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Die Maggan-Kopie

Die Maggan-Kopie

Titel: Die Maggan-Kopie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Montemurri
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er.
    „Im Winter wird es sehr kalt. Das Wasser, das du hier siehst, gefriert. Das heißt es wird fest. So wie ... wie Glas. Und statt Regen fällt Schnee vom Himmel, dann sieht die Welt aus, als hätte jemand Mehl verstreut“, versuchte sie zu erkl ä ren.
    „Hört sich eigentlich gar nicht so schlimm an. Das würde ich gern mal sehen“, meinte Svenja beei n druckt.
    „Vielleicht bekommst du noch die Gelegenheit“, entgegnete Maggan verbittert. Für Svenja hatte das Neue den Schrecken verloren. Sie war neugierig gewo r den, wollte das Leben in sich aufsaugen, wollte alles kennenlernen, verstehen. Gefahren hatten wenig Bedeutung für jemanden, der die Folgen nicht verstand. „Gut, wir gehen nach Westen. Das wird das Sicherste sein“, entschloss sich Maggan schlie ß lich. Svenja nickte.
    Zunächst suchten sie sich eine große Mulde zwischen den Felsen, wo sie es sich in ihren Schlafsäcken bequem machten. Sie scheuten sich davor, das auffäll i ge Zelt aufzubauen und machen auch kein Feuer, aus Angst, dass es jemand sehen könnte. An diesem Abend gab es kalte Ravioli aus der Dose. Die Du n kelheit, die hier im Norden zu dieser Jahreszeit sehr früh hereinbrach, die Ängste und die Anstrengung der Wanderung taten ihr Übriges und beide schliefen schnell ein.
    Der Schrei einer Eule ließ Maggan hochfahren. Es war stockfinstere Nacht. Der Neumond war nur als schmale Sichel am Himmel zu erkennen und die Milchstraße glitzerte als schlankes Band. So viele Sterne kann man nur fern der großen Städte sehen, die mit ihrem Dauerlicht den Himmel blass erscheinen la s sen. Maggan hatte den Eindruck, dass sie in dieser Nacht tiefer ins Universum blicken konnte, als jemals zuvor in ihrem Leben und sie kam sich klein und unbedeutend vor. Vorsichtig löste sie sich aus dem Schlafsack und setzte sich auf einen erhöhten Felsblock, um den Himmel zu betrachten. Da war der Große Wagen und da – die hintere Seite des Großen Wagens fünfmal ve r längert – der Nordstern.
    Zweifel, ob sie in Bezug auf Svenja richtig gehandelt hatte, vermischten sich mit einer Freude über das Leben, die sie so noch nie gespürt hatte. Die Weite der Tundra, die Nacht, die Natur, das Universum – alles war schon ewig da. Doch sie hatte das Gefühl, alles erst jetzt entdeckt, richtig begriffen zu h a ben. Plötzlich raschelte es neben ihr im Gebüsch. Ein Schatten huschte vorbei und noch einer. Dann ein Schrei von Svenja. Stille. Maggan sprang auf und stolperte über die Felsen Richtung Svenja. Doch ihr Schlafsack war leer. Ein pfeifendes Geräusch ließ sie herumfahren. Etwas prallte gegen ihre Schläfe und sie brach bewusstlos z u sammen.

Ausgeliefert
     
    Die Tankanzeige des Helikopters stand auf null. Die rote Warnleuchte blinkte. Die Reserve würde höchstens noch für zehn Minuten reichen. Nicht lange genug, um aus der Todeszone herauszukommen. Kenny war sowieso nicht nach Süden, sondern Nordosten unterwegs. Irgendwo in diesem Quadranten musste die Forschungsstation liegen. Er hatte keine A h nung nach was er suchte. Ein Zelt, eine Hütte, ein Dorf – es konnte alles sein.
    Die Sonne berührte schon den Rand des Horizonts, denn er wurde von einem Hagelschauer gezwungen fünf Stunden auf einer Lichtung zu ve r bringen. Die Sicht war gleich null gewesen und da er nicht wusste, wonach er suchte, hatte er es vorgezogen, das Unwetter abzuwarten, um klarere Sicht zu beko m men.
    Kenneth flog deswegen jetzt recht hoch, um einen besseren Überblick zu erhalten. Die genaue Posit i on von Nordland war nicht bekannt. Sie wollten die Forschungsstation vor Übergriffen der Outländer bewahren. Das waren Menschen, die sich mit Waffengewalt das Recht erstritten, in der Todeszone leben zu können. In der Regel wurden sie von der Regierung einfach ignoriert. Off i ziell existierten sie nicht. Die meisten von ihnen waren missgebi l det oder litten an Geschwüren, die sie entstellten. Alles Folgen der UV-Strahlung. Doch wenn sie Überfälle auf Forschungseinrichtungen begingen, um sich Na h rungsmittel und andere Güter zu stehlen, wurden sie mit aller Härte bekämpft. Vor zirka drei Jahren ist ein Dorf dem Erdboden gleic h gemacht worden. Mit Satelliten spürten sie die Outländer auf und dann schickten sie eine Jägerstaffel los, die alles im U m kreis von drei Meilen verwüstete. Genaue Zahlen von Opfern waren nicht bekannt, da sich niemand das Resultat des Massakers ansah. Aber Schätzungen gingen von minde s tens fünfzig Toten aus. Natürlich

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