Die Magie Des Herrschers
Leibwächters. »Wenn Ihr die Angreifer totreden wollt, dann stellt Matuc, die alte Gebetsmühle, ganz vorn mit auf. Und die kleine Hexe direkt daneben. Aber echte Krieger hat es darunter keine.«
»Ich bin auch noch da«, protestierte Lorin. »Zusammen mit den anderen schaffen wir es.«
»Über die Mauern werden sie nicht kommen, denn die Miliz wird die Wachtürme besetzt halten«, überlegte Waljakov. »Aber wie wollen sie sich Eintritt verschaffen?«
Jarevrån legte den Zettel zurück auf den Tisch. »Mit fünfzehn Mann durch den Brunnen«, sagte sie halblaut.
»Natürlich!«, rief der Glatzköpfige und starrte die junge Frau entgeistert an. »Wäre es möglich, dass zwischen dem Brunnen und diesen Grotten ein Verbindungsgang besteht? Dann könnten sie ins Herz der Stadt gelangen, ohne dass es jemand bemerkte; sie würden die Wachposten der Miliz überwältigen und die Tore für den Rest der Mörderbande öffnen.«
»Aber sie haben nicht mit uns gerechnet«, meinte Fatja aufgeregt. »Wir schlagen sie in die Flucht.«
»Eine Woche ist nicht sehr viel«, überlegte Waljakov. »Und wir haben einen Verräter in der Stadt, der ebenfalls Schwierigkeiten machen wird, wenn wir allzu offensichtlich Vorbereitungen treffen.«
Und so berieten sie sich, was zu tun sei.
Waljakov und Lorin wollten in aller Heimlichkeit die Grotten untersuchen, ob sich dort wirklich so etwas wie ein geheimer Gang auftat. Die anderen, einschließlich Jarevrån, die von nun an zum Kreis der Verschworenen zählte, würden in aller Besonnenheit den Brunnen überprüfen und die Umgebung beobachten, ob sich erste Anzeichen auf den Überfall zeigten. Der Leibwächter ging davon aus, dass der Verbindungsmann der Seeräuber seit dem Diebstahl der Dose sehr vorsichtig und misstrauisch war.
Als alles beredet war, brachte Lorin Jarevrån noch bis zur Tür und küsste sie, bevor er ihr den Eingang öffnete. Sie huschte hinaus.
»Wie süß«, sagte Fatja hingerissen. »Wie verliebt die beiden sind.«
»Ja, ja, die Jugend«, meinte Matuc und klang dabei sehr wissend.
»Und die Jugend unternimmt leichtsinnige Dinge, habe ich Recht? Mir scheint, das steht nun ein echter Mann und nicht mehr der kleine Bruder vor uns«, blinzelte Fatja Lorin zu. »Du solltest dir das nächste Mal das Moos aus den Haaren klauben, bevor du hereinkommst.«
Matuc schaute verwirrt zu Fatja. »Was meinst du denn damit?«
»Ich muss ins Bett«, gähnte Lorin übertrieben und lief eilig nach hinten in seine Kammer.
»Turteln macht müde«, grinste Fatja ihm nach.
»Und die viele frische Luft«, ergänzte Blafjoll todernst, »tut beim Turteln ihr Übriges.«
»Wovon redet ihr? Waljakov, hast du einen Schimmer, was sie faseln?«
»Ich muss weg«, murmelte der Hüne und verschwand fluchtartig. Diese Themen hatte er schon bei Lodrik gehasst.
Lachend verabschiedete sich der Walfänger. Fatja huschte in die Küche, um das Abendbrot für sich, ihren Ziehvater und Arnarvaten herzurichten.
»Oh!«, fiel es Matuc nach einer Weile wie Schuppen von den Augen. » Davon haben sie gesprochen!«
Fatja näherte sich dem Bett ihres kleinen Bruders auf Zehenspitzen. »Du schläfst nicht, das sehe ich.«
Lorin drehte sich um und warf ihr einen bösen Blick zu. »Du hättest es vorhin für dich behalten können. Es war Jarevrån peinlich, und ich fand es auch nicht gerade angenehm.«
»Beschwere dich nicht bei mir«, wehrte sie ab und setzte sich zu ihm. »Ich habe nur gesagt, was ich vermutet habe. Eure Reaktion hat euch verraten, nicht ich. Bis dahin habe ich nichts gewusst.« Fatja betrachtete ihn auf eine Weise, wie sie es vorher noch nie getan hatte. »Du bist also zum Mann geworden. Ich hoffe, Jarevrån und du habt euch die Sache vorher gut überlegt.«
»Ich werde mein Leben mit ihr verbringen«, erklärte er und setzte sich auf. »Sie ist das großartigste Mädchen … die großartigste Frau, die ich mir wünschen kann. Als ich von allen anderen noch wie ein Ausgestoßener behandelt wurde, hat sie auf die Meinung der Menschen in Bardhasdronda gepfiffen und sich um mich gekümmert. Gäbe es eine Bessere als sie?«
»Nein, wahrlich nicht«, bestätigte Fatja.
»Es verbindet uns mehr. Verstehst du, was ich meine?« Groß schaute er sie mit seinen blauen Augen an.
Sie erwiderte den Blick.
Unvermittelt stellte sich das Gefühl ein, das sie schon so lange nicht mehr verspürt hatte. Jetzt?, erschrak sie ein wenig. Allzu plötzlich erwachten ihre Fertigkeiten zum Leben.
Lorins
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