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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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verlegen auf ihrem Sessel hin und her. »Nun … nein, das wäre wohl nicht passend gewesen.«
    Nathaniel und Hudson wechselten einen Blick.
    »Wir hatten keine ›Bälle‹ in dem Sinn wie hier zu Hause«, erklärte Hudson. »Aber die Sklaven feiern das Ende der Ernte, Crop over , wie sie es nennen, auf den Plantagen mit Tanzen und reichlichem Essen und Trinken.«
    »Oh! Ich verstehe.« Helens Gesicht hellte sich auf. »Dann wird das für uns beide also sozusagen unser erster Dienstbotenball werden. Ich habe schon ein paar Ideen. Und was haben Sie sich überlegt?«
    Hudson federte von den Fersen auf die Zehenspitzen und wieder zurück. »Na ja … es sollte natürlich etwas zu essen geben. Ein nettes Abendbüfett.«
    »Vielleicht sollten wir Monsieur Fournier fragen, ob ihm etwas einfällt? Aber andererseits sollten wir für diesen Tag wohl eher einen Koch und Bedienstete einstellen, damit unsere Dienstboten wirklich keine Arbeit haben.«
    »Ich glaube nicht, dass es Monsieur Fournier recht wäre, wenn jemand in seiner Küche herumhantiert. Aber ein paar Aushilfen für den Tag wären nicht schlecht.«
    Sie strahlte wieder. Es tat Nathaniel unendlich gut, seine Schwester so glücklich zu sehen.
    »Und natürlich brauchen wir auch Musik«, sagte Helen. »Und Tanz.«
    Hudson stimmte ihr zu. »Mr Arnold hat mir gesagt, er wüsste einen sehr begabten Geiger, der sämtliche Volkstänze beherrscht.«
    »Herrlich!«
    Nathaniel fühlte sich wie ein Zuschauer in einem Federballspiel, bei dem die beiden sich die Ideen wie Bälle zuspielten.
    »Und vielleicht ein paar Pfänderspiele oder Wettbewerbe«, fügte Helen hinzu. »Mit ein paar Preisen?«
    »Oder ein kleines Geschenk für jeden.«
    »Was für eine gute Idee!«, begeisterte sie sich. »Das wird ein großer Spaß werden, Mr Hudson! Ich freue mich schon sehr darauf.«
    Hudson nickte langsam, er konnte die Augen nicht von ihrem leuchtenden, lächelnden Gesicht abwenden. »Ich auch.«

    Am nächsten Morgen betrat Margaret Miss Upchurchs Schlafzimmer, um sie wie üblich zu frisieren. Helen stand am Fenster; sie trug ihr braunes Tageskleid. Als sie sich nicht umdrehte, trat Margaret zu ihr ans Fenster, um zu sehen, was sie so fesselte. Der ferne Klang von Stahl lenkte ihren Blick auf die Arkade unter ihnen.
    Dort fochten Nathaniel Upchurch und Mr Hudson miteinander. Beide Männer waren in Hemdsärmeln. Durch die Säulen sah Margaret, wie sie angriffen und zurückwichen, vorsprangen und zustachen; es wirkte wie ein komplizierter, leichtfüßiger Tanz. Ihre Säbel klirrten aufeinander, umkreisten einander, stachen wieder zu. Die glänzenden Klingen blitzten in der Morgensonne.
    Ohne den Blick abzuwenden, murmelte Helen: »Was ist nur so Besonderes an Männern und Säbeln?«
    Selbst aus der Ferne konnte Margaret nicht anders, als ihre Anmut und die geschmeidigen Bewegungen zu bewundern. Und ihr entging auch nicht der Umriss von Nathaniels breiten Schultern in seinem feuchten Hemd, ebenso wenig wie seine Beinmuskeln, die sich bei jedem Ausfallschritt in den engen weißen Hosen abzeichneten. Sie hoffte nur, dass Helen ihre Gedanken nicht lesen konnte.
    Sie blickte zu ihr hinüber und sah ein seltsames Leuchten in Helens Augen, während diese ihren Bruder beobachtete. Oder beobachtete sie vielleicht Mr Hudson? Margaret hatte nicht den Mut zu fragen.
    Sie ließ Helen am Fenster stehen und ging ins Ankleidezimmer, um nachzusehen, ob dort etwas zu tun war. Kurz darauf kam Helen ihr nach und setzte sich an ihren Frisiertisch. Sie betrachtete das neue Blumenarrangement, das Margaret schon frühmorgens gebracht hatte – gelbe und weiße Chrysanthemen inmitten leuchtenden Grüns.
    Helen drehte sich um und lächelte sie an, blickte jedoch gleich wieder zurück auf die Blumen. »Hast du die Blumen arrangiert?«
    »Ja.«
    »Sehr erlesen, wirklich.«
    Das schlichte Kompliment freute Margaret. Weniger angetan war sie von Helens Erscheinung, doch sie sagte nichts. Inzwischen hatte sie sich mit Miss Upchurchs Gewohnheit abgefunden, zwischen ihrem grauen, braunen und dem stumpfgelben Tageskleid, das absolut nicht zu ihrem Teint passte, abzuwechseln.
    Margaret nahm Haarbürste und Nadeln und wollte anfangen, zuckte jedoch zusammen, als Helen plötzlich aufsprang.
    »Weißt du, ich glaube, ich sollte das grüne Ausgehkleid anziehen, das du aufgearbeitet hast. Es wäre eine Schande, es nicht zu tragen. Hilfst du mir, mich umzuziehen?«
    Margaret lächelte. »Natürlich! Liebend gern.«
    Sie holte

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