Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
bekomme ich Verbündete?
    Ulldrael der Gerechte würde sich einen Dreck um ihn scheren, zumal er sich nie dazu herablassen würde, jenes Wesen um Beistand zu bitten, das ihn überhaupt erst in die Arme des Gebrannten Gottes getrieben hatte. Mittlerweile hatte sich der Kult um den Gerechten durch seinen Einfluss so sehr gewandelt, dass Ulldrael es vermutlich mit einem zufriedenen Lächeln zur Kenntnis nähme, sollte er gegen die Mächte des Bösen und die einstigen Verbündeten zu Grunde gehen.
    Gegen seinen Willen tauchten die Gesichter derer von seinem inneren Auge auf, die ihm vor Jahren den Rücken zugewendet hatten und die nun alle gestorben waren, abgesehen von seinem einst treuesten Freund und Ratgeber Stoiko, den er nun irgendwo im Süden vermutete.
    Mehr und mehr verdichtete sich seine Überzeugung, dass sie alle irgendwie ins Intrigennetz seines Vetters geraten waren. Genau wie er.
    Nur durfte die »Fliege« Lodrik im Gegensatz zu den bereits eingesponnenen und vernichteten Beutetieren noch ein wenig zappeln, bevor die »Spinne« Mortva auch ihn umgarnen und auffressen würde. Norina und Waljakov hatten ihn damals vor Sinured und seinem Berater gewarnt, doch er hatte ihnen kein Gehör geschenkt. Nun brauchte ich euch alle mehr denn je zuvor. Wie töricht ich doch war!
    Die Schuldgefühle, seine Freunde durch die eigene Verblendung in den Tod auf hoher See getrieben zu haben, drohten ihn zu überwältigen. Eine Träne schimmerte im Augenwinkel auf. Wie wohl mein Stück auf der Bühne des Lebens enden wird?
    Während der Opernheld seinen glorreichen Sieg über alle Schwierigkeiten am Ende des letzten Aktes feierte und die Zeit der Sorglosigkeit unter seiner Führung anbrach, schluchzte der echte Kabcar wie ein kleines Kind in seiner Loge.
    Erst nach einer Weile gelang es ihm, sich zusammenzureißen, aufzustehen und den Darstellern Beifall zu spenden. Die Tränen des Herrschers deuteten die Ulsarer als Zeichen der Freude, dass man ihm auf diese besondere Weise huldigte.
    Lodrik besah sich die Menge zu seinen Füßen und rund um ihn herum.
    Bevor auch nur ein Soldat den Fuß auf kensustrianisches Territorium setzt, werde ich in Ulsar ein wenig durchkehren, beschloss er. All die Menschen, die seit Jahren auf ihn vertrauten, würde er niemals dem Bösen überlassen, das offensichtlich etwas plante. Wer braucht schon Verbündete?, schnaubte er in gewohntem Trotz. Ich habe die Magie und die Macht. Ich bin der Kabcar, der Hohe Herr! Ich werde ihnen zeigen, wer das Sagen hat.
    Sein Applaudieren wurde schneller, lauter, als feuerte er sich selbst an.
    »Bravo«, rief er glühend hinunter zu den Musikern und Schauspielern. Er nahm sein Glas Sekt und riss es in die Höhe. »Auf eine erfreuliche Fortsetzung dieser Oper!«

    Zvatochna betrachtete ihr überirdisch schönes Antlitz nachdenklich im Spiegel.
    Ein Augenaufschlag genügte, und die Männer im Saal, ganz gleich welchen Alters, waren ihr verfallen. Lachte sie, verstummten die Gespräche, weil jeder den Klang ihrer Stimme hören wollte. Ein Lächeln ließ die eisigsten Herzen entflammen und in verheerendem Feuer vergehen.
    An diesem Abend jedoch verharrten die Mundwinkel, Freude suchte man bei der Tadca vergebens.
    Schweigend griff sie nach dem Kamm und fuhr sich mit schwerfälligen, lustlosen Bewegungen durch die langen schwarzen Haare, ein Privileg, das vor wenigen Monaten ihrer Mutter vorbehalten gewesen war. Doch seit ihr Vater die Kabcara verbannt hatte, musste sie auf gewöhnliche Zofen vertrauen, von denen es ihr keine recht machen konnte.
    Sie kämmte immer langsamer, bis sie es schließlich ganz sein ließ, sich erhob und aus ihrem Kleid schlüpfte.
    Nackt huschte sie durch ihr Gemach und begutachtete sich von allen Seiten im vollständig verspiegelten Paravent, der in einer Ecke des luxuriös eingerichteten Raumes stand.
    Sie war körperlich zur Frau gereift, die reflektierende Oberfläche ließ daran keinen Zweifel aufkommen. Die äußerliche Perfektion, die sie von ihrer Mutter geerbt hatte, konnte Männern den Verstand rauben, wie sie des Öfteren feststellte. Sie verführte die unterschiedlichsten Männer mit Worten und Gesten, doch sobald sie mehr von ihr wollten, wies sie die Bittsteller rigoros zurück. Ihre Jungfräulichkeit würde sie gewiss nicht an einen einfachen Offizier, Adligen oder Mundschenk verschleudern.
    Seit einiger Zeit wusste sie, dass sie einen weiteren Verehrer auf ihrer schier endlosen Liste verzeichnen durfte. Und er beobachtete

Weitere Kostenlose Bücher