Die Magie Des Herrschers
Konsultant tauchte durch die Vorhänge und ließ sich neben ihm nieder. »Ganz Ulsar muss zur Premiere versammelt sein.«
»Es scheint langweilig zu werden«, gab er gut gelaunt zurück. »Die Geschichte ist schon lange bekannt. Aber wenn die Musik gut komponiert ist, bleibe ich bis zum Schluss.« Er reichte Nesreca das Programmheft. »Danach folgt der Ball in der Eingangshalle, und dann wären die Pflichten für heute erfüllt.«
Nesreca las die Zeilen nur oberflächlich. »Übrigens ein sehr guter Einfall, durch die Eintrittsgelder der Wohlhabenden den einfachen Ulsarern den Besuch der Vorstellung zu ermöglichen, ohne dass sie einen Obolus entrichten müssen.«
Das Stimmen der Instrumente tönte aus dem Orchestergraben und verkündete den baldigen Beginn.
»Bei aller Freude über das Erreichte«, wagte Nesreca einen Vorstoß, um auf die Hohen Schwerter zu sprechen zu kommen, »ich muss Euch etwas mitteilen, Hoher Herr.«
»Wird es meine gute Laune etwa zerstören?«, wollte Lodrik amüsiert wissen. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass es im Augenblick etwas gäbe, was dazu in der Lage wäre.«
Das Gesicht seines Beraters wurde bedauernd. »Oh, wie ich wünschte, dass Ihr Recht behieltet«, seufzte er. »Aber ich habe den schlimmen Verdacht, dass der Großmeister der Hohen Schwerter seinen Eid Euch gegenüber brach.«
»Ihr habt einen Verdacht, oder hofft Ihr, dass es sich so verhält?«, meinte Lodrik freundlich und richtete den Blick nun auf seinen Vetter.
Nesreca beschlich das Gefühl, dass der Herrscher wusste, was er zu sagen beabsichtigte. Und dass er mit seinem Vorhaben, den Orden in Misskredit zu bringen, scheitern würde.
»Ich habe erfahren, dass nicht dieser Turît, der Befehlshaber der vernichteten Festung Windtrutz, Osbin Leod Varèsz getötet hat, sondern der Großmeister der Hohen Schwerter selbst – Nerestro von Kuraschka. Der Orden hintergeht Euch, Hoher Herr. Lasst mich eine Untersuchung durchführen.«
Lodrik lächelte verschmitzt. »So, so. Und woher habt Ihr Eure Weisheit, Mortva? Die Insassen der Festung sind alle tot, und soweit mir berichtet wurde, führte Varèsz einen Angriff, von dem keiner seiner Leute zurückkehrte.«
»Nein, nicht ganz«, hielt der Berater dagegen. »Es gab mehrere, die sich im letzten Augenblick zurückziehen konnten, und …«
Der Arm des Herrschers legte sich beruhigend auf die Schulter seines Konsultanten. »Vetter, ich soll eine Untersuchung anordnen und sie Euch übertragen, weil eine Hand voll Feiglinge den Hergang der Dinge anders schildert, als es der Wirklichkeit entspricht?« Lodrik schüttelte sachte den blonden Schopf. »Ich weiß, dass Ihr Nerestro von Kuraschka nicht leiden könnt. Aber gebt Acht, welchen Eurer Spione Ihr zukünftig vertraut und welchen nicht. Wenn der Großmeister Eure falschen Behauptungen vernimmt, wird er Euch ein weiteres Mal zum Zweikampf fordern.« Er lehnte sich zurück und widmete seine Aufmerksamkeit der Bühne, wo sich soeben der Vorhang öffnete. »Zudem weiß ich, wo er zum Zeitpunkt der Belagerung am Eispass war.« Nesreca starrte seinen Herrn mit großen Augen an. »Ich hatte ein geheimes Treffen mit ihm, um ihn zu überzeugen, doch auf meiner Seite zu kämpfen. Ihr seht, er kann unmöglich in Ilfaris gewesen sein.«
»Er war in Ulsar?«, blinzelte der Berater und fühlte sich, als hätte er einen schlechten Traum. »Aber das kann nicht sein.«
Lodrik wandte sich ruckartig um, sein Blick schien gefroren zu sein. »Ihr wollt mich also als einen Lügner bezeichnen, Mortva? Mich?«
Nesreca schloss für einen Moment die Lider und atmete ein, bevor er antwortete. »Nein, natürlich nicht, hoher Herr«, sagte er schleppend. Er verschafft dem Großmeister wissentlich einen falschen Anwesenheitsbeweis, grübelte er. Aber weshalb? »Da wäre noch eine Sache, wenn wir schon einmal die Gelegenheit haben, in aller Ruhe …«
Das Orchester schmetterte den Militärmarsch der Bardris. Alle Anwesenden erhoben sich von den Plätzen und schauten zum Kabcar, der langsam aufstand, die Hände an die Balustrade gelegt, und sich strahlend seinem Volk präsentierte.
Mit einem Laut des Unmuts sackte der Konsultant auf seinem Sessel zusammen, stützte die Ellbogen auf die Lehnen und legte die Fingerspitzen zusammen. Gereizt stieß er die Luft aus und wartete notgedrungen, bis die Melodie verklungen war, um das Gespräch wieder aufzunehmen.
Die hoheitliche Musik verklang; vielfaches Rascheln zeigte, dass sich die Besucher
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