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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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Plätze zeigen, wenn das hier vorbei ist, aber ich habe auch immer wieder Freunde verlassen müssen. Das war schon hart. Vielleicht ist das auch der Grund, warum ich nie in der Lage war eine glückliche stabile Beziehung zu jemandem aufzubauen.“
    „Das tut mir leid für dich“, antwortete Svenja nachdenklich. „Ich habe auch schon einige Freunde verloren. Irgendwann waren sie einfach nicht mehr da. … Du sagtest mir in der Hütte, dass die Welt riese n groß sei. Wie lange dauert es, bis man alles gesehen hat?“, fragte Svenja dann noch.
    „Alles kann man in einem Leben kaum sehen.“
    „Aber Wongs Leute sagten oft: Die Welt ist klein“, warf sie ein.
    „Das ist nur ein Sprichwort. Sie ist klein, wenn man die heutigen Möglichkeiten der elektronischen Datennetze nutzt. Das heißt, dass du in wenigen Sekunden mit Hi l fe eines Computers Informationen von jedem Punkt der Welt bekommen kannst. Sie ist auch klein, wenn du mit dem Flugzeug fliegst. In wenigen Stunden, kannst du auf der anderen Seite der Erde sein. Doch wenn du sie zu Fuß erku n den wolltest, würdest du das in keinem Menschenleben schaffen. Die Welt ist eine Kugel von über zwölftausendsi e benhundert Kilometern Durchmesser. Weißt du noch, die Kreise, die ich in die Erde gemalt habe?“
    Svenja nickte. „Es gibt riesige Ozeane und gigantische Bergmassive“, fuhr Maggan fort. „Irgen d wann werden wir einmal zusammen so einen großen Berg besteigen. Das ist Wahnsinn. Da kannst du unendlich weit blicken. Und ich we r de dir das Meer zeigen.“
    „Ja, das Meer möchte ich gerne sehen.“ Weiter sagte sie nichts mehr. Es war zu dunkel, um Svenja s e hen zu können.
    Was ging wohl in ihr vor, dachte Maggan.

 
    Kein Ziel
     
    Das Wetter wurde in den nächsten Tagen besser. Die Sonne strahlte hell und mit der letzten Kraft e i nes farbenprächtigen Herbstes der Tundra. Der Winter würde hier oben im Norden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Die Nächte wurden sehr lang und kalt, doch die Tage umso freundlicher.
    Maggan und Svenja wanderten stetig nach Norden. Doch immer öfter k a men sie an Flüsse oder Seen, die gar nicht, oder ganz anders in der Karte ve r zeichnet waren. Obwohl diese Karte schon über dreißig Jahre alt war, wunderte es Maggan doch, wie sich die nördliche Hemisphäre in dieser relativ kurzen Zeitspanne verändert ha t te.
    Eigentlich sollten dreißig Jahre für eine intakte Landschaft kaum von Bedeutung sein – ein Augenau f schlag der Natur. Junge Bäume könnten in dieser Zeit zwar einen ausgewachsenen Wald entstehen lassen, aber Flüsse und Seen verä n derten ihr Aussehen nicht so schnell, wenn nicht besondere Umstände sie dazu zwangen. Das war jedoch der Fall. Das Wasser der a b schmelzenden Gletscher und Pole musste ja irgendwo hin. Da der Boden hier ab einer Tiefe von vielleicht einem halben Meter immer gefroren ist, kann nichts versickern. Dazu kam, dass selbst der Permafrost schon taute und die aufgetaute Schicht schon bei fast einem Meter lag. Auch das erzeugte neue Sumpflandschaften. So bildeten sich im Laufe der Jahre neue Seen, neue Flussläufe, oder die vo r handenen Gewässer dehnten sich aus. Die Karte war den beiden Frauen also keine gr o ße Hilfe.
    Am fünften Tag ihrer Wanderung waren ihre Rucksäcke schon viel leichter, denn die Lebensmittelvo r räte brauchten sich auf. Dann standen sie urplötzlich vor einem See, der sich zu beiden Seiten schier u n endlich ausbreitete. Nach der Karte hätten sie eigentlich am östlichen Ufer vorbeigehen können, ohne die Richtung grundlegend zu ändern. Doch jetzt war das Gewässer unüberschaubar angewachsen. Vor ihnen lag eine große, mit vielen Inseln und Felsblöcken durc h setzte Wasserfläche. Schilfwälder dehnten sich am Ufer aus und verwischten dadurch die Grenze zwischen Wasser und Land. Ein paar Haubentaucher schwammen vorüber. Im Rohr sangen Vögel. Der See war groß und die Ufer nicht recht auszumachen. Doch ihr Ziel war auf der anderen Se i te. Da sie kein Boot hatten und das Wasser tiefer als einen Meter zu sein schien, beschlossen sie das Ende des Sees im Osten zu suchen. Sie mussten also ihre Richtung ä n dern und das würde sie viel Zeit kosten. Eigentlich hätten sie ihr Ziel in anderthalb Tagen erreicht. Doch nun war das ungewiss. Im Westen erkannten sie die schneebedeckten Gipfel des großen Gebirgszuges, der sich von den einstigen Städten Abisko bis Jokkmokk erstreckte und den Nationalpark Sarek beherrschte. Doch diese Orte

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