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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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stehen blieb, war Pashtak bekannt. Es war humanoid, etwas größer und behaarter als er selbst und gehörte seiner Einschätzung nach zu den »Gelegentlichen«, denen Menschenfleisch eine willkommene Abwechselung bedeutete.
    Abschätzend schaute er zu dem Ankömmling hinüber. »Wie sollen sich Nackthäute jemals uns gegenüber friedlich verhalten, wenn wir sie weiterhin umbringen? Du wirst dich dafür vor der Versammlung der Wahren rechtfertigen müssen.«
    »Ah, ich verstehe. Du bist der, der die Morde untersucht«, entgegnete das Wesen mit leiser Stimme. Gelassen wischte es den Schnee von einem Baumstumpf und nahm Platz. »Aber was kann ein Wolf dafür, dass er die Schafe frisst? Es liegt in seiner Natur. Soll er Gras fressen und eingehen?«
    »Das wird gewiss kein Streitgespräch werden«, entgegnete der Inquisitor. »Du weißt, dass es verboten ist, die Nackthäute zu töten.«
    Gleichmütig betrachtete das Wesen die Kadaver. »Sie halten sich auch nicht daran.«
    »Deshalb müssen wir es ihnen nicht nachtun.« Langsam bewegte er sich auf die Kreatur zu. Er beschloss, die Gelegenheit zu nutzen und eine Frage zu stellen, die ihm vielleicht etwas Klarheit brachte, weshalb seine Verwandten die Menschen verspeisten. »Was ist so Besonderes an ihrem Fleisch?«
    Das Wesen lachte leise. »Wenn du es nicht gekostet hast, wirst du es nicht verstehen.« Die Klinge des Dolches funkelte auf. »Es ist dieser Beigeschmack, den keine andere Beute hat. Soll ich dir ein Stück von ihm abschneiden?«
    »Nein, danke«, lehnte der Inquisitor beherrscht ab, auch wenn es ihn einiges an Überwindung kostete. »Steck die Waffe weg und komm mit mir. Es wird eine ordentliche Verhandlung geben. Doch um die Strafe wirst du nicht herumkommen. Du weißt, was mit Wölfen geschieht, die ständig Schafe reißen, obwohl man sie gewarnt hat.«
    »Und wenn das Tier schon tot war, als der Wolf hinzukam?«, meinte das Wesen. »Wenn du Pferd und Reiter untersuchst, wirst du feststellen, dass sie sich beide das Genick gebrochen haben. Ich habe sie gefunden und zusammen mit meiner Familie von der Straße geschleppt, damit wir sie in aller Ruhe …« Er hob den Dolch. »Wir wollten die anderen Nackthäute doch nicht beunruhigen.« Ruhig wartete er ab, bis Pashtak seine Prüfung abgeschlossen hatte. Die girrenden Laute, die der Inquisitor als Zeichen seiner Verlegenheit ausstieß, erkannte er als Entschuldigung an.
    »Du kannst gehen, ich habe dich zu Unrecht verdächtigt«, sagte Pashtak. »Wenn der Wolf Aas frisst, kann es den anderen Schafen egal sein.« Das Wesen nickte ihm zu und verschwand im Dickicht. Vor allem dann, wenn es die anderen Schafe nicht wissen. Der Blick des Inquisitors blieb an den Satteltaschen des toten Pferdes hängen. Wo der Unglückliche wohl hinwollte? Man sollte wenigstens seine Verwandten davon in Kenntnis setzen, dass er verschieden ist, ohne Einzelheiten zu nennen. Um einen Aufschluss über die Herkunft des Verunglückten zu erhalten, durchsuchte er dessen Kleider und Satteltaschen. In einem Hohlraum unter dem Sitzpolster des Sattels entdeckte er eine wasserdichte, verplombte Lederröhre, in der Dokumente transportiert wurden, adressiert an Leconuc, den Tzulani, der die Versammlung der Wahren leitete.
    Er pfiff leise durch die spitzen Zähne. Das nenne ich doch mal einen Fund! Abschätzend wog er das Behältnis in der Hand. Ich bin Inquisitor, und ich habe die Pflicht, alle Vorgänge zu untersuchen, sagte er zu sich selbst, während er es einsteckte und seine Inspektion fortsetzte. Aber außer ein paar Münzen fand er nichts, was ihm verdächtig erschien.
    Gedankenversunken machte er sich auf den Marsch. Die Rolle unter seinem Gewand wurde mit jedem Schritt schwerer und schien laut den Namen des Empfängers zu rufen.
    Ganz wohl war ihm nicht dabei, dass er sich das Dokument angeeignet hatte und nicht sofort abgeben würde. Aber nach den Vorkommnissen in Braunfeld musste er so handeln. Wenn Leconuc sich mit den restlichen Tzulani verbündete oder gar schon verbündet war, stand das friedliche Miteinander in Ammtára vermutlich vor dem Ende. Die Anhänger würden die Opferungen zu Ehren des Gebrannten Gottes fortsetzen und sich die Feindschaft der übrigen Städte zuziehen.
    Oder ist das vielleicht sogar beabsichtigt?, fragte er sich. Wird unser Zuhause erneut zum Stammsitz Sinureds, von dem nur Tod und Verderben für die Nackthäute ausgehen? Wenn die Dunkle Zeit anbricht, wird es so kommen.
    Pashtak verfiel in einen

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