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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Arbeitszimmer. Krachend fiel hinter ihr die Tür ins Schloss.
    Seit dem frühen Morgen schuftete Alena nun schon mit Änni in der Küche, rupfte Rebhühner, Wachteln und Enten. Eigens für den heutigen Tag, an dem Gotthardt sein Einstandsmahl für den Rat gab, hatte Mergh drei weitere Köche angestellt. In der Küche brodelte und dampfte es aus sämtlichen Kesseln. Selbst die Küchenfrau Zilli, die so leicht nichts aus der Ruhe bringen konnte, wischte sich immer wieder stöhnend den Schweiß von der Stirn.
    »Solch eine Verschwendung!«, schimpfte Änni, während sie einen Karpfen nach dem anderen ausnahm. »Als wären die Wänste der Ratsmitglieder noch nicht fett genug. Wer soll solche Mengen überhaupt essen?«
    »Wenn das so weitergeht, dann schlafe ich heute Abend am Tisch ein.« Alena war damit beschäftigt, auf der Arbeitsplatte Holzschüsseln aneinanderzureihen.
    »Was fällt dir ein! Bei Tisch einschlafen?«, fauchte es plötzlich hinter ihr.
    Erschrocken fuhr Alena zusammen. Sie hatte nicht bemerkt, dass Mergh in die Küche getreten war und nun hinter ihr stand.
    »Untersteh dich, beim Servieren nachlässig zu sein.« Die Schwiegermutter steckte den Finger in den gezuckerten Koriander und leckte sich die Kuppe ab. »Hm, köstlich! Und was ist mit den Datteln, den Mandeln und den Baumnüssen?«
    »Die füll ich jetzt in die Schalen«, gab Alena mürrisch zurück. Sie konnte nicht fassen, was sie soeben gehört hatte. Genügte es denn nicht, dass sie in der Küche bis zum Umfallen schuften musste? In ihrem Herzen keimte der Unmut. Sie stemmte die Hände in die Hüften und blickte Mergh fest in die Augen. »Habt Ihr es etwa vergessen?«
    »Wovon sprichst du?« Mergh hob eine Augenbraue.
    »Ich bin die Gemahlin Eures Sohnes, die Tochter des Hauses, und keine Dienstmagd.«
    »Du darfst dich gern bei deinem Vater beklagen«, erwiderte Mergh schnippisch.
    »Ihr wisst genau, dass Vater erst in einigen Wochen von seiner Geschäftsreise zurückkehrt. Genau so hattet Ihr es doch geplant. Habe ich nicht recht?« Alena presste die Lippen aufeinander. Sie verspürte das brennende Bedürfnis, die Holzschüsseln quer durch die Küche zu schleudern. Gerade noch rechtzeitig zog Änni an ihrem Rockzipfel und brachte sie zur Besinnung. Nein, sie durfte die Freundin jetzt nicht im Stich lassen. Schnaubend drehte sie sich Richtung Arbeitsplatte und begann, die Holzschalen zu füllen.
    »Ich glaubte schon, du wolltest aufmucken«, vernahm sie Merghs keifende Stimme hinter sich. Zornig biss sie die Zähne zusammen. Das würde die Schwiegermutter bereuen. Plötzlich wanderten Alenas Gedanken zu dem Ungeborenen in ihrem Bauch. In ihrer Vorstellung hatte es immer noch keine Gestalt angenommen. Doch nun kroch ein seltsames Gefühl in ihr Herz. Auch Merghs Blut floss durch die Adern des winzigen Wesens.
    Um alle 49 Ratsmitglieder einladen zu können, fehlte der Platz. Und so versammelten sich nur 20 in schwarze Habits gekleidete Herren um den Tisch im Esszimmer und taten sich an den Speisen gütlich. Und mitten unter ihnen thronte Mergh in ihrem schönsten Kleid, als wäre sie des Kaisers Mutter.
    Alenas Arme schmerzten vom Tragen der Platten und Schüsseln. Obwohl sie ihrer Schwiegermutter am liebsten den Karpfen an den Kopf geworfen hätte, biss sie weiterhin die Zähne zusammen. Änni mit all der Verantwortung allein zu lassen, hätte sie nicht übers Herz gebracht.
    Unter den zahllosen Köstlichkeiten bog sich die Tischplatte. Gebratener Schinken mit Korinthen und Pfeffer, Rindfleisch, Ochsenkeulen, Hennen, Binger Wurst und saurer Kappes waren nur einige der Speisen, die den Herren angeboten wurden.
    Alena verspürte das drängende Bedürfnis, sich für einen Augenblick auf den Boden zu hocken, um ihren müden Beinen eine kurze Ruhepause zu gönnen. Doch in der Küche warteten die Schüsseln mit den Lampreten, Galantins und Krebsen. Dazu kamen die Kuchen, Früchte wie Mispeln, Datteln, Trauben und die gerösteten Kastanien. Alena schaute zu Gotthardt, der sie keines Blickes würdigte. Sah er denn wirklich nicht, wie hart sie arbeitete? Ihre Gedanken schweiften zu dem Steinmetz. Ob Iven seine Frau auch behandelte, als wäre sie nur eine Magd? Das konnte sie sich nicht vorstellen. Ein Stich fuhr ihr durchs Herz, als sie daran dachte, wie eine junge Frau für ihn kochte. Brennender Schmerz durchzuckte sie, als sie sich vorstellte, wie beide das Lager miteinander teilten.
    »In der Küche stehen noch die gebratenen Hasen sowie die

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