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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Augen auf und erkannte die intakten Deckenbalken über sich. Was …?
    Von rechts schob sich das überglückliche Gesicht Stoikos in ihr Blickfeld, von links das misstrauische des Hofnarren, das sich augenblicklich in eine fröhliche Fratze verwandelte. Das Klingeln von Schellen tönte in ihren Ohren.
    Ihr Ziehvater nahm sie mit einem Schluchzen in die Arme und drückte sie an sich, während Soscha selbst immer noch über ihre »Fahrt« nachdachte. Sie musste kichern, als sein stattlicher Schnurrbart kitzelnd über ihre Wange strich.
    »Kind, da bist du wieder!«, sagte Stoiko mit erstickter Stimme; die Rührung verschlug ihm die Sprache. »Ich wusste es! Ich wusste es die ganze Zeit über.«
    »Gar nichts wusste er, aber gehofft haben wir alle«, gab Fiorell seinen Kommentar dazu ab, drückte sich auf ihrer Bettkante in den einarmigen Handstand und betrachtete kopfüber das Gesicht der jungen Frau mit fröhlichem Feixen. »Tatsächlich, kein bisschen verwest.«
    »Bitte?«, raunte Soscha. Ihre Kehle war trocken, der Geschmack in ihrem Mund fürchterlich. Sie wollte sich bewegen, fühlte sich aber dermaßen matt, dass es gerade ausreichte, sich ein wenig zur Seite zu drehen, wo Stoiko stand.
    »Warte.« Er setzte ein Glas Wasser an ihre aufgesprungenen Lippen. Kühl und erfrischend rann das Nass ihre Kehle hinunter. »Ist es jetzt besser?«, erkundigte er sich sorgenvoll, nachdem sie das Glas geleert hatte. Sanft strich er ihr über das Haar. »Ulldrael der Gerechte und alle Götter Kensustrias müssen dir beigestanden haben.«
    »Und das sind wahrlich viele«, meinte der Spaßmacher und setzte elegant auf dem Boden auf. »Es sind so viele, dass man ein Jahr braucht, um für jeden ein Gebet aufzusagen.« Er absolvierte einen Luftsprung und schlug die Hacken zusammen; mit seinem Narrenstab rasselte er laut dazu. »Ich lasse Eure Grube wieder zuschaufeln und sage dem Pralinigen Bescheid. Das Dickerchen wird vor Freude dahinschmelzen wie ein Stück Konfekt in seinem Mund.« Schon war Fiorell verschwunden.
    Soscha schaute ihm hinterher und richtete dann den Blick auf ihren Mentor. »Wie hat er das gemeint … das mit der Grube?«
    Stoiko fasste ihre Hand und drückte sie leicht. »Du warst drei Monate lang wie tot. Wir haben dich neben Sabins Überresten gefunden. Du hast nicht mehr geatmet, dein Herz war nicht mehr zu hören. Wir legten dich ins Bett und warteten ab, was geschehen würde. Niemand, selbst die Cerêler nicht, konnte sich eine Vorstellung davon machen, was sich ereignet hatte.«
    »Und was geschah dann?«, forschte sie kraftlos nach.
    »Nichts. Du lagst im Bett, und es geschah nichts.« Stoiko schauderte. »Es war furchtbar, weil niemand wusste, was man unternehmen konnte. Einige Gelehrte, die wir befragten, wollten dich aufschneiden und in deinem Innern nachsehen, was passiert ist. Wie gut, dass wir es nicht zugelassen haben.«
    »Ich wäre euch in der Tat sehr böse, wenn meine Innereien nun neben meinem Bett in einem Eimer lägen«, meinte die junge Frau mit einem Lächeln. Dann wurde sie wieder ernst. »Drei Monate?«
    Ihr Mentor nickte. »Du lagst einfach nur im Bett, und weil dein Körper nicht verfiel, beschlossen wir so lange zu warten, bis die Verwesung einsetzen würde. Vorher wollten wir nichts unternehmen. Einer der Diener blieb immer Tag und Nacht an deiner Seite, und vor drei Nächten zuckten deine Augenlider.«
    Ihr fiel auf, wie müde der ältere Mann wirkte. »Und seitdem sitzt du hier?«
    »Das war es wert«, gab er glücklich zurück. »Aber verzeih mir, wenn ich mich bald zurückziehe. Meine Knochen sehnen sich nach Schlaf.« Besorgt fuhr er ihr über die Stirn. »Weißt du, was damals geschah? Kannst du es mir erzählen?«
    In aller Kürze berichtete Soscha, wie es zu dem Unglück gekommen war, dass zu Sabins Tod geführt hatte. Danach war sie so erschöpft, dass sie in einen ruhigen Schlaf sank.

    Als sie erwachte, musste es Nachmittag sein. Warm fielen die goldenen Sonnenstrahlen in ihr Gemach.
    Wie lange ich wohl diesmal geschlafen habe?, wunderte sie sich. Bitte, Ulldrael und Ioweshbra, lasst es nicht wieder drei Monate gewesen sein. Sie fühlte sich wesentlich kräftiger und wollte es wagen, sich von ihrem Lager zu erheben. Was ich wohl getan hätte, wenn ich in einer Gruft oder Ähnlichem zu mir gekommen wäre? Sie erschauderte. Das wäre fürchterlich gewesen … nach langer Zeit ins Leben zurückzukehren, nur um zu ersticken.
    Vorsichtig stützte sie sich auf die

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