Die Maggan-Kopie
jemals wieder eine Eiszeit kommen wird. Zwar ist es für die Mensc h heit nicht wünschenswert, da viele ihrer Errungenschaften zerstört werden könnten, aber es steht vielleicht ein Sinn hinter diesen Eiszeiten. So wie sich Tag und Nacht mit ihren Temperatu r schwankungen abwechseln, und so wie der Sommer und der Winter seinen Sinn haben, so werden auch die Eis- und Warmzeiten eine B e deutung für das Leben auf diesem Planeten haben – beziehungsweise gehabt haben. Durch die ständige Vergiftung unserer Atmosphäre hat sich jedoch u n ser Planet erwärmt und dies hat ein langsames Abschmelzen der Gletscher und Pole zur Folge. Es sind schon Inseln für i m mer im Ozean verschwunden und auch die Küstenlinien haben sich stark verändert in den letzten dreißig Jahren. Es gab Naturwunder auf dieser Welt, wie das Wattenmeer der Nordseeküste, die nun für ewig ve r loren sind.
Endlich ging es wieder bergab und in grünere Vegetation. Schließlich gab es auch wieder Birken und Blaubeersträucher. Am späten Nachmittag, als die Sonne schon fast den Horizont berührte, gebot ihnen der Hunger das Lager aufzuschl a gen. Die Wolken fegten über ihnen hinweg, zwischendurch war blauer Himmel zu sehen und es hatte aufgehört zu regnen. Sie suchten eine grasbewachsene Ste l le auf, die zwar nass vom Regen war, aber relativ festen Grund in der sonst sumpfigen Landschaft bot. Wollgras wuchs auf weiten Flächen. Von weitem sah es aus wie Schneeflecken. Maggan und Svenja ba u ten das Zelt auf und entfachten ein Feuer. Zunächst wollte es nicht recht g e lingen, da sie kein trockenes Holz fanden. Doch unter einem wie lose aufgeschichteten Haufen Felsbrocken en t deckten sie ein paar abgestorbene Äste, die der Regen nicht erreicht hatte, dazu noch etwas Birkenrinde und sie hatten ein stattliches Lage r feuer. Ihre nassen Kleider breiteten sie um das Feuer aus und kuschelten sich in die Schlafsäcke. Eine Tasse Tee und eine Suppe aus der Dose wärmten sie von innen.
„Du warst den ganzen Tag so still“, sagte Svenja plötzlich, „bedrückt dich e t was?“
Maggan versuchte sich ein Lächeln abzuringen. „Tut mir leid, wenn ich dich beunruhige, aber es ist a l les in Ordnung.“
„Das glaube ich nicht. Du machst dir doch über irgendetwas Gedanken.“ Maggan blickte ins Feuer und genoss die Wärme.
„Du hast recht“, antwortete sie. „Ich dachte darüber nach, ob es richtig war, dich aus deiner gewoh n ten Umgebung zu reißen und hierher zu bringen. Ich wollte dir ein besseres Leben geben, aber das ist mir nicht gelu n gen.“
„Du hast mir ein besseres Leben gegeben“, sagte Svenja lächelnd, riss ein B ü schel Gras heraus und ließ es auf sie nieder regnen. Maggan fühlte sich plötzlich bei ihr geborgen.
„Ich habe immer gespürt, dass dieser unterirdische Komplex nicht die ganze Welt ist. Ich hatte Freu n de, die Bücher gefunden hatten, in denen Bilder von Tieren und Wäldern waren. Sie hielten sie versteckt. Da wir nicht lesen konnten, was darin stand, entwickelten wir eigene Theorien. Wir dachten, dass Me n schen nur unter der Erde leben konnten, aber als wir ein Bild mit einem Strand in die Hände bekamen, auf dem viele Menschen waren, wurde unsere Theorie zerschl a gen. Einer von uns – es war K-Delta Z14 – wollte herausfinden, ob es noch eine andere Welt gibt. Er ist nie wieder geko m men. Vielleicht haben sie ihn gefangen und getötet. Ich weiß es nicht, aber wir hofften, dass er irgendwo glücklich leben würde.“ Svenja erzählte Maggan zum ersten Mal unaufgefordert von ihrem Leben. Maggan hörte ihr zu und versuchte sich vorzustellen, wie sie dort unten g e lebt hatte.
Als die Sterne am Himmel funkelten, legten sie noch etwas Holz nach, und verkrochen sich dann im Zelt in ihre Schlafsäcke.
„Wie war das, als du noch so ein kleiner, unfertiger Mensch warst?“, fragte Svenja in die Dunkelheit hinein. Maggan musste lächeln und erinnerte sich plötzlich an die schönsten Dinge i h rer Kindheit.
„Als Kind siehst du die Welt anders. Alles ist magischer und geheimnisvoller und du hast weniger So r gen“, sagte Maggan. Kurz darauf fügte sie noch hinzu: „Naja, vielleicht hat man doch Sorgen. Aber and e re. Ich musste seit meinem fünften Lebensjahr in unzählige Schulen gehen. Kaum hatte ich mich an die Gegend gewöhnt und Freunde gefunden, sind wir auch schon wieder wegg e zogen.“
„Da hast du sicher viel von der Welt gesehen.“
„Ja, ich denke schon. Ich werde dir die schönsten
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