. Ich bin hier, weil ich ihre Leidensmiene nicht mehr ertragen kann. Sie weiß nichts davon. Aber du sollst Bescheid wissen. Sie leidet.« Änni holte Luft und hätte sich im gleichen Augenblick selbst ins Gesicht schlagen können. Welch schöne Worte hatte sie sich auf dem Weg hierher zurechtgelegt! Worte, die nun niemanden mehr interessierten. Es

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