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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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aber bisher ist er noch nicht zur Besinnung gekommen.« Die junge Schwester strich über ihre Schürze, die voller Blutflecke war, und blickte Alena fragend an. »Bist du seine Frau? Kannst du ihn pflegen? Wir haben alle Hände voll zu tun und sind für jede Unterstützung dankbar.«
    Alena griff unter die Decke und suchte nach Ivens Hand. »Ja, ich bin seine Frau«, antwortete sie mit fester Stimme.
    Änni erlitt einen Hustenanfall, und Alena wartete geduldig, bis die Freundin sich beruhigt hatte. »Kümmerst du dich um die Kinder? Dann kann ich die Nacht über bei ihm bleiben.«
    »Ja natürlich, ich kümmere mich um die beiden. Sei ohne Sorge, Leni.«
    Als der Morgen anbrach, fiel es Alena zusehends schwerer, die Augen offen zu halten. Die ganze Nacht über hatte sie vergeblich auf einen Lidschlag oder eine Regung von Ivens Händen gewartet. Erschöpft legte sie den Kopf auf seine Brust, schloss die Augen und lauschte seinem Herzschlag. »Bitte, wach auf«, flüsterte sie und begann, ein Lied zu summen.
    Da spürte sie plötzlich, wie sich einer seiner Finger bewegte. Sie hob den Kopf und schaute auf seine Lider.
    »Iven, ich bin bei dir. Sieh mich an!«
    Tatsächlich öffnete er die Augen, und als sich ihre Blicke trafen, huschte ein Lächeln über seine trockenen Lippen. Doch schon verzog er schmerzerfüllt das Gesicht und stöhnte auf. Gequält drehte er den Kopf zur Seite und biss sich auf die Zunge, um seinen Schmerz nicht laut hinauszuschreien.
    Alena winkte eine Schwester herbei und bat sie, ihr etwas Laudanum zu bringen.
    »Manchmal ist es besser, ohne Bewusstsein zu sein.« Die Nonne reichte ihr ein Fläschchen. »Gib ihm reichlich davon, damit er einschläft.«
    An Alena nagte das schlechte Gewissen, weil sie ihn geweckt hatte. Doch er lebte, er spürte den Schmerz. Alles würde sie daransetzen, damit er gesund wurde.
    Zwei Wochen verbrachte sie Tag und Nacht an Ivens Lager. Sie ging nur nach Hause, um sich zu waschen und saubere Kleidung anzuziehen. Sie sprachen kaum miteinander, weil Iven vor allem schlief. Lediglich nach seinen Eltern und dem Bruder erkundigte er sich. Nun schien es zwar, als hätte er das Schlimmste überstanden, aber auf das Laudanum konnte er noch nicht verzichten.
    Alena strich ihm über die Wangen, die sie kurz zuvor mit einem scharfen Messer von dem Bart befreit hatte.
    »An dem Tag, als das Feuer ausbrach, wollte ich dir die Geldkatze zurückbringen.« Iven versuchte, sich aufzurichten, doch der Schmerz zwang ihn ins Kissen zurück.
    »Welche Geldkatze?« Alena sah ihn erstaunt an.
    »Änni hatte sie im Schuppen verloren.«
    »Sie war bei dir? Davon wusste ich nichts.« Alena lächelte in sich hinein. Das sah Änni ähnlich. Absichtlich hatte sie die Geldkatze bei Iven gelassen. Sie hatte noch nie etwas verloren, eine Geldkatze schon gar nicht.
    »Ja. Sie hat mir die Augen geöffnet. Ich war sturer als ein klappriger Esel.« Iven suchte Alenas Hand und umklammerte sie. »Dabei wusste ich gar nicht, wie ich ohne dich leben sollte. Du hast mir so gefehlt. Aber ich war sehr verletzt. Dass du so lügen kannst! Das hätte ich dir nicht zugetraut. Nicht einmal aus der Not heraus. Du warst doch immer ehrlich. Warum hast du mir bloß nicht die Wahrheit gesagt?«
    Alena führte seine Hand an ihre Lippen und küsste die Finger. »Ich kann meine Worte nicht zurücknehmen, aber glaub mir, Iven, wenn ich es könnte, würde ich es tun. Alles war gelogen.«
    Iven strich ihr über die Wange. »Ja, das weiß ich jetzt. Warst du bei meinem Haus?«
    »Es gibt kein Haus mehr«, sagte Alena leise. »Aber dein Schuppen, der steht noch, und die Wasserspeier sind auch unversehrt. Ich habe sie in mein Haus schaffen lassen, ehe sich Plünderer daran gütlich tun.«
    »Da wartet viel Arbeit auf mich. Das Haus wieder aufbauen …«, seufzte Iven.
    »Warum willst du es wieder aufbauen? Du kannst doch in meinem Haus wohnen.« Alena wünschte sich nichts sehnlicher, als wieder in seinen Armen zu liegen.
    »Hat Gotthardt seine Strafe schon erhalten?«
    Alena schüttelte den Kopf. »Nein, noch nicht. In vier Tagen ist es so weit.«
    Iven starrte an die Decke. »Ich muss meine Eltern so schnell wie möglich aus dem Tollhäuschen holen. Aber dann brauchen sie ein Dach über dem Kopf.«
    »Ja, das stimmt.« Klammheimlich fasste Alena einen Plan, den sie am selben Tag noch umsetzen wollte.
    Eilenden Schrittes lief sie die Straße entlang zu Sankt Revilien. Die Oberin war ein unfreundliches Weib und führte sie

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