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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Bist du’s wirklich? So kenne ich dich gar nicht. Sonst scheust du doch vor nichts zurück.«
    Die Freundin lächelte. »Du hast recht. Ich gehe jetzt zu Nikolaus und erzähle ihm, dass Gotthardt mir mit der Peitsche eins übergezogen hat. Vielleicht tritt er einmal kräftig gegen Gottes Mühlen, damit sie schneller mahlen.«
    Alena lachte auf, nahm Änni in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die erhitzte Wange. »So ist es richtig. Das passt viel besser zu dir. Und nun mach, dass du vom Hof kommst. Auf mich wartet noch jede Menge Arbeit.«
    Nach Einbruch der Dämmerung trieb die Sehnsucht Alena in Ivens Kammer. Doch er war nicht allein. Seine Eltern saßen an dem kleinen Tisch. Der Vater weinte dicke Tränen in den dichten grauen Bart, und die Mutter pfiff durch die Zähne.
    Neben ihnen stand Iven und schaute aus dem Fenster. »Mutter pfeift immer, wenn sie Hunger hat.«
    Alena trat zu der alten Frau und nahm ihre Hand. »Soll ich Euch etwas zu essen bringen?«
    Ivens Mutter grinste aus einem zahnlosen Mund. »Ich bin die Nyß. Und wer bist du?«
    »Ich heiße Alena. Ich bin die Magd vom Hof.«
    »Eine Magd? Vom Hof?« Nyß presste den Atem durch die geschlossenen Lippen. »Hab ich bisher nicht nötig gehabt. Hab meine Arbeit im Haus immer allein geschafft.«
    »Das glaube ich gern. Ihr seid eine stattliche Frau mit kräftigen Armen, die bestimmt zupacken können.«
    »Und wie, Mädchen! Ich kann buckeln, da kommt manch junges Weibsbild nicht mit.« Nyß streckte die geballten Fäuste in die Höhe.
    Ivens Vater schluchzte laut auf. »Ich hab die Sieche, bin dem Tod geweiht.« Wie von Sinnen begann er, sich zu kratzen.
    »Scht, weint nicht. Wartet, ich kühle Euch den Arm.« Alena trat zum Waschtisch, nahm den Krug und goss dem alten Mann etwas Wasser auf die Haut. »Schon besser, oder?«
    Ivens Vater lächelte sie dankbar an. »Bist du ein Engel?«
    Iven trat hinter Alena und legte die Hände auf ihre Schultern. »Ja, sie ist ein Engel. Und zwar meiner.«
    »Sie ist deine Verlobte, oder? Das meinst du doch.« Nyß krauste die Stirn und sah aus wie ein zerknittertes Laken. Doch dann hellten sich die grauen Augen auf. »Sie ist ein gutes Mädchen.«
    »Ja, Mutter, das stimmt. Und sobald ich die Möglichkeit habe, werde ich sie ehelichen.«
    Alenas Herz führte einen wilden Tanz auf. Was redete Iven denn da? Sie war bereits verheiratet, und Iven hatte doch … Sie weigerte sich, den Gedanken zu Ende zu bringen. Hatte sie sich nicht geschworen, nur noch im Hier und Jetzt zu leben?
    Gotthardt erwachte von dem Tumult auf der Straße. Die Stimme seiner Mutter drang hinauf zu dem Fenster seiner Kammer. Sie keifte wie ein Waschweib und rief aus voller Kehle den Herrn und die Dreifaltigkeit um Beistand an.
    Benommen kletterte Gotthardt aus dem Bett, warf sich den Morgenrock über und taumelte zum Fenster. Drei Stadtsoldaten standen auf der Straße. Zwei von ihnen hatten die Hände an die Degen gelegt, und der dritte fuchtelte mit einer Papierrolle vor Merghs Gesicht herum. Mit einem Mal war Gotthardt hellwach. Er schüttelte sich und eilte die Stiege hinunter.
    Der Soldat, der das Schriftstück in der Hand hielt, reckte den Kopf. »Da ist ja der Hausherr!« Rasch entrollte er das Papier und verlas den Haftbefehl. »Da von Eurer Seite Fluchtgefahr besteht, sind wir gehalten, Euch im Frankenturm zu verwahren, bis das endgültige Urteil gefällt ist.«
    Gotthardt glaubte sich in einem schlechten Traum. War er wirklich wach?
    Mergh versuchte, nach dem Schriftstück zu greifen, doch der Stadtsoldat riss den Arm so weit in die Höhe, dass sie es nicht zu fassen bekam. »Das ist Unrecht! Das wisst Ihr genau!«, zeterte sie. »Warum muss mein Sohn in den Frankenturm? Über die Bürgermeister wurde Hausarrest verhängt. Sie dürfen es sich in den eigenen Häusern wohl ergehen lassen. Steht Gotthardt etwa nicht das gleiche Recht zu?«
    »Er könnte flüchten, genau wie Wolffskehl. Ich sagte es bereits. Es besteht Fluchtgefahr.« Der Stadtsoldat nickte seinen beiden Begleitern zu, die daraufhin die Degen zogen. »Es ist besser für Euch, wenn Ihr freiwillig mitkommt. Sonst müssen wir Euch fesseln.«
    Gotthardt begann zu jammern. Wie einen Schwerverbrecher wollten sie ihn abführen.
    »Aber er ist doch noch im Nachtgewand!« Mergh war fassungslos. Ihre Augen traten immer weiter aus den Höhlen und drohten ihr bald aus dem puterroten Gesicht zu fallen.
    »Ihr könnt ihm später Kleidung in den Turm bringen. So, und nun folgt mir

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