Die Maggan-Kopie
brannten nur einige Straßenlaternen, ansonsten war es still und dunkel. Der Himmel war mit Ste r nen übersät. Maggan lenkte den Wagen in eine Seitenstraße, dann in eine weitere Straße, bis sie endlich g e funden hatte, wonach sie suchte.
Das Haus war dreistöckig. Die Fassade war aus blau gestrichenem Holz. Es sah antik aus. Die Fenster waren dunkel. Doch im Eingang zum Hof brannte eine Laterne. Maggan parkte den Wagen in einer Seitengasse und weckte Sve n ja, die auf der Rückbank schlief.
„Wo sind wir?“, murmelte sie schlaftrunken.
„Ich möchte eine Freundin b e suchen“, antwortete Maggan. „Das hatte ich dir doch gesagt.“
Ihre Schritte hallten von den Pflastersteinen in der Gasse wider. Etwas we i ter entfernt bellte ein Hund. Svenja zuckte zusammen. Die Namen s schilder an den Klingeln waren verblasst. Unten wohnte jemand namens Ling oder Lung, i r gendwas Asiatisches. In der Mitte wohnte eine Familie Lundgren und oben M. Klein. Maggan klingelte ganz oben. Es dauerte unendlich lange, bis sich eine heisere Stimme in der Sprechanlage meldete: „Wer ist da?“
„Ich bin es, Maggan. Margareta Svenson.“
Der Türöffner surrte. Sie drücke die Haustür auf. Eine junge kräftige Frau mit langen, roten, lockigen Haaren kam aufgeregt die Treppe herunter und fiel Maggan um den Hals. Sie war nur mit einem langen, weißen Nachthemd bekle i det.
„Mein Gott, Maggan. Was machst du denn hier? Noch dazu so spät.“ Mercedes freute sich sichtlich über den unerwarteten Besuch.
„Nicht so laut, Mercedes. Du weckst sonst deine Nachbarn.“
„Ach, das macht doch nichts.“
„Doch. Ich möchte nicht, dass jemand merkt, dass wir hier w a ren.“
Mercedes wurde ernst.
„Ist etwas passiert? Wer ist denn bei dir?“
Maggan griff um die Ecke der Tür und zog Svenja ins Licht. Mercedes erstar r te.
„Ich wusste nicht, dass du eine Schwester hast“, sagte sie unsicher.
„Habe ich auch nicht. Aber lass uns erst einmal hinaufgehen.“
Die drei Frauen stiegen die Treppen in die oberste Etage hinauf. Mercedes verschloss sorgsam die Wohnungstür. Dann ging sie zu ihren Gästen, die übe r nächtigt auf der Couch hockten. Ihr schwarzer Kater strich um Maggans Beine.
„Was ist passiert?“
„Oh Gott, Mercedes, das kann ich dir gar nicht sagen.“ Es kam über Maggan wie ein Wolkenbruch über die Steppe, unerwartet, aber umso heftiger. Sie lehnte sich an Mercedes’ Schulter und weinte. Ihr ganzer Körper zuckte und schüttelte sich. Sie schluchzte, brachte aber kein verständliches Wort he r aus. Selten hatte sie sich so gehen lassen. Das letzte Mal, als sie so verzweifelt war, wurde sie von ihrer großen J u gendliebe weggerissen.
Mercedes strich ihr beruhigend übers Haar.
„Mein Gott, Maggan! Was ist bloß passiert?“
Maggan blickte ihrer Freundin in die Augen, wischte die Tränen weg und putzte sich die Nase. Als sie sich wieder gefasst hatte, stellte sie Svenja vor. Diese saß auf der Couch, hielt ihre Knie mit den Armen umschlungen und wippte nervös vor und z u rück.
„Das ist Svenja. Sie ist ... ich weiß nicht, wie ich es s a gen soll.“
„Wenn du es mir nicht erzählen willst, dann brauchst du es nicht“, sagte Mercedes beruh i gend.
„Ich koche uns erst einmal einen Kaffee.“ Sie ging in die Küche und begann sich an der Kaffeem a schine zu schaffen zu machen.
„Sie ist geklont“, sagte Maggan. Mercedes drehte sich nicht um. Doch einen Moment hielten ihre Hände in der Bewegung inne. Dann werkelte sie we i ter. Der Kaffee stand dampfend und duftend auf dem Tisch, aber niemand rührte ihn an.
„Sie ist geklont“, wiederholte Maggan.
„Ich verstehe nicht“, erwiderte Mercedes verwirrt.
„Sie haben sie gentechnisch erzeugt, aus DNA von mir“, versuchte Maggan es deutlicher auszudr ü cken.
„Oh, mein Gott. Aber wie ist das möglich?“ Me r cedes war sprachlos.
„Das weiß ich noch nicht. Sie gehen jedenfalls über Leichen. Ich habe gesehen, wie sie einen meiner Kollegen ermordet haben. Es ist alles so kompl i ziert. Ich habe Angst, dass mein Vater da auch mit drin hängt.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Es ist furchtbar. Sie nutzen sie als E r satzteillager. Verstehst du?“
„Ehrlich gesagt nein. Aber beruhige dich erst einmal.“
„Okay, ich bin ruhig. Es ist alles okay.“ Maggan atmete tief ein und aus.
„Ich hatte vor ein paar Wochen einen Kletterunfall. Eine Niere war ze r schmettert“, begann Maggan so sachlich, wie ihr es in
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