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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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gut.« Änni griff nach Alenas Hand und zog sie aus der Kammer.
    In der Bibliothek unterhielten Iven und Gülich sich angeregt miteinander. Doch als die beiden Frauen eintraten, verstummten sie.
    Ivens Augen verdunkelten sich. Voller Mitgefühl schaute er Alena an. »Komm, lass dich umarmen.«
    Alenas Herz wurde leicht. Sie beugte sich zu Iven hinunter und ließ sich von ihm liebkosen.
    »Bald hast du es hinter dir, Alena. In Gedanken bin ich bei dir«, flüsterte er ihr ins Ohr.
    Als sich die Kutsche durch die überfüllten Gassen zum Heumarkt schob, schien die Sonne wie zum Hohn von einem wolkenlosen Himmel. Änni hatte recht behalten. Ganz Köln war wohl auf den Beinen. Die Leute zogen Karren mit faulem Salat und matschigen Äpfeln hinter sich her. Viele hatten sich in ihren feinsten Sonntagsstaat gekleidet, und alle plapperten aufgeregt durcheinander.
    Auf dem Heumarkt bot sich das gleiche Bild. Kopf an Kopf sammelten sich die Menschen vor der Holzbühne, zu der es kein Durchkommen gab. Eine Gruppe Flötenspieler spielte vergeblich gegen das Stimmengewirr an.
    Gülich half den Frauen aus der Kutsche. Dabei entging es Alena nicht, dass seine Hand länger als nötig die von Änni hielt. Über die Wangen der Magd zog sich eine leichte Röte, und ein keckes Lächeln spielte um ihre Lippen. Ein Lichtblick in dieser tristen Stunde, wie Alena fand. Gülich führte sie beide zu der Tribüne neben dem Gaffelhaus Himmelreich, aus dessen hohen Fenstern unzählige Häupter herausschauten.
    Widerwillig nahm Alena Platz. Sie hätte lieber in der letzten Reihe gestanden, wo selbst ein riesiger Bär nichts von der Hinrichtung mitbekam.
    Änni griff mit eiskalten Fingern nach ihrer Hand. »Da! Da kommt er!« Sie deutete zu der Gasse, die sich mitten in der Menschenmenge gebildet hatte.
    Ohrenbetäubendes Gejohle, dazu Pfiffe und wütende Schreie begleiteten den Schinderkarren, in dem Gotthardt wie ein Häufchen Elend kauerte. Salatköpfe flogen, prallten jedoch an dem Gitterkäfig ab. Alena schaute auf ihre Füße. Sie wollte die kalten Augen ihres Gemahls nicht sehen. Aber Änni stieß ihr mit dem Ellbogen in die Rippen. »Da! Jetzt holen sie ihn aus dem Karren. Sieh doch nur!«
    Alena schüttelte den Kopf und hielt den Blick gesenkt. Ihre Finger krallten sich ineinander, bis die Knöchel weiß hervortraten. Die Kälte schlich sich unter ihren Umhang und ließ sie frösteln. Sie musste nur den Blick weiterhin gesenkt halten, dann konnten sie die Bilder des abgeschlagenen Kopfes nicht für den Rest ihres Lebens verfolgen.
    Die Menschen auf dem Heumarkt wurden still. Ein Geistlicher betete für Gotthardts Seele. Doch seine Worte waren knapp bemessen. Die Menge begann wieder zu johlen.
    »Ja, gebt es ihm!«, schrie Änni neben ihr.
    Alena trat ihr auf den Fuß.
    »Was ist?«
    »Das geziemt sich nicht. Hör auf, wie der gemeine Pöbel zu geifern.« Vorsichtig hob Alena den Blick von ihren Füßen. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Gotthardt vor einem Holzbock kniete. Neben ihm stützte sich der Henker auf das Schwert. Alena schnürte es plötzlich die Luft ab.
    Änni schaute sie verdutzt an. »Verzeih, Leni. Du hast recht. Aber willst du nicht hinsehen, wenn er seine gerechte Strafe bekommt?«
    »Nein!« Alena konzentrierte sich erneut auf ihre Schuhe. Neben ihren Sohlen zeugte getrockneter Rotz auf den Holzplanken von ähnlichen Ereignissen. Angewidert schloss sie die Augen.
    Der Richter verlas das Urteil. Alena hielt die Lider geschlossen und beschwor Ivens Gesicht herauf, lauschte seinen Worten, die er ihr zugeflüstert hatte, als sie vor langer Zeit das Bett miteinander geteilt hatten. Jetzt gab es nur noch ihn und sie. Wohlige Wärme umhüllte sie und löste die Anspannung.
    Plötzlich fuhr ein Raunen durch die Menge und holte sie aus ihrem Tagtraum zurück auf den Richtplatz. Alena zwang sich, die Augen geschlossen zu halten. Neben ihr rutschte Änni unruhig von einer Pobacke auf die andere. Ihre Finger krallten sich in Alenas Röcke. Eine Klinge durchschnitt zischend die Luft. Änni sprang auf und klatschte jubilierend in die Hände. Auch die Menge tobte, als hätten die Menschen einen langen, grausamen Krieg überstanden.
    Es war vorbei. Alena sog tief den Atem ein. Für einen Augenblick wollte sich das Bild von Gotthardts abgetrenntem Kopf in ihr Hirn schleichen. Doch Alena vertrieb es, dachte an Gabriel, an die kleine Sophie und an ein Leben ohne Angst.
    Obwohl Alena ihr untersagt hatte, ein Festmahl aufzutragen, brachte

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